Einigung zwischen Ebersberg und Grafing:Auf einen Schluck

Einigung zwischen Ebersberg und Grafing: Walter Brilmayer und Angelika Obermayr unterzeichnen die Vereinbarung über den Leitungsverbund.

Walter Brilmayer und Angelika Obermayr unterzeichnen die Vereinbarung über den Leitungsverbund.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die beiden Städte beschließen den Aufbau eines Leitungsverbundes, der im Notfall die Wasserversorgung sichern soll

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Grafing

"Es ist, wie wenn man sich beim Nachbarn eine Halbe Bier ausleiht", mit diesen Worten erklärte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) nun den Vertrag, den er am Montag mit seiner Grafinger Amtskollegin Angelika Obermayr (Grüne) geschlossen hatte. Tatsächlich geht es um Nachbarn, die sich mit Trinkbarem aushelfen - aber weder mit Bier noch mit Mengen, die man gewöhnlich in Flaschen transportiert. Die beiden Städte werden nach jahrelanger Vorbereitung einen sogenannten "Leitungsverbund" bauen.

So heißt das Projekt in modernem Amtsdeutsch, der alte Name lautet "Trinkwasser-Notverbund". Denn genau darum geht es: Falls in Grafing oder Ebersberg Probleme bei der Wasserversorgung auftauchen, soll sie durch den Nachbarn mit übernommen werden. Je rund 80 Kubikmeter fließen diesseits und jenseits von Gsprait stündlich durch die Leitungen. Etwa 150 Tage könnten die Grafinger die Ebersberger mitversorgen - umgekehrt gibt es kein solches Zeitlimit. Grund für dieses ist ein Rechenfehler, wie Obermayr erläutert. Denn ursprünglich war man davon ausgegangen, dass jede Stadt die jeweils andere für unbestimmte Zeit mitversorgen könnten. Allerdings war man von einer größeren Leistungsfähigkeit der Brunnen in Aiterndorf ausgegangen. Wie Grafings Bauamtsleiter Josef Niedermaier erläutert, könne man aus den beiden Brunnen zwar genug Wasser entnehmen, um die Kreisstadt mitzuversorgen - allerdings mit der Folge, dass der Zustrom bald von außerhalb des Wasserschutzgebietes erfolgt und das, was aus dem Rohr läuft, nicht als Trinkwasser genutzt werden dürfte.

Allerdings ist geplant, die Aiterndorfer Brunnen zu ertüchtigen - helfen könnte dabei ausgerechnet die "Ebersberger Quelle". Die entspringt ebenfalls im Wasserschutzgebiet rund um Aiterndorf und speist bislang ein paar Fischweiher in der Gegend. Diese sei "ein Geschenk" an die Nachbarn, so Obermayr. Jene hatten übrigens bis vor einem halben Jahrhundert ganz regulär ihr Wasser aus Aiterndorf bezogen, weiß Brilmayer. Bevor es die Brunnen im Forst gab, war der Standort in Grafing Eigentum der Kreisstadt, vor etwa 35 Jahren wurden die Brunnen an die Nachbarn veräußert.

Wenn von dort nun vielleicht bald wieder Wasser nach Ebersberg fließt - etwa, während am Netz gearbeitet wird - geschieht dies zwar nicht zum Preis einer Halben Bier, dennoch wird es günstiger als geplant. Denn statt zweier Ringleitungen mit Übergabestation wird es nur eine ständig gespülte Leitung geben. Statt zwei Millionen Euro soll der Verbund dadurch nur knapp 1,2 Millionen kosten. Etwa 541 000 Euro entfielen auf Ebersberg, 560 000 auf Grafing. Allerdings gebe es inzwischen ein Förderprogramm für solche Vorhaben, rund 30 Prozent könnten sich die beiden Städte so sparen, schätzt Brilmayer: "Da bin ich beinahe froh, dass es so lange gedauert hat."

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