Ein Beruf im Wandel der Zeit:Fehlende Fachpraktiker, wenig Wertschätzung

Josefitag St. Zeno

Dass das Schreinerhandwerk heute ein hochkomplexer Beruf ist, zeigen Franz Xaver Peteranderl (links) und Franz Bachschneider.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Josefstag im Kirchseeoner Berufsbildungswerk werden die Probleme der Schreiner im Landkreis thematisiert

Von Valentin Tischer, Kirchseeon

Der heilige Josef ist der Schutzpatron der Sterbenden, der Arbeiter und der Zimmerer. Was den Teilnehmern am Josefstag im Berufsbildungswerk St. Zeno in Kirchseeon aber besonders wichtig ist zu betonen, Josef war nicht nur der Vater des Messias und ein Heiliger, sondern eben auch Schreiner. Unter dem Motto "Jugend braucht Perspektive in Europa - Hände reichen und Brücken bauen" haben sich in der Mensa des Berufsbildungswerks (BBW) 50 Gäste versammelt, um die Herausforderungen und Perspektiven der Schreinerausbildung und des Berufs zu diskutieren. Hier in Kirchseeon werden junge Menschen mit Förderungsbedarf auch als Schreiner, beziehungsweise als Fachpraktiker ausgebildet.

Gegen Ende seiner Festrede verspricht sich der Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Franz Xaver Peteranderl: "Gott schütze das ewige, äh, ehrbare Handwerk." Er trifft damit ungewollt einen Punkt, den auch die Vertreter der Schreinerinnung Ebersberg ansprechen. Das Schreinerhandwerk im Landkreis ist vielleicht gar nicht so ewig. Denn die Betriebe haben auch hier mit einigen Problemen zu kämpfen.

"Mein Sohn geht in die Realschule und stößt auf Unverständnis, wenn er sagt, dass er eine Schreinerlehre machen will", erzählt Johann Wieser, Obermeister der Schreinerinnung Ebersberg. Ähnliches kann auch Johann Huber, Schreinermeister aus Anzing und Vorstandsmitglied der Innung, berichten. Sein Sohn gehe auf das Gymnasium und sehe sich dem gleichen Unverständnis gegenüber, erzählt er. Beide fordern, dass in der Schule dem Handwerk mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Im Rahmen der Festlichkeiten zum Josefstag, stehen beide zusammen mit dem Schulleiter des BBW, Thomas Oliv, und Schreinerwerkstattleiter Franz Bachschneider in einer Diskussionsrunde und werden von BBW-Geschäftsführer Bernd Zimmer befragt.

"Ist das Schreinerhandwerk noch wie vor 2000 Jahren?", fragt Zimmer zum Einstieg. Die Antwort der Schreiner lautet: Nein. Früher hätten Schreiner nur kleine Arbeiten für das eigene Dorf verrichtet, sagt Wieser. Heute ist das anders, die Arbeit ist komplexer geworden, sagt er. "Die Arbeit ist mehr technisiert", erklärt Johann Huber. Neben den hochqualifizierten Schreinern, die beispielsweise Maschinen bedienen, müsse es auch Zuarbeiter geben, die unterstützen, so Huber.

Zuarbeiter, oder auch Fachpraktiker genannt, fehlen den Betrieben im Landkreis. Aber das ist nicht das einzige Problem. Die Ausbildung an der Berufsschule ist nicht optimal organisiert, kritisiert Wieser. Schreinerlehrlinge im Landkreis Ebersberg würden nach dem Schulsprengelprinzip nach Erding, Rosenheim oder München geschickt, erklärt er. Eine eigene Berufsschule in Grafing und eine Außenstelle beim Berufsbildungswerk begrüßen alle Teilnehmer der Diskussion. Eine Schule vor Ort würde Betriebe wieder dazu bewegen, mehr oder überhaupt wieder auszubilden, erklärt Wieser. Auch Schulleiter Thomas Oliv sieht das so. Mehr Berufsschüler würden auch mehr Azubis bringen, der Landkreis Ebersberg hätte gerade mehr Ausbildungsstellen als Schüler, erläutert Oliv.

Um die Ausbildung von Schreinern aus der Nähe zu sehen, besuchen alle Gäste nach der Diskussion die Schreinerwerkstatt von St. Zeno. Werkstattleiter Franz Bachschneider zeigt Handwerkskammer-Präsident Franz Xaver Peteranderl, wie man ein Werkstück sägt, fräst und poliert. Peteranderl ist aber mit seinem Stück nicht ganz zufrieden. "Wir haben es verschliffen", sagt er.

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