Ein Abend des Triumphs:Jede Menge Rückenwind

Ein Abend des Triumphs: Strahlende Grüne: Uwe Peters, Ottilie Eberl und Fanny Lindvall freuen sich mit dem Direktkandidaten Thomas von Sarnowski (von links).

Strahlende Grüne: Uwe Peters, Ottilie Eberl und Fanny Lindvall freuen sich mit dem Direktkandidaten Thomas von Sarnowski (von links).

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Grünen können ihren Erfolg auch im Landkreis kaum fassen

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg/Grafing

Es scheint, als trüge der Schwung aus den Prognosen der vergangenen Monate den Spitzenkandidaten der Grünen, Thomas von Sarnowski, an diesem Wahlabend wie von selbst ins Landratsamt. Noch vor der ersten Prognose um 18 Uhr rauscht er herein, nebst Lebensgefährtin Fanny Lindvall, der Direktkandidatin für die Bezirkswahl und Grafinger Stadträtin Ottilie Eberl und Kreisrat Uwe Peters. Sein Fahrrad habe er diesmal geschoben, erzählt von Sarnowski, "um ein bisschen runter zu kommen".

Letzteres wird dem 30-jährigen Ebersberger, der zum ersten Mal für den Landtag kandidiert, im Verlauf des Abend allerdings schwer fallen. Als die erste Hochrechnung die Prognose von etwa 19 Prozent für die Grünen bestätigt, klatscht Ottilie Eberl spontan vor Begeisterung in die Hände. Die kleine Gruppe von Grünen sind zu diesem Zeitpunkt neben Robert Böhnlein von der Bayernpartei und dem stellvertretenden Landrat Toni Ried (Freie Wähler) die einzigen Parteivertreter, die sich vor dem Fernseher im Foyer des Landratsamts eingefunden haben. Nun ist Sarnowski keiner, der offensichtlich über seine politischen Gegner triumphiert, so wandert er stillschweigend zum Buffet, um sich eine Cola zu holen, als beim Bayerischen Rundfunk nach und nach die Verlierer der Wahl interviewt werden. Das Bild der ausgelassenen Wahlparty der Grünen in der Münchner Muffathalle zaubert ihm dann aber doch ein sehr breites Grinsen ins Gesicht.

Dass die Grünen zweitstärkste Kraft nach der CSU sind, so viel steht jetzt fest, und, ja, sagt Sarnowski, da könne man schon von einer "Zeitenwende in Bayern" sprechen. Wo ihrer Partei an den Infoständen früher oft Desinteresse entgegen gebracht worden sei, blieben jetzt viele Menschen stehen und hörten sich an, was man zu sagen habe, erzählt Ottilie Eberl. Um die 20 zusätzliche Mitglieder verzeichne der Kreisverband im Jahr 2018, darunter viele junge Leute. Im Schülercafé Chaxter in Grafing, wo an diesem Abend eine vom Jugendforum organisierte Wahlparty stattfindet - bei der Sarnowski und seine Parteifreunde sich für den späteren Abend für eine Stippvisite angekündigt haben - erklärt Sprecherin Anna Rätscher: "Ich kenne niemanden in meinem Freundeskreis, der nicht die Grünen gewählt hat." Als dort gegen halb sieben die erste Hochrechnung über den Bildschirm flimmerte, sei bei den etwa 50 Gästen Jubel ausgebrochen, erzählt ihre Kollegin Theresa Weyh.

Bürgermeisterin Angelika Obermayr die ebenfalls bei der Wahlparty vorbei schaut, bevor sie wieder zurück ins Wahllokal im Gymnasium eilt, sucht nach den richtigen Worten, um ihre Gefühle über den Erfolg ihrer Partei zu beschreiben. "Bin ganz begeistert", sagt sie dann. Das zeige doch, "dass man die Menschen mit Mut und Optimismus, gepaart mit einem Schuss Pragmatismus mitreißen könne." Nun müsse man natürlich erst sehen, ob man im Land mitregieren könne, "aber den Wunsch zu regieren, den haben wir."

Auch von Sarnowski ringt um die richtigen Worte, als er ein wenig später die ersten Zahlen aus seinem Stimmkreis erfährt. Mit über 21 Prozent Erststimmen liegt der junge Kandidat 16 Prozent hinter dem Wahlkreissieger Thomas Huber (CSU) mit gut 36 Prozent, und acht Prozent vor der Drittplatzierten Doris Rauscher (SPD). "Stark, super, sehr schön", sagt er, "das ist doch ein Zeichen dafür, dass die Menschen im Land sich eine ökologischere und menschlichere Politik wünschen". Auch wenn er seine Chancen, trotz der über 22 Prozent Zweitstimmen, über die Liste in den Landtag einzuziehen, für nicht besonders gut hält, sei die Botschaft die wichtigste, "dass wir Grünen unser Ergebnis verdoppelt haben und die zweitstärkste Kraft in Bayern sind".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: