EHC Klostersee:"Wir alle wollen es denen zeigen"

EHC Klostersee Finale

198 Sekunden, die in Erinnerung bleiben: Im dritten und entscheidenden Finalspiel am 23. März gegen Bad Kissingen führt der EHC Klostersee bis zwölf Minuten vor Schluss mit 2:0 Toren. Was dann im Grafinger Eisstadion passiert, sieht man den Spielern nach der Schlusssirene gut an.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

In der Bayernliga steigt die Neuauflage des Finals der Vorsaison, das der EHC Klostersee gegen Bad Kissingen dramatisch verlor. Vor dem Heimspiel spricht Grafings Torhüter Dominik Gräubig über Revanchegelüste.

Interview von Korbinian Eisenberger, Grafing

Es läuft bei Eishockey-Torwart Dominik Gräubig vom EHC Klostersee. In den ersten beiden Saisonspielen gab es zwei Siege, der 22-Jährige stand zweimal die komplette Spielzeit im Tor. Aufsteiger Grafing geht damit als Tabellenzweiter ins zweite Wochenende der Bayernliga. Am Sonntag kommt Mitaufsteiger Bad Kissingen ins Grafinger Eisstadion, ein Gegner, an den Dominik Gräubig traumatische Erinnerungen hat. Ende März ließen sich die Grafinger im letzten Moment noch den Meistertitel wegschnappen. Im eigenen Stadion kassierte Gräubig kurz vor Schluss drei Gegentore. Vor der Neuauflage am Sonntag spricht der 22-Jährige über dramatische 198 Finalsekunden - und die Lehren aus der Niederlage.

SZ: Es war der Abend des 23. März, im dritten Spiel daheim gegen Bad Kissingen führten Sie bereits mit 2:0, das letzte Spieldrittel. Was passierte dann zwischen der 48. und der 51. Minute?

Dominik Gräubig: Das erste Tor haben wir in Unterzahl kassiert, das kann passieren. Aber irgendwie hat dieser Treffer enorme Unruhe reingebracht. Wir haben das nicht so gut weggesteckt wie sonst. Dann kam das 2:2 und 20 Sekunde später das 2:3. Wir waren wie in Schockstarre. Bei mir läuft das immer noch wie ein Film im Kopf ab.

Es erinnert ein wenig an das Champions-League-Endspiel 1999, als die Fußballer des FC Bayern gegen Manchester United 1:0 vorne lagen und in letzter Minute noch zwei Tore kassierten. Wie viel FC Bayern steckt im EHC Klostersee? Und wie viel Manchester in Bad Kissingen?

EHC Klostersee: EHC-Torwart Dominik Gräubig, 22, wohnt in einer WG in Grafing.

EHC-Torwart Dominik Gräubig, 22, wohnt in einer WG in Grafing.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Nimmt man die abgelaufene Saison, dann sehr viel FC Bayern. Weil wir auch sehr dominiert haben, aber am Schluss den Titel irgendwie verspielt haben, so wie Bayern im Halbfinale gegen Madrid. Manchester passt gut zu Bad Kissingen, weil sie beide in ihrer Liga einige sehr gute Spiele hatten - aber nicht die Dominantesten waren.

Warum verliert man dann so ein entscheidendes Spiel noch?

Im Moment des Ausgleichs waren wir mit einer Situation konfrontiert, die wir so nicht mehr kannten. Wir haben ja in den vergangenen zwei Jahren immer Gegner gehabt, bei denen wir unterfordert waren und immer in Führung lagen. Eigentlich hätten wir nach dem 2:3 noch genügend Zeit für den Ausgleich gehabt, aber da waren wir dann nicht mehr dazu in der Lage.

Der Neustart in die Bayernliga ist geglückt, Platz zwei vor dem Spiel in Dorfen am Freitagabend. Wo wollen Sie hin in dieser Saison?

Die beiden bisherigen Siege waren knapp und hart erkämpft. Das waren keine Spiele, die wir dominiert haben. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Wir freuen uns aber darauf, weil wir endlich wieder Gegner auf Augenhöhe haben. Trotzdem will ich mindestens unter die ersten acht (von 14)in die Aufstiegsrunde kommen.

Für Sie persönlich läuft es bisher gut, Sie haben in beiden Spielen durchgespielt, Torhüterin Lisa Hemmerle saß auf der Bank. Wie ist es, gegen eine Frau um die Torhüter-Position zu konkurrieren?

Schwer zu sagen. Ich messe mich mit allen Torhütern der Liga. Da ich zwei Jahre dritte Liga gespielt habe, ist mein Ziel, besser als alle anderen Viertliga-Keeper zu sein.

Warum sind Sie 2016 vom EHC Klostersee weggegangen?

Das war das Jahr, in dem Grafing von der dritten in die unterste Liga zurückgestuft wurde. Da ich über Eishockey auch mein Studium finanziere, musste ich fast wechseln. Aus sportlicher Sicht hat es mir wahrscheinlich auch nicht geschadet.

Sie sind 22 Jahre alt und haben schon sechsmal den Verein gewechselt. Im Fußball wäre das kaum denkbar. Warum sind junge Eishockeyspieler so wechselwütig?

Es liegt am System. Als ich in Miesbach spielte, gab es dort zwar eine Knabenmannschaft, aber kein Schülerteam in der höchsten Liga. Mit Beginn des Gymnasiums bin ich deshalb zum Eishockeyklub nach Rosenheim gewechselt. Das stellte sich auch als problematisch heraus, weil ich in Geretsried zur Schule ging. Also bin ich nach Berlin aufs Eishockey-Gymnasium. Fürs Studium ging es dann nach München, da stand der nächste Wechsel an.

Warum sind Sie vor einem Jahr wieder zum EHC zurückgekehrt?

Weil es mir in diesem Klub so gut wie nirgendwo anders gefällt. Ich kann mein Studium gut machen, habe eine Top-Mannschaft - und meine Grafinger Eishockey-WG mit Maxi Pröls und Veit Wieczorek.

Wie groß sind Ihre Revanchegelüste im Spiel gegen Bad Kissingen?

Wir alle wollen es denen zeigen. Weil wir besser sind als das, was wir in den letzten beiden Finalspielen gespielt haben. Wir haben keine Lust, da Punkte abzugeben.

Zum 4. Spieltag der Bayernliga empfängt der EHC Klostersee am Sonntag, 17.30 Uhr, Mitaufsteiger EC Bad Kissingen im Grafinger Eisstadion.

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