EHC Klostersee:Zwei Lehrer vor der Versetzung in die dritte Klasse

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Florian Engel vom EHC Klostersee mit Nachwuchsspielern rechts und links. (Foto: EHC Klostersee)

Nach sechs Jahren könnte der EHC Klostersee wieder in die Oberliga aufsteigen. Vorher müssen Johannes Kroner, Florian Engel und ihre Kameraden ihre Abschlussprüfung schaffen - und die heißt TEV Miesbach.

Von Mohamad Alkhalaf und Korbinian Eisenberger, Grafing

Das Leben in der Schule ist ein bisschen wie Eishockeyspielen, nur dass auf dem Pausenhof weniger Schlägertypen rumlaufen. Zwei, die sich auf beiden Terrains bestens auskennen, heißen Johannes Kroner und Florian Engel. Beide arbeiten als Lehrer - und beide spielen in der ersten Mannschaft des EHC Klostersee. In den kommenden Tagen entscheidet sich, ob die beiden eine Klasse nach oben versetzt werden: Engel, Kroner und ihre Teamkollegen können aufsteigen.

Der EHC Klostersee steht vor dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte. Sechs Jahre nach dem Zwangsabstieg in die unterste Spielklasse könnte die erste Mannschaft die Rückkehr in die Oberliga schaffen. Für die beiden Lehrer und den Rest des Teams wäre dies das sehr erfolgreiche Ende einer sehr großen Pause von Liga drei.

Ein Engel? Auf dem Eis nur dem Namen nach

Johannes Kroner ist Grund- und Mittelschullehrer in Kirchseeon und Verteidiger beim prominentesten Sportklub im Landkreis Ebersberg. "Mein Vater hat mich von klein auf zu den Eishockey-Spielen mitgenommen", erzählt der 30-Jährige. Das schnelle und körperbetonte Spiel habe ihn stets fasziniert. "Als ich dann meine Tasche selber tragen und mit dem Bus allein ins Training fahren konnte, habe ich beschlossen, richtig mit dem Eishockey anzufangen."

Johannes Kroner (Mitte) im Trikot des EHC Klostersee. (Foto: EHC Klostersee)

Kroner ist diese Saison das erste Jahr in Klostersee. Deutlich länger dabei ist sein Kollege Florian Engel, der bereits 2015 sein erstes Spiel für den EHC machte, 2019 kehrte er nach einem Wechsel nach Grafing zurück. Ein Engel, sagt er, sei er stets nur rein nominell gewesen, auf dem Eis und in der Schule. Mittlerweile unterrichtet der 32-Jährige an der Realschule Ebersberg Mathe.

Es spricht viel dafür, dass die Mannschaft den Aufstieg schafft

Viele Fans des EHC Klostersee beschäftigt in diesen Tagen, ob es dem Grafinger Eishockeyklub nun gelingt, an große alte Zeiten anzuknüpfen, als die erste Mannschaft einige Jahre gar in der zweiten Liga etabliert war. Ein Aufstieg in die Oberliga wäre ein großer Schritt für den Klub. Und es spricht nicht wenig dafür, dass die Mannschaft es schafft.

EHC Klostersee
:Besser so

Der EHC Klostersee musste wegen Fan-Krawallen von der dritten in die unterste Eishockey-Liga, dennoch sind fast alle Spieler geblieben. Geschlägert wird immer noch, aber nicht mehr in Grafing - über einen Verein, der seinen guten Ruf zurück will.

Report von Korbinian Eisenberger (Text) und Christian Endt (Fotos)

Bisher spielt der EHC eine nahezu perfekte Saison: Die Bayernliga-Hauptrunde haben Engel, Kroner und Co. mit 65 von 75 möglichen Punkten souverän gewonnen - mit acht Punkten Vorsprung auf den Zweiten TEV Miesbach. In der Aufstiegsrunde dann ein ähnliches Bild: Wieder landete der EHC mit 37 von 42 möglichen Punkten auf Platz eins vor Miesbach, 34. Im Playoff-Halbfinale gegen den Vierten und Dritten der Aufstiegsrunde setzten sich beide Klubs souverän mit zwei Siegen in zwei Spielen durch. Im Finale treffen nun verdientermaßen die zwei besten aller Runden aufeinander. Zwei Siege müssen her, eine Niederlage ist erlaubt. Spiel eins steigt an diesem Freitag, 25. März, um 20 Uhr in Grafing.

"Die Mannschaft ist auf und neben dem Eis einfach super, und es macht wahnsinnig viel Spaß für Grafing zu spielen", sagt Kroner. "Ich bereue den Schritt des Wechsels keinesfalls und freue mich, dass es diese Saison so gut für uns läuft."

Zwischen den Jobs auf dem Eis und in der Schule gibt es so manche Parallele

Unterhält man sich mit den beiden, kommt man nicht umhin, auf Parallelen zu stoßen, zwischen den Jobs auf dem Eis und in der Schule. "Man arbeitet in beiden Berufen mit verschiedenen Charakteren zusammen", erklärt Florian Engel wenige Tage vor dem entscheidenden Spiel gegen Miesbach. "Im Team muss man, wie als Lehrer, mit allen klar kommen, auf alle Rücksicht nehmen, die Stärken und Schwächen berücksichtigen."

Florian Engel traf beim 6:2 am Sonntag beim TEV Miesbach doppelt. (Foto: EHC Klostersee)

Engel vergleicht die Situation seiner Mannschaft mit der seiner zehnten Realschulklasse, deren Schüler sehr oft bei Heimspielen des EHC auf den Rängen zu finden seien. In Kürze aber muss diese zehnte Klasse ihre Abschlussprüfungen schreiben. "Die Schüler arbeiten ihre gesamte Schullaufbahn auf dieses Jahr und diese Prüfungen hin", sagt er. Und beim EHC sei es auch ein bisschen so: Einige Jahre und viele Spiele sind verstrichen, ehe es zu diesem Aufstiegsfinale gekommen ist. "Die Abschlussprüfung der Schüler ist wie unser großes Finale."

Johannes Kroner spielt mit seinen Schülern im Sportunterricht des Öfteren Hockey oder Floorball. "Wenn es sich ausgeht, gehe ich mit meiner Klasse auch in Grafing aufs Eis", sagt er. Einer seiner Schüler heißt Ibrahim Al Ibrahim, der aus Syrien stammt. Eishockey war dort kein Thema, allein schon wegen des Kriegs, erzählt er. Jetzt, im Alter von 14 Jahren, spielt er im Schulunterricht - und in seiner Freizeit, "da schaue ich meinem Lehrer im Stadion zu", sagt er.

Kroner möchte seine Expertise weitergeben und sie mit den Schülern teilen. Eishockey sei wie Kunst, sagt er. Seine Aufgabe ist es, den Schülern die passenden Werkzeuge dafür an die Hand zu geben. "In der Halle machen wir viele spielerische Übungen um die Stocktechnik zu lernen", sagt er. "Auf dem Eis geht es vor allem ums Schlittschuhlaufen." Er könne jedem Kind und Jugendlichen nur empfehlen, sich möglichst früh einem Sportverein anzuschließen. Ob das nun Eishockey, Fußball, Tennis, Basketball oder sonst ein Sport ist, spiele dabei keine Rolle. "Hauptsache es macht den Kindern Spaß."

Während der Saison hat Klostersee die Miesbacher in drei von vier Begegnungen geschlagen. Doch das zählt jetzt nichts mehr - nur der Finalsieger steigt auf. Wenn der TEV Miesbach ein Schulfach wäre? Dann sei Miesbach für ihn wie Mathe, sagt der Lehrer und Eishockeystürmer Florian Engel. Mathematik habe ihm immer schon gelegen, meint er. Und die Miesbacher auch.

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