Echte Unterstützung oder Symbolpolitik?:Nette Geste, wenig Wirkung

Echte Unterstützung oder Symbolpolitik?: Der TSV Vaterstetten hat eine große Schwimmabteilung. Für ein eigenes Schwimmbecken reicht das Geld aber nicht annähernd.

Der TSV Vaterstetten hat eine große Schwimmabteilung. Für ein eigenes Schwimmbecken reicht das Geld aber nicht annähernd.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sport- und Schützenvereine bekommen künftig pro Mitglied 1,2 Cent mehr Fördergeld. Das aber hilft ihnen bei ihren Ausgaben für Übungsleiter und Turnhallen kaum weiter

Von Franziska Langhammer, Ebersberg

Die CSU feiert sie als "viel Geld", die SPD empfindet sie als "nicht ausreichend" - die Erhöhung der Vereinspauschale durch den Freistaat Bayern. Statt einem Förderbetrag von bisher 27,8 Cent bekommen Sport- und Schützenvereine im Landkreis Ebersberg künftig 29 Cent pro Mitglied. Im Gesamtbetrag ist das ein Zuschuss von 222 869,79 Euro, also rund 10 000 Euro mehr als noch im Vorjahr. "Die stetig steigende Förderung zeigt, dass wir den motivierten Einsatz der vielen Ehrenamtlichen schätzen und uns der Vereinssport in Bayern sehr wichtig ist", lässt der Landtagsabgeordnete Thomas Huber (CSU) verlauten. Seine SPD-Kollegin Doris Rauscher hält dagegen: "Jetzt, im Wahlkampfjahr, erhöht die Staatsregierung die Förderung für Sport- und Schützenvereine und dann nicht einmal ausreichend, um die steigenden Kosten für diese auszugleichen." Erst Mitte Juli hatten sich Sportakteure und Politiker aus der Region in einer Konferenz in Poing getroffen und über die "Zukunft der Sportvereine" diskutiert. Vereine aus dem Landkreis hatten dabei moniert, nicht genug politische Unterstützung zu erhalten; so würde etwa der TSV Vaterstetten angesichts der großen Nachfrage für Schwimmkurse gerne in ein Schwimmbad investieren, was aber aus eigener Kraft nicht zu stemmen ist.

Nun also die Erhöhung der Vereinspauschale um 1,2 Cent pro Mitglied. Endlich eine ausreichende Würdigung der oft ehrenamtlichen Vereinsarbeit - oder doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Der Tenor unter den Sport- und Schützenvereinen im Landkreis ist größtenteils derselbe: Nett gemeint, aber bringen tut's nicht wirklich was. "Es ist natürlich immer schön, mehr zu bekommen", sagt beispielsweise Alex Berghammer vom Taekwondo-Club Kirchseeon, "aber das werden wir kaum spüren bei den ganzen Ausgaben, die man über das Jahr hat." Schon lange reiche es nicht mehr aus, dass Ehrenamtliche viel Freizeit investieren. Mehr Training, mehr Aktivitäten, mehr Fun - auch von den Mitgliedern werde immer mehr verlangt, so Berghammer: "Gleichzeitig gibt es immer weniger Übungsleiter."

Auch Helmut Knauer vom TSV Vaterstetten findet: "Eine nette Geste, aber das bringt uns nicht weiter. Das ist eindeutig zu wenig." Deutlich mehr finanzielle Förderung sei nötig, um die in allen Bereichen steigenden Kosten abfedern zu können. So sei es schwierig, qualifiziertes Personal halten zu können; vor allem, wenn die Volkshochschule, die in manchen Bereichen in direkter Konkurrenz zu den Sportvereinen steht, deutlich mehr zahlen kann. Außerdem erwägen einzelne Kommunen, künftig Gebühren für die Nutzung von Schwimmbädern oder Turnhallen durch Vereine zu erheben, so Knauer: "Die Konsequenz dann würde wohl sein, dass wir die Mitgliedsbeiträge anheben müssten, auch wenn wir das eigentlich nicht möchten." Gerade durch seine Lage zwischen Großstadt und dem ländlicheren Süden des Landkreises habe Vaterstetten einen heiklen Standpunkt: In München seien die Mitgliedsbeiträge bei Sportvereinen wesentlich höher, Richtung Land werden diese deutlich billiger. Sollten sich die Beiträge also tatsächlich anheben, könnte es sich so mancher anders überlegen mit dem Vereinseintritt und lieber anderswo Mitglied werden.

"Besser als nix", sagt Manuel Sedlmaier vom TSV Emmering zur Erhöhung, "das ist schon mal ein Anfang." Doch gerade bei einem kleinen Verein wie dem TSV Emmering, der knapp 400 Mitglieder zählt, dürfte sich die Erhöhung der Pauschale kaum auswirken. "Bei großen Vereinen, die 800 und mehr Mitglieder haben, schlägt das viel mehr ein als bei uns", sagt Sedlmaier, "da hätte man auch eine Staffelung machen können, damit wir auch davon profitieren." Man könne zwar dagegenhalten, mehr Mitglieder würden mehr Ausgaben bedeuten, aber gleichzeitig müssten ja auch kleine Vereine investieren, so Sedlmaier: "Das geht schon mal los beim Trainingsmaterial für Jugendleiter. Über das Jahr gesehen geht das ganz schön ins Geld." Und diese hohen Kosten könnten längst nicht alle etwa über Sponsoren abgefangen werden.

Martin Schedo, Vorsitzender des TSV Ebersberg, findet, dass prinzipiell jede Erhöhung von Förderungen für den Sport erfreulich ist. "Ich sehe diesen Zuschuss als eine freundliche Geste an die Vereine", so Schedo. Viel wichtiger sei es jedoch, dass die Gemeinschaft dann zusammenstehe, wenn ein Verein unverschuldet in Not gerät. Als jüngstes Beispiel nennt er den Wasserschaden, der dafür sorgte, dass das Jugendstadion in Ebersberg wegen Einsturzgefahr abgerissen werden musste. Neben vielen Firmen und Privatpersonen, so Schedo, unterstützte auch der Landkreis den TSV Ebersberg unbürokratisch mit einem stattlichen Betrag.

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