Elektrizität ist bekanntlich nur in Ausnahmefällen sichtbar, in der Kreisstadt kann man nun jedoch sehen, wie viel lokal erzeugter Strom gerade ins städtische Netz eingespeist wird. Möglich macht dies ein neuer Energiemonitor des Netzbetreibers Bayernwerk, der auf der städtischen Homepage zu finden ist. Dies, so hofft man bei der Stadt, soll den Verbrauch nachhaltiger machen.
"Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen, wann Stromverbrauch sinnvoll ist", erklärte der städtische Energie- und Klimaschutzmanager Christian Siebel bei der Vorstellung des Informationsangebotes am Montagvormittag. Der Energiemonitor zeigt da gerade einen Wert von knapp über 60 Prozent an, so viel des aktuell in der Kreisstadt verbrauchten Stroms wird auch hier erzeugt. Was daran liegt, dass es ein sonniger Tag ist, denn nahezu alle Kraftwerke auf dem Gebiet der Stadt Ebersberg sind Photovolatikanlagen, der Rest des Stroms stammt aus Blockheizkraftwerken, das macht weniger als zehn Prozent aus.
Die Idee: Strom dann verbrauchen, wenn die Photovoltaikanlagen viel ins Netz einspeisen
Zumindest tagsüber. Denn weil in der Kreisstadt weder Windräder noch Biogasanlagen ins Netz einspeisen, ist der regionale Stromanteil nachts sehr überschaubar. Und genau da kommt der im 15-Minuten-Takt aktualisierte Energiemonitor ins Spiel. Die Idee dahinter ist, dass die Nutzer ihren Stromverbrauch wenn möglich an das Angebot anpassen. Also etwa die Waschmaschine nicht mitten in der Nacht laufen lassen sondern tagsüber, wenn gerade besonders viel Ökostrom aus den örtlichen Solaranlagen verfügbar ist.

Steigende Preise:Ebersberg spart Energie
In der Kreisstadt reagiert man auf die gestiegenen Preise bei Strom und Gas mit einem Maßnahmenplan. Manches darin wird sich allerdings erst auf lange Sicht auszahlen.
Die Kreisstadt ist zwar die erste Kommune im Landkreis Ebersberg, die einen solchen Energiemonitor hat, damit aber nicht allein. Laut Silke Mall, der Leiterin des Kommunalmanagements für Oberbayern beim Netzbetreiber Bayernwerk gibt es - Stand diesen Montag - 104 Städte und Gemeinden, die eine solche Echtzeiterfassung ihres Strommixes publik machen. Die Daten dafür liegen beim Netzbetreiber ohnehin vor, mit vergleichsweise geringem Aufwand könnten diese auf eine einzelne Kommune oder auch auf einen ganzen Landkreis heruntergerechnet werden. Die Kosten betragen etwa 1000 Euro pro Jahr, je nach Größe der Stadt oder Gemeinde etwas mehr oder weniger.
Die Wetterlage zeigt sich in der Strom-Statistik
Neben dem aktuellen Verbrauch bietet der Energiemonitor auch statistische Daten zum Stromverbrauch. So kann man sich etwa anzeigen lassen, wie hoch die Eigenversorgung der Stadt in der vergangenen Woche oder auch im vergangenen Monat gewesen ist. Hier zeigt sich auch gut der vergleichsweise hohe PV-Anteil: So war die Kreisstadt etwa in den ersten drei Tagen der vergangenen Woche noch zu mehr als 40 Prozent Selbstversorger - durch das schlechte Wetter gegen Ende der Woche sank der Wert dann auf knapp 20 Prozent. Am Wochenende stieg der Eigenanteil am Strom dann aber trotz Regenwetter wieder auf rund ein Drittel - was am geringeren Verbrauch liegt, wenn in den Betrieben nicht gearbeitet wird.
Das Wochenende zeigt sich auch in der Langzeitkurve zum Energieverbrauch: Der niedrigste Wert wird immer am Sonntag erreicht, zum Wochenbeginn steigt die Kurve wieder an. Entsprechend ist der Anteil des aus Ebersberger Quellen ins überregionale Netz eingespeisten Stroms an den Sonntagen am höchsten. Wobei der Wert insgesamt nicht besonders hoch ist: Über 30 Tage wurde durchschnittlich 2,5 Prozent "Ebersberger Strom" außerhalb des Stadtgebietes verbraucht. Im gleichen Zeitraum war die Kreisstadt zu im Schnitt 42,5 Prozent Selbstversorger. Das liegt schon noch ein Stück unter dem Durchschnitt, laut Bayernwerk sind es netzweit rund 70 Prozent - im Sommer etwas mehr als im Winter und in den Städten etwas weniger als auf dem Land.
Diesen Wert erreicht die Kreisstadt dann ausweislich des Energiemonitors gegen Ende des Präsentationstermins. "Wenn man sieht, wie die Zahlen steigen, kommt richtig Ehrgeiz auf, die Erneuerbaren auszubauen", sagt Bürgermeister Ulrich Proske. Ein großes Projekt ist derzeit ohnehin in Vorbereitung, das Solarfeld bei Oberlaufing, es soll kommendes Jahr ans Netz - und wird dann sicher auch am Energiemonitor zu sehen sein.