Süddeutsche Zeitung

Ebersberger Volksfest:"Heuer wird alles ganz normal "

Nach zwei Jahren Corona-Pause findet nun wieder das Ebersberger Volksfest statt. Kann eine Buden- und Bierzeltsause in Zeiten von hohen Infektionszahlen und Ukraine-Krieg gelingen? Festwirt Martin Lohmeyer im Interview.

Interview von Johanna Feckl, Ebersberg

Eine lange Durststrecke liegt hinter den Fans des Ebersberger Volksfestes: In der Volksfesthalle haben in den vergangenen beiden Jahren mehr Menschen eine Corona-Impfung bekommen als eine Mass Bier - so lange durfte das Fest wegen der Pandemie nicht stattfinden. An diesem Freitag nun geht es wieder los und die 72. Ausgabe des Volksfests beginnt. Aber kann eine Buden- und Bierzeltsause in Zeiten von hohen Infektionszahlen und Ukraine-Krieg überhaupt gelingen? Festwirt Martin Lohmeyer erzählt im Interview über die Entscheidungsphase, ob das Fest stattfinden soll, und erklärt, wieso ein Feuerwerk unbedingt zum Ebersberger Volksfest dazugehört.

SZ: Herr Lohmeyer, es ist Montagnachmittag - Sie sind gerade auf dem Volksfestplatz in Ebersberg angekommen. Wie ist die Stimmung?

Martin Lohmeyer: Super! Endlich ist es soweit, heute sind die ersten Schaustellergruppen eingetroffen, auch die freuen sich sehr. Selbst die Hitze bei den Aufbauarbeiten sind wir mittlerweile gewohnt - das passt schon.

2020 ist das Volksfest wegen Corona ausgefallen, 2021 gab es eine viertägige Sommerwiesn - heuer findet das Volksfest in bewährter Manier statt: Elf Tage Festprogramm und Blasmusik, Fahrgeschäfte und Losstände, gebrannte Mandeln und Steckerlfisch. Klingt so wie immer.

Ja, heuer wird alles ganz normal - wir haben das Volksfest so geplant wie vor der Pandemie. Sicherlich haben wir auch die gleiche Freude am Feiern wie damals.

Also keine Masken, keine Spender mit Desinfektionsmittel, keine Abstandsregeln - ein Corona-freies Fest sozusagen?

Es gibt von der Politik keine speziell an Corona ausgerichteten Hygienevorschriften mehr, dementsprechend haben wir geplant und organisiert. Die Leute freuen sich auch, dass wir das Volksfest ganz normal durchführen können. Sicherlich wird es nach dem Fest die eine oder andere Corona-Infektion geben, denn Corona ist ja nach wie vor da. Aber die Fälle würde es auch ohne Volksfest geben.

Zu Jahresbeginn war vermutlich noch nicht endgültig klar, dass das Volksfest stattfindet. Wann ist der Entschluss gefallen?

Wir wussten noch nicht, ob wir eine Registrierung für die Besucher brauchen oder Abstände zwischen den Biertischgarnituren einhalten müssen - aber für uns war sicher, dass es in irgendeiner Form ein Volksfest geben wird. Das war im vergangenen Jahr noch anders.

Können Sie das genauer erklären?

Alles war unsicherer, weit im Voraus konnte man da keine Veranstaltung planen. Und Volksfeste waren generell verboten. Deshalb haben wir uns spontan dazu entschlossen, einen Biergarten und einen Schaustellerbereich zu beantragen - daraus wurde die Sommerwiesn. Aber eben kein Volksfest.

Wären heuer Vorschriften wie eine Gästeregistrierung ein Hindernis gewesen?

Nein. Damit haben wir bei der Sommerwiesn schon Erfahrungen gemacht. Ein Riesenaufwand - da wird mir jeder aus der Gastronomie zustimmen -, aber es hat funktioniert. Insofern hatte ich zu keinem Zeitpunkt Panik, dass uns solche Regeln das Genick brechen könnten.

Also war die Organisation gar nicht stressiger als vor Corona?

Ein Volksfest zu organisieren ist immer viel Arbeit. Aber ich nehme das weniger als Stress wahr, sondern als Spaß und Freude - als Festwirt habe ich viele schöne Tage und zwar auch schon vor dem Anstich.

Nun gibt es zwar keine Corona-Regeln für Veranstaltungen mehr, dafür eine andere Besonderheit: Ein Krieg keine 1400 Kilometer von Ebersberg entfernt. Im Landkreis haben viele geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer ein neues Zuhause gefunden - darunter viele Kinder. Wenn am 18. August das große Feuerwerk stattfindet, es knallt und zischt und der Nachthimmel hell aufleuchtet, weckt das bei dieser Gruppe vermutlich keine schönen Erinnerungen. Gab es Überlegungen, aus Rücksicht auf kriegstraumatisierte Geflüchtete kein Feuerwerk zu veranstalten?

Das ist eine schwierige Frage, da gibt es solche und solche Argumente. Letztlich bin ich persönlich der Meinung: Die Ukrainer sind zu uns in eine normale Welt geflüchtet. Und zu unserem normalen Leben gehört, dass wir ein Volksfest feiern. Das ist doch dann auch für die Geflüchteten etwas Positives.

Aber ein Volksfest ließe sich auch ohne Feuerwerk feiern - und damit ohne Risiko, dass Kriegsgeflüchtete retraumatisiert werden.

Wenn man so anfängt, gibt es kein Ende mehr: Ein Volksfest könnte man auch ohne Blasmusik feiern, ohne Bier, ohne Fahrgeschäfte - ja, aber ist es dann noch ein Volksfest? Wir haben ein musikalisches Feuerwerk, das ist ein wichtiger Bestandteil von unserem Fest. Da wird nicht nur "peng-peng" gemacht, sondern passend zum Rhythmus einer Musik erstrahlt der Himmel in bunten Lichtern. Die Leute freuen sich darauf, denn wenn Feuerwerk ist, haben wir den am stärksten besuchten Tag, obwohl es ein Werktag ist. Ich glaube, das ist für alle, für Geflüchtete und Einheimische gleichermaßen, eine sehr schöne Veranstaltung und ich lade jeden herzlich ein, es sich anzusehen.

Das Ebersberger Volksfest findet statt vom 12. bis 22. August am Volksfestplatz. Zur Eröffnung am Freitag, 12. August, ist Standkonzert am Marienplatz und anschließend der Festumzug zum Volksfestplatz, Anstich ist um 19 Uhr. Infos zum Programm unter www.volksfest-ebe.de

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