Ebersberger Stadtmitte:Kaffee und Kuchen statt Medikamente

Ebersberger Stadtmitte: Der Eigentümer der Bäckerei rechnet damit, dass die neue Filiale mit Café im Oktober oder November eröffnet werden kann. Dann beginnt ein Umzug auf Raten von der Filiale in der Eberhardstraße in die alte Apotheke.

Der Eigentümer der Bäckerei rechnet damit, dass die neue Filiale mit Café im Oktober oder November eröffnet werden kann. Dann beginnt ein Umzug auf Raten von der Filiale in der Eberhardstraße in die alte Apotheke.

(Foto: Christian Endt)

Die ehemalige Rathausapotheke in Ebersberg wird zum Café umgebaut. Jetzt überlegt die Stadt, ob das denkmalgeschützte Ensemble auch einen Außenbereich zulässt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Anfang des Jahres hat die Rathaus-Apotheke in der Kreisstadt zugemacht, zum Jahresende ist Wiedereröffnung. Allerdings werden in dem Geschäft an der Heinrich-Vogl-Straße keine bitteren Pillen, sondern süße Backwaren über den Tresen wandern. Geplant ist nämlich, dass die Bäckerei Hasi eine Filiale mit Café in der alten Apotheke einrichtet, der Technische Ausschuss des Stadtrates hat dies nun genehmigt.

Laut Bauamt entspricht ein Café mit Ladenverkauf der üblichen Nutzung der Umgebung, diese ist ein sogenanntes Mischgebiet, wo Wohnen und Gewerbe möglich sind. Letzteres aber nur, wenn es ersteres nicht wesentlich stört, und dies sei hier der Fall. Auch die für einen Laden mit Café nötigen fünf Parkplätze seien nachgewiesen.

Dass die dann aber auch genutzt werden, daran hatte Petra Behounek (Grüne) einige Zweifel. Sie begrüße es ja sehr, dass das Café an der Stelle komme, "aber es wird eng werden". Denn viele Kunden "wollen quasi einen Drive-In-Laden", also so nahe wie möglich parken, notfalls auch in der Feuerwehrzufahrt. Darauf werde man ein Auge haben, versprach Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Man sei auch mit dem Getränkemarkt im Gespräch, dass die Café- und Bäckereikunden dort kurz parken können. "Und wenn das alles nicht geht, werden wir einen Poller setzen." Ohne Gegenstimmen beschloss der Ausschuss daraufhin die Genehmigung für die Umnutzung.

Volker Wöhrle, Chef und Eigentümer der Bäckereikette rechnet damit, dass die neue Filiale mit Café im Oktober oder November eröffnet werden kann. Damit beginnt ein Umzug auf Raten von der Filiale in der Eberhardstraße an den neuen Standort. In den kommenden Jahren werden zunächst beide betrieben werden, sagt Wöhrle, die in der Eberhardstraße mittelfristig aber nur vormittags als Stehcafé. Für diese war Ende vergangenen Jahres bereits eine komplette Schließung im Gespräch, da sie zum Hölzerbräu-Areal gehört, das in den nächsten Jahren zu großen Teilen neu bebaut werden soll.

Derzeit läuft noch ein Architektenwettbewerb, dessen Ergebnis sollte eigentlich schon im Frühjahr vorgestellt werden, das hat sich durch die Corona-Lage etwas verzögert. Bis klar ist, was auf dem Hölzerbräu-Grundstück passiert, kann es also noch etwas dauern. Zumindest scheinen die neuen Eigentümer, die Immobilienfirma Euroboden, davon auszugehen, dass nicht allzu schnell gebaut wird. Mit Hasi haben sie einen neuen Mietvertrag abgeschlossen, sagt Wöhrle.

Langfristig wird die Häuserzeile entlang der Eberhardstraße aber wohl abgebrochen, dann wird die ehemalige Apotheke die einzige Filiale in der Gegend sein. Bis dahin ist wohl auch klar, ob es einen Außenbereich für das Café geben wird und wie dieser aussieht. Wöhrle würde sich einen solchen wünschen, derzeit sei man noch in Gesprächen mit der Stadt, "man muss sehen, was an der Stelle möglich ist".

Denn diese ist eine städtebaulich ziemlich sensible, geht das Gebäude, in dem seit dem Jahr 1980 die Apotheke war und bald das Café sein wird, doch auf das 16. Jahrhundert zurück. Zusammen mit dem benachbarten Oberwirt - heute das Restaurant Akropolis, ganz früher die "Obere Taverne" im Gegensatz zur "Unteren Taverne", dem heutigen Rathaus - bildet die Apotheke ein denkmalgeschütztes Ensemble. Auch durch ihre frühere Funktion sind die beiden Gebäude verbunden: Während die menschlichen Gäste - oft Pilger auf dem Weg zur in Ebersberg aufbewahrten Sebastiansreliquie, der Hirnschale des Heiligen - in der Taverne übernachteten, schliefen deren Pferde nebenan in der späteren Apotheke.

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