Ebersberger Kreispolitik:Top, die Wette gilt

Wasserstofftechnologie

Dass der Energieträger Wasserstoff hält, was er verspricht, hoffen nun die Ebersberger Kreisräte. Sie haben viel Geld darauf gesetzt.

(Foto: Jens Büttner/dpa)

Der Ebersberger Kreistag bringt die Förderung der Wasserstofftechnologie im Landkreis auf den Weg

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

5,1 Millionen Euro sind viel Geld, inmitten einer Pandemie sogar außerordentlich viel. In jedem Fall ist es eine Summe, die man auch zu normalen Zeiten nicht leichtfertig auf die hohe Kante setzt. Demzufolge muss sich der Landkreis Ebersberg ziemlich sicher sein, dass er seine "Wette auf die Zukunft", wie Kreisrat Alexander Müller (FDP) sagte, gewinnen wird. Gesetzt haben Müller und seine Kreistagskollegen das Geld darauf, dass sich die Wasserstofftechnologie als alternative Antriebsform für den öffentlichen Nahverkehr in den kommenden Jahren durchsetzen wird. Einen entsprechenden Beschluss, fünf wasserstoffbetriebene, sogenannte On-Top-Busse mit jährlich bis zu 850 000 Euro zu fördern, hat der Kreistag in seiner Sitzung am Montag gefasst.

Damit bestätigte das Gremium mehrheitlich die Vorarbeit, die bereits im Kreis- und Strategieausschuss zu dem Thema geleistet worden ist. Dessen Vorgeschichte fasste Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun im Kreistag nochmals zusammen: 2019 habe sich Ebersberg zusammen mit den Landkreisen München und Landshut als Wasserstoffregion beworben - und den Zuschlag erhalten. Es habe sich dann herauskristallisiert, dass es Sinn mache, sich zunächst auf den öffentlichen Personennahverkehr zu konzentrieren. Dazu, so Niedergesäß, habe man die örtlichen Busunternehmer mit ins Boot geholt, zwei von ihnen - Ettenhuber aus Glonn und Reisberger aus Frauenneuharting - hätten bereits konkretes Interesse an einer Kooperation bekundet. Diese sei für den Landkreis "ein Modellprojekt, um Erfahrungen zu sammeln", sagte Niedergesäß.

Erfahrungen gibt es aber selten gratis, sondern in diesem Fall gegen die Bezahlung von maximal 850 000 Euro jährlich in den kommenden sechs Jahren. Diese Summe ist der Ausgleich für die On-Top-Busse, die anstatt der dieselbetriebenen Fahrzeuge auf einzelnen Linien eingesetzt werden sollen. Dadurch würden zunächst Mehrkosten entstehen, da das Bundesministerium die Anschaffung entsprechender Brennstoffzellen-Fahrzeuge nur zum Teil fördere, wie es in den Sitzungsunterlagen heißt. Den Rest muss eben der Landkreis Ebersberg selbst zahlen.

Eine gerade zu Pandemiezeiten nicht unwesentliche Ausgabe, wie Martin Lechner (CSU) einräumte, allerdings auch eine, um die man nicht herumkomme: "Wenn wir keinen Wasserstoff anbieten, wird auch keiner in Wasserstoff investieren." Für ihn jedenfalls habe diese Technologie Zukunft, da man Wasserstoff im Vergleich zu anderen alternativen Energieträgern gut speichern könne. "Wir haben die große Chance, da innovativ voranzugehen", sagte auch Lechners Fraktionskollege und Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz.

Bianka Poschenrieder (SPD) hingegen musste die christsoziale Euphorie etwas dämpfen. Ihre Fraktion könne dem Projekt nicht zustimmen, schließlich werde grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien gewonnen, und davon gebe es im Landkreis wahrlich keinen Überschuss. Zudem, so Poschenrieder, würde man durch die On-Top-Busse weder neue Linien dazugewinnen, noch habe man bessere Betriebszeiten. Das Geld sei deshalb an anderer Stelle besser eingesetzt, als für ein solches "Prestige-Projekt". Gespalten zeigte sich das Lager der Grünen, wie Thomas von Sarnowski sagte. Man habe sich ausgiebig mit dem Thema beschäftigt, sei aber zu keinem gemeinsamen Ergebnis gekommen. "Es gibt ein Für und Wider bei diesem Projekt", so von Sarnowski, der zu bedenken gab, dass "Förderprogramme aus dem Hause Scheuer" nicht immer die erfolgreichsten seien.

Letztendlich sprachen sich jedoch 41 der 55 Kreisräte für die Fortführung der Wasserstoff-Kampagne aus, an deren Umsetzung man nun laut Landrat weiter arbeiten werde.

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