Süddeutsche Zeitung

Ebersberger Kreisklinik:"Ich werde zunächst einmal Pendler"

Nach 14 Jahren als Chef der Ebersberger Kreisklinik wechselt Stefan Huber an einen neuen Wirkungsort.

Interview: Johanna Feckl, Ebersberg

Seit 2009 leitet Stefan Huber die Ebersberger Kreisklinik. Nun ist klar: Der 47-Jährige wird das nur noch bis Endes dieses Jahres tun. Bereits im Juni teilte er seine Entscheidung dem Aufsichtsrat mit, vergangenen Dienstag wurde die Neuigkeit dann intern kommuniziert. Wohin es für den Baldhamer geht und ob ihm der Weggang nach 14 Jahren auf dem Chefposten in der Ebersberger Klinik schwer fällt, erzählt er im SZ-Interview.

SZ: Herr Huber, in der Mitteilung an Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Sie von "Spitzenleistungen" gesprochen, die die Ebersberger Kreisklinik erbringt. Warum verlassen Sie eine solche Spitzenklinik?

Stefan Huber: Ich verlasse lieber eine Spitzenklinik als ein tief in der Krise befindliches Krankenhaus. So geht es nämlich den meisten Kliniken in Deutschland. Es ist ein gutes Gefühl, ein sehr gut bestelltes Feld zu übergeben. Es klingt abgedroschen, aber man soll ja auch dann gehen, wenn es am schönsten ist, und nicht erst dann, wenn es heißt: "Endlich ist der Alte weg." Die Klinik ist inzwischen in allen und vor allem in den herausgehobenen Positionen fachlich und menschlich super besetzt. Und einen Pflegepersonalmangel hat ja leider jede Klinik zu beklagen.

Wohin verschlägt es Sie denn und was werden dort Ihre Aufgaben sein?

Von Januar 2023 an darf ich die Geschäftsführung von drei Kliniken der Starnberger Kliniken GmbH übernehmen - ein Verbund aus derzeit zehn Einrichtungen. Meine vorrangige Aufgabe wird es sein, einen Klinikneubau auf der grünen Wiese und die Zusammenführung von zwei Kliniken in den Neubau zu verantworten. Ansonsten hat sich der Verbund auf die Fahne geschrieben, die Gesundheitsversorgung im Landkreis Starnberg sowie das Bestehen dieser in kommunaler Hand sicherzustellen.

Das klingt nach einem Mammutprojekt. Wie sind die Reaktionen innerhalb der Klinik bislang ausgefallen?

In der Aufsichtsratssitzung hatte ich den Eindruck, dass die Überraschung recht groß war - da habe ich in einige offene Münder geschaut. Im Anschluss an die Sitzung sind etliche zu mir gekommen, haben ihr Bedauern ausgedrückt und mir aber auch ihre Glückwünsche ausgesprochen. Es herrscht allgemeines Verständnis dafür, dass ich mich nach 14 Jahren nun einer solch spannenden Aufgabe widmen möchte.

Sie sind nicht nur seit 14 Jahren Geschäftsführer der Ebersberger Kreisklinik, sondern führen das Haus seit zweieinhalb Jahren durch die Pandemie mit all ihren Unabwägbarkeiten. Hat das bei Ihnen keine Spuren der Erschöpfung hinterlassen - oder anders formuliert: Woher nehmen Sie die Energie, sich ausgerechnet in dieser anstrengenden Zeit einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen?

Jeder, gerade im Gesundheitswesen, der behauptet, die vergangenen zwei Jahre hätten keine Spuren hinterlassen, flunkert. Natürlich waren gerade diese beiden Jahre sehr anstrengend und fordernd. Aber in einer Klinik ist man das gewöhnt. Ich bin ein grundsätzlich positiv denkender Mensch und ich sehe immer mehr die Lösungen als die Probleme. Zudem gibt mir meine tolle Familie den wichtigen Ausgleich und die Kraft, solche Aufgaben gerne zu meistern.

Die Ebersberger Klinik ist ja "Ihre" Klinik in zweierlei Hinsicht: Als Chef und als Landkreisbewohner - Sie leben mit Ihrer Familie in Baldham. Fällt es Ihnen da nicht doppelt schwer, zu gehen?

Natürlich liebe ich meine Heimatklinik, in der ich mich auch jederzeit behandeln lassen würde. In den dann vergangenen 14 Jahren habe ich sicherlich einige Fußstapfen hinterlassen und das gibt mir ein gutes Gefühl, mich jetzt einer neunen, spannenden Herausforderung in der Region zu widmen. Diesen Schritt habe ich mir lange und sehr genau überlegt. Der Reiz der neuen Aufgabe und die größere Verantwortung haben mich dann überzeugt, diesen Schritt zu gehen.

Neben der Geschäftsführung der Klinik sind Sie Vaterstettener CSU-Gemeinderat. Hat ihr Jobwechsel nach Starnberg Einfluss auf Ihr politisches Mandat?

Nachdem nicht der Arbeitsplatz, sondern der Wohnort dafür ausschlaggebend ist, hat das vorerst keinen Einfluss darauf. Ich werde sicherlich zunächst einmal Pendler.

Können Sie schon etwas über Ihren Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin sagen?

Nein, dazu kann ich noch nichts sagen. Die Position ist bereits ausgeschrieben und man kann sich bis zum 21. August bewerben. Ende September soll die Nachfolgerin oder der Nachfolger dann per Aufsichtsratsbeschluss zum 1. Januar 2023 berufen werden.

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