Ebersberger Innenstadt:Schöner wird's nicht

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Kontrastprogramm in der Altstadtpassage: Vor dem schicken Einkaufszentrum stehen eine Reihe alter Garagen - und das bleibt wohl auch so.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit Jahren gelten die alten Garagen in der Altstadtpassage bei vielen Ebersbergern als Schandfleck, der verschwinden soll. Anfang des Jahres wäre es fast soweit gewesen - doch nun sieht es so aus, als ob das zweifelhafte Ensemble noch lange stehen bleibt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wie in vielen Orten gibt es auch in der Kreisstadt gelebte Traditionen. Eine davon besteht darin, den Bürgermeister auf der Bürgerversammlung zu fragen, wann endlich der alte Garagenhof in der sonst so schön hergerichteten Altstadtpassage sein Lifting bekommt. Woraufhin das Stadtoberhaupt traditionell mit den Schultern zuckt und auf die Eigentümer verweist. Nach der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass diese Tradition nicht so bald verschwinden dürfte.

Warum es die Garagen gibt, ist noch relativ einfach zu beantworten: Für das asiatische Lokal im alten "Neuwirt" sind laut Satzung 13 Stellplätze nötig, und die befinden sich in den und um die Garagen. Zu beantworten, warum es nicht gelungen ist, mit der Aufwertung des Areals zwischen Marienplatz und Bahnhof auch die Parkplätze in etwas hübschere Form zu bringen, ist dagegen schon deutlich komplizierter.

Martin Otter von der Firma Otter & Wamsler, der das Grundstück gehört, verweist in einem Schreiben an die Stadt auf den seit 2006 gültigen Bebauungsplan für ein Wohn- und Geschäftshaus anstelle der "Neuwirtsgaragen". Die dort wegfallenden Parkplätze plus die zehn für den Neubau nötigen hätte man gerne in eine Tiefgarage ausgelagert, zusammen mit jener des damals in der Planung befindlichen Einkaufszentrums. Leider habe die Stadt aber dem Wunsch des Bauträgers zugestimmt, nur eine Garage für das Einkaufszentrum zu bauen, statt einer für alle.

Vor vier Jahren gab es dann einen neuen Anlauf für den Neubau, schreibt Otter weiter. Gemeinsam mit einem ebenfalls betroffenen Nachbarn arbeite man als Eigentümer der Neuwirtsgaragen "seit Ende 2015 an konkreten Plänen, dieses Gebäude realisieren". Im vergangenen Jahr wurde ein entsprechender Antrag auf Vorbescheid bei der Stadt eingereicht.

Dem der Ausschuss auch weitgehend zugestimmt hatte, wie nun Bauamtsleiter Christian Stöhr rekapitulierte. Keine Einwände hatten die Stadträte zu dem beantragten Neubau. Ebenfalls auf grundsätzliche Zustimmung stieß der Plan, die dann nötigen 23 Parkplätze an den Stadtrand auszulagern. Dazu soll der alte Rastplatz an der Wasserburger Straße umgebaut werden, dabei könnten weitere 16 öffentliche Parkplätze entstehen. Jedenfalls wenn die dazu nötigen Grundstücksverhandlungen erfolgreich sind.

Doch im Landratsamt sah man die Sache nicht so, der geplante Neubau samt Parkplatzkonzept sei nicht genehmigungsfähig, hieß es im Oktober aus der Behörde. Neben der Höhenentwicklung des Wohn- und Geschäftshauses wird vor allem kritisiert, dass die Stellplätze mit 450 Metern Entfernung nicht mehr "in der Nähe" des zugehörigen Hauses lägen, wie es laut Bayerischer Bauordnung vorgeschrieben ist.

Um den Jahreswechsel gab es dann mehrere Besprechungen und Begehungen von Vertretern der Stadt und des Landratsamtes, in denen sich ein Kompromiss abzeichnete. Wie Stöhr berichtete, könnte durch eine Änderung des Bebauungsplanes - das Areal würde als "urbanes Gebiet" definiert - und eine kleinere Umplanung der Fußwege zwischen Bahnhofstraße und Altstadtpassage eine Zustimmung des Landratsamtes erreicht werden. Allerdings müssten für die Wege Flächen der Eigentümer an die Stadt verkauft werden. Ebenfalls ausgeräumt seien die Bedenken wegen der zu weit entfernten Parkplätze. Laut Stöhr habe eine rechtliche Überprüfung ergeben, dass die Baunutzungsverordnung eine solche Auslagerung von Gemeinschaftsparkplätzen durchaus zulasse.

Damit wären also die Tage der Schmuddelgaragen in der Altstadtpassage gezählt gewesen - eigentlich. Denn Ende Mai zogen die Eigentümer zurück, Otter schreibt an den Stadtrat: "Je mehr wir uns mit der Änderung des Bebauungsplanes auseinandersetzen, umso mehr neue und komplexe Fragestellungen tauchen auf." Daher wolle man dieses Verfahren nun nicht mehr weiterverfolgen. Man versuche "die Planungen auf ein Maß zu reduzieren, mit dem stattdessen mit Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplanes gearbeitet werden kann".

Ob und in welchem Umfang solche möglich sind, darüber wird im Ausschuss noch zu reden sein. Dass dessen Mitglieder das nun vorgeschlagene Procedere eher kritisch sehen, wurde indes schon deutlich. Er fände es "sehr schade", so Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), "wir haben uns auf einem guten Weg gewähnt, und der Bebauungsplan wäre sinnvoll gewesen". Der Meinung ist auch Alois Lachner (CSU), das Gremium habe "bei unkomplizierteren Projekten" darüber diskutiert, ob Bebauungspläne zu erstellen sind - sagte er in Richtung von FW-Stadtrat Gerd Otter, der gerne entsprechende Anträge stellt. Sagen durfte er als Betroffener zwar nichts, aber sich noch eine Standpauke von Elisabeth Platzer (SPD) anhören: Man sei den Eigentümern so weit entgegengekommen, habe einstimmig den neuen Bebauungsplan in die Wege geleitet, "und jetzt sollen wir mit Befreiungen arbeiten? Das hat mich nicht nur verwundert, das hat mich geärgert".

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