Um das wohl wichtigste Energiewende-Projekt im Landkreis Ebersberg ist es ruhig geworden. Wer auf der Homepage des Eberwerks nach Infos zum Windpark im Forst sucht, wird kaum fündig: Ein paar Pressemitteilungen sind über die Suchfunktion aufzustöbern, unter dem Reiter „Bürgerenergie 2.0“ sind zwar Informationen über die PV-Anlage bei Oberlaufing zu finden, nicht aber über die drei Windräder, die das Eberwerk bald im Portfolio haben soll. Ein Link, auf den in Sitzungsunterlagen des Kreistags auf weitere Informationen zum Projekt verwiesen wird, führt inzwischen ins Leere: „404 Fehler. Bitte entschuldigen Sie: die Seite, die Sie gesucht haben, ist leider nicht mehr verfügbar.“
Dabei ist der Windpark im Forst schon seit 2011 im Gespräch. Damals sollten es noch sechs Anlagen mit einer Nabenhöhe von 100 bis 130 Metern sein. Inzwischen ist die Zahl auf fünf geschrumpft, dafür werden die geplanten Anlagen höher ausfallen: 199 Meter Nabenhöhe sollen es jetzt sein, dazu Rotoren mit einem Durchmesser von mehr als 170 Metern. Geändert hat sich auch einiges bei den Unternehmen, die hinter dem Projekt stecken: Ursprünglich wollte die Green City AG den Windpark bauen, das Unternehmen musste aber 2022 Insolvenz anmelden. Im März 2023 fanden sich Nachfolger in Surplus Equity Partners (SEP) – wenig später umbenannt in ALP.X Group – und Qualitas Energy, die in Kooperation mit dem Eberwerk, dem von den Kommunen getragenen Gemeindewerk, das Projekt vorantreiben wollten.

Energieverbrauch:Klimawandel erhöht Stromverbrauch
Der Klimawandel hat Auswirkungen auf den Energiebedarf: Im Sommer muss wesentlich mehr gekühlt, im Winter aber nicht im gleichen Maße weniger geheizt werden. Eine Recherche mit Correctiv.Europe zeigt, wie sich die Zahlen im Landkreis Ebersberg entwickeln.
Doch seither hat sich wenig getan. Den Eindruck hatte auch die SPD, die schon im Frühjahr einen Fragenkatalog zum Windpark vorgelegt hatte – trotz einer Entscheidung des zuständigen Ausschusses, dass man zu dem Projekt, an dem der Landkreis ja nicht beteiligt ist, keine zeitaufwendigen Recherchen mehr anstellen werde. Seither haben sich mehrere Kreisräte skeptisch geäußert, dass es mit dem Projekt im Forst noch etwas wird.
Doch laut der Projektpartner geht es mit der Planung voran. Zuletzt gab es die Meldung, dass der Landkreis finanziell von der Stromvermarktung profitieren soll. Die übrigen Informationen klingen freilich recht unkonkret: Die naturschutzfachlichen Kartierungen am geplanten Standort befänden sich „in der finalen Auswertung“, teilen die Projektpartner mit. Änderungen am Standort seien aufgrund der Untersuchungen nicht erforderlich. Parallel dazu arbeiten die Projektpartner nach eigenen Angaben „intensiv an der Fertigstellung der Unterlagen für den Genehmigungsantrag nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz“, man sei „zuversichtlich, die nächsten Schritte zeitnah einleiten zu können“. Nach wie vor hält man am Zeitplan fest, der bei der Übernahme des Projekts kommuniziert wurde: Genehmigung im Jahr 2025, Bau im Jahr 2026 und Inbetriebnahme schließlich 2027.
Wie hoch die Kosten am Ende sein werden, lässt sich bislang nicht abschätzen
Sollte das klappen, wird das örtliche Eberwerk eine wichtige Rolle bei der Vermarktung der Anlagen spielen. Bis zu drei der fünf Anlagen könnte es übernehmen und dort eine Bürgerbeteiligung ermöglichen – eine der Bedingungen des Kreistags für das Projekt. Um welche Summen es geht, dazu hält sich das Eberwerk bedeckt, auch zu den Gesamtkosten des Windparks gibt es keine Aussagen. Man befinde sich noch „in einem sehr frühen Projektstadium, zu dem bestimmte Einflussgrößen auf die Gesamtkosten wie zum Beispiel der Netzanschlusspunkt und die damit verbundene Netztrasse noch nicht feststehen“. Daher lasse sich die Frage nach den Gesamtkosten zum aktuellen Zeitpunkt „nicht seriös beantworten“.
Ebenso gibt es bisher keine Informationen, wer sich beteiligen kann und wie viele Anteile zu welchen Konditionen erworben werden können. Nur so viel: Über die Vormerkung auf der Website des Eberwerks hätten sich bereits mehrere Hundert Interessierte registriert – allerdings nicht nur für den Windpark, sondern auch für mehrere große Photovoltaik-Projekte.
Wenn das Projekt eine gewisse Reife („ready-to-build“) erreicht habe und der Großteil der Kosten feststehe, werde das Eberwerk die Entscheidung zur Übernahme der Standorte „auf Basis einer fundierten Wirtschaftlichkeitsbetrachtung inklusive Investitionssumme, Finanzierung, Rentabilität und Liquidität“ treffen. Diese Informationen sollen dann in einem Verkaufsprospekt auch den interessierten Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen zugänglich gemacht werden, die sich an dem Projekt beteiligen wollten.