Ebersberger Forst:Stress beim Süßgetränk

Wespe

So in Großaufnahme sehen Wespen fies und gefährlich aus. Aber auch in klein und in Massen unterwegs können sie einem den Appetit auf Radler und Zwetschgendatschi vermiesen.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Je trockener der Sommer, desto mehr Wespen sind unterwegs

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Eine zentimeterdicke Schicht von Wespen, die sich auf der Oberfläche des Getränks im Glas versammelt - da vergeht einem recht schnell der Durst auf ein spritziges Spezi oder auf das rituelle Radler nach der sommerlichen Fahrradtour. Vor dem Eiscafé ist man mehr damit beschäftigt, sich gegen das Anfliegen der in Warnfarben gestreiften Plagegeister zu wehren, als Schokoladeneis oder Stracciatella zu schlecken. Überhaupt, der Genuss von süßen Sachen im Freien ist in diesen Tagen alles andere als ratsam. "Wir haben heuer einen eher trockenen Sommer, da haben Wespen bessere Bedingungen, Nester zu bauen", sagt der Leiter des Forstreviers in Ebersberg Christian Pflanzl. Vor allem im Ebersberger Forst sind viele Wespenstämme heimisch geworden. Für die Besucher in den umliegenden Gaststätten und Biergärten ist das ein ziemlicher Graus. Besonders zuckerhaltige Getränke wie Spezi und Radler aber auch der zu dieser Jahreszeit gern gegessene Zwetschgendatschi locken die Insekten an. Da muss man gar nicht hektisch mit den Armen wedeln und so die Insekten erst aggressiv machen, um vom Tagesausflug einen schmerzenden Wespenstich als Dreingabe mit nach Hause zu bringen.

In traubenförmigen hängenden Nestern richten sich die Wespen im Forst ein, aber auch in Erdlöchern, und das besonders erfolgreich in relativ niederschlagsarmen Sommermonaten. Entweder die Insekten buddeln sich die Löcher aus eigener Kraft, oder sie verwerten alte Höhlen von Waldtieren, um dort ihre Nester zu bauen. Bis zu 15 Zentimeter reichen die etwa handballgroßen Wohnstätten in den Boden hinein. Der Zusammenhang zwischen Wespenaufkommen und schönem Wetter ist dabei recht simpel: Je weniger Niederschlag, desto mehr Wespen. "Die Erdlöcher brauchen eine gewisse Trockenheit, damit die Insekten dort leben können", erklärt Christian Pflanzl. Sonst droht schon einmal eine Überschwemmung und damit ein großes Sterben im Wespenheim. Wenn es wenig regnet, haben die Insekten außerdem mehr Zeit zu fliegen. Das müssen sie, etwa um sich von Nektar und anderen Pflanzensäften zu ernähren.

Machen kann man gegen die Wespen bei Speis und Trank im Freien nichts. "Das ist völlig normal für diese Jahreszeit. Und Wespen haben schließlich wichtige Aufgaben", sagt Pflanzl. Sie fressen die Kadaver von Tieren, wie tote Mäuse, oder Käfer. Sie sorgen für Ordnung in der Natur, "wie eine Polizei, vergleichbar mit Ameisen." Die Nester im Wald samt ihrer Bewohner einfach zu zerstören, würde also ein ziemliches ökologisches Chaos anrichten. Forstrevierleiter Christian Pflanzl akzeptiert daher wirklich nur eine einzige Ausnahme: "Wenn die Nester direkt an den Gaststätten sind, dann machen wir sie aus Sicherheitsgründen weg, damit sich keine Menschen verletzten." In allen anderen Fällen bleibt nur: Aussitzen und Aufpassen. Oder drinnen essen.

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