Neues Freizeit-Angebot:Jugend Forst

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Sechs Männer, vier Reifen (von links): Jochen Hoepner und Augustinus Meusel auf dem Fahrrad, dahinter zu Fuß Georg Schuder vom Verschönerungsverein Ebersberg, Kreisheimatpfleger Thomas Warg, Clemens Scheerer von der Partnerschaft für Demokratie in Ebersberg und Michael Waldherr vom Forstbetrieb Wasserburg. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Team aus der Region will den Ebersberger Forst für junge Menschen attraktiver machen. Wer sich interessiert, sollte ein Smartphone besitzen - und idealerweise ein Fahrrad.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Er wirkt nicht sonderlich angriffslustig. Allein schon weil die Hauer des Tiers nach hinten gebogen sind. Fast treu schaut der Eber drein, wie er samt Gummistiefel und Ringelschwänzchen auf seinem Fahrradsattel sitzt. Vorbildlicherweise hat der Eber vorne und hinten Fahrradlichter befestigt. Und dann ist da noch was: Auf dem Gepäckträger des Radfahrers ist eine Waldeichel verschnürt. Das erinnert dezent an das Säbelzahn-Eichhörnchen "Scrat" im Film Ice-Age, dem die Waldeichel verlässlich abhanden kommt. Der radelnde Eber hat sein nahrhaftes Gepäck offenbar deutlich besser im Griff.

Das Design des radelnden Ebers ist das Gesicht eines neuen Freizeit-Angebots: Zwei Fahrrad-Rundrouten, die durch den Ebersberger Forst führen - und nun detailliert in einer faltbaren Karte eingezeichnet sind. Der radelnde Eber weist auf der Karte und im Wald den Weg. Beide Touren sind um die 23 Kilometer lang, beide führen an Gewässern vorbei - und an den prominentesten Sehenswürdigkeiten des Ebersberger Forsts.

Tafeln mit QR-Codes für zwei interaktive Touren - zu Fuß oder mit dem Rad

Erkundet hat beide Routen Jochen Hoepner aus Vaterstetten, er ist Mitglied des dortigen Arbeitskreises Mobilitätswende. Bei einem Treffen im Ebersberger Forst präsentierte er nun die Besonderheit beider Routen: Die "Raderlebnistouren" sollen eine interaktive Tour ermöglichen. Dabei helfen Tafeln, die an vier bis sechs prominenten Wegpunkten pro Tour errichtet werden. Auf den Tafeln befinden sich QR-Codes, die per Smartphone direkt zu einer Website führen. So können zum Beispiel jüngere Radler im Wald auf Schnitzeljagd gehen und bei Bedarf selbst neue Rätsel hinzufügen. Wie alt ist das Forsthaus Diana? Was ist eine Köhlerei? In welchem Jahr wurde der Nonnenstein aufgestellt und warum? Kommendes Jahr sollen die Tafeln samt QR-Codes stehen.

Das neue Logo für die beiden Fahrradrouten durch den Ebersberger Forst, erstellt vom Verlag VLG Josef Strasser. Die Urheberrechte liegen bei Jochen Hoepner. (Foto: Jochen Hoepner)

Wer sich schon einmal im Ebersberger Forst aufgehalten hat, dürfte wissen, dass die Sache einen Haken hat: Das Waldgebiet gleicht einem riesigen Funkloch. Es gibt zwar vereinzelte Areale, wo man je nach Netzanbieter Glück haben kann. Die meiste Zeit jedoch bewegt man sich im Ebersberger Forst wie im Flugmodus. Der Forstbetrieb Wasserburg hatte unlängst angekündigt, dass dieser Zustand innerhalb der kommenden beiden Jahre mithilfe von Sendemasten im Forst flächendeckend verbessert werden soll. Bis dahin, erklärt Projektchef Hoepner, ist es möglich, sich die Inhalte zu den QR-Codes auf den Tafeln vorab - also vor Betreten des Waldes - aufs Handy zu laden und dann offline an den Stationen abzurufen.

Die Westtour verläuft zwischen den Waldausläufern bei Pöring, Eglharting und Obelfing bei Anzing. Ihre Route gleicht auf der Karte einem auf dem Kopf stehenden Seepferdchen und lässt die nautischen Einflüsse zweier Gewässer bereits erahnen. Sie führt vom Waldspielplatz in Pöring am "Kleinen Weiher" vorbei zum sogenannten Nonnenstein. Teil-Auflösung von oben: Der Stein erinnert an die Jahre 1889 und 1892, als zwei Drittel des vorhandenen Baumbestandes im Ebersberger Forst einer Raupeninvasion zum Opfer fielen. Weitere Stationen der Rundtour: Die nicht minder prominente und sehenswerte Friedensbuche samt Kapelle, der "Himmelsweiher" und der "Eustachiusstein".

Auftakt ist ein zweitägiger Workshop im Oktober - es gibt 15 Plätze

Hoepners zweite Tour, die formal verdächtig einer Seeräuber-Hakenhand ähnelt, der zweite Haken dieses Projekts - aber ein angenehmer. Auf der Ostroute hat Hoepner gleich mehrere Stehgewässer als Stationen kartiert. Etwa den Froschweiher, den Egglburger See, die Weiherkette, abermals den Himmelsweiher und nicht zuletzt den Antoniweiher: ein beschaulich-schöner Ort. Weitere Haltepunkte, bei denen ein Verweilen lohnen könnte: Der "Gareisstein", die Waldklimastation, das mystisch-umrankte Forsthaus Diana - und das Forsthaus Hubertus bei Ebersberg, wo der Waldbiergarten im Sommer immer von Mittwoch bis Sonntag geöffnet hat.

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Die beiden Routen sind auch für Wanderungen geeignet. Durch die Wegestruktur im Ebersberger Forst ist es leicht möglich, die Routen abzukürzen - was von Vorteil ist, falls ein 23 Kilometer langer Fußmarsch eventuell als lang erscheint.

Auftakt für das Projekt ist ein zweitägiger Workshop am 15. und 16. Oktober, mit dem die Initiatoren vor allem junge Menschen ansprechen möchten. Hierfür können sich bis zu 15 Personen ab 14 Jahren anmelden. Ziel ist es, dass die Teilnehmer persönliche Eindrücke und Highlights filmen und kreativ verwerten. Das Smartphone ist hierfür das zentrale Werkzeug. Begleitet werden die Teilnehmer von der professionellen Medienpädagogin Muki Emmer. Die Ergebnisse werden nach Abschluss des Projektes im Internet veröffentlicht und in die Handy-Touren-App "Outdooractive" eingespeist. Wenn die Infotafeln stehen, sollen die Filmsequenzen dort über die QR-Codes abrufbar sein.

Der radelnde Eber und sein Vorgänger - der "Eber Max"

Die nun mit einem radelnden Eber samt Routen aktualisierte Freizeitkarte für den Forst ist fortan im Ebersberger Landratsamt erhältlich. Und womöglich wird sich der ein oder andere Kartenleser das Gefühl nicht los, dass schon mal ein Eber durch den Landkreis radelte. Die Erinnerung trügt nicht. Bei der Illustration handelt es sich um eine Anlehnung an das frühere Wander- und Radler-Maskottchen "Eber Max". Die neue Version stammt aus der Feder von Josef Strasser vom VLG Verlag - der die Karte in achter Auflage herausgegeben hat - im Auftrag des Initiators Jochen Hoepner. Der Eber ist ein wenig kräftiger und farbenfroher als die Ursprungsversion. Und eine Sache ist gänzlich neu: der Gepäckträger - und das dank eines Säbelzahn-Eichhörnchens weltberühmt gewordene Gepäck.

Das Projekt wird gemeinschaftlich betreut vom Verschönerungsverein Ebersberg, dem Forstbetrieb Wasserburg, dem Kreisjugendring Ebersberg und dem Runden Tisch Tourismus im Landratsamt Ebersberg. Gefördert wird die Maßnahme von der "Partnerschaft für Demokratie". Anmeldung zum Auftaktprojekt für Jugendliche ab 14 Jahren per E-Mail an mail@demokratie-ebe.de . Zusätzliche Informationen unter www.demokratie-ebe.de

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