Forstinning:"Die Eiche ist der Rolls-Royce unter den Bäumen"

Forstinning: Das ein Hektar große Areal im Ebersberger Forst bei Forstinning, wo unlängst Fichten gefällt und 5000 Eichen gepflanzt wurden.

Das ein Hektar große Areal im Ebersberger Forst bei Forstinning, wo unlängst Fichten gefällt und 5000 Eichen gepflanzt wurden.

(Foto: Bayerische Staatsforsten/oh)

In diesem Frühjahr werden im Ebersberger Forst doppelt so viele Bäume gepflanzt wie sonst. Im Revier von Försterin Lisa Pausch wachsen nun 5000 junge Eichen.

Von Korbinian Eisenberger, Forstinning

Die Revierförsterin Lisa Pausch ist Stammkundin in Simbach am Inn. Dort stammen sie her, die Stämme der Zukunft. 5000 von ihnen stehen seit einigen Wochen in Pauschs Revier im Ebersberger Forst. Die Stämme sind noch so schmal, dass man ihnen keineswegs ankennt, dass daraus einmal eine wuchtige Eiche werden könnte. Aber bei einem Sumoringer weiß man es ja im Säuglingsalter auch noch nicht zwingend. Sie rechne mit einer Erfolgsquote von 95 Prozent an Eichen, die durchkommen, so die 32-Jährige. Investmentkosten laut Staatsforsten: Um die 20 000 Euro nur für die Pflanzen. Stammkundin Lisa Pausch sagt: "Die Eiche ist der Rolls-Royce unter den Bäumen."

Im Ebersberger Forst werden dieses Frühjahr doppelt so viele Bäume gepflanzt wie sonst üblich. Insgesamt 75 000 Stück sind geplant, die meisten davon wachsen bereits wie in Pauschs Revier bei Forstinning vor sich hin. Hinzu kommen 12 000 Bäume aus einem Projekt der BayWa.

Zwei Gründe nennen die Bayerischen Staatsforsten für die Aufstockung: Die Sturmschäden des vergangenen Sommers - und das seit längerem ausgesprochene Ziel des Forstbetriebs Wasserburg, den Ebersberger Forst von einem von Fichten dominierten Wald zu einem Mischwald umzuwandeln, der er einst war. Zu diesem Zweck, so die Staatsforsten, sei es auch notwendig Fichten zu fällen und mehr oder weniger durch andere Baumarten zu ersetzen. So, wie nun auch im Revier von Lisa Pausch geschehen.

Forstinning: Lisa Pausch, 32, Revierförsterin in Forstinning.

Lisa Pausch, 32, Revierförsterin in Forstinning.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Mitarbeiter setzen Bäume ein, denen nicht ganz zu unrecht nachgesagt wird, dass sie robuster und stabiler sind als Fichten, die wegen ihrer flacher Wurzeln anfällig sind bei Stürmen und beliebt sind beim Borkenkäfer: 36 000, und damit knapp die Hälfte der Neugewächse, sind nun Buchen und Tannen. Die weiteren Baumarten sind Douglasie, Spitzahorn, Elsbeere, Edelkastanie, Linde und Hainbuche. Zudem werden - in geringer Stückzahl - Exoten wie Atlaszeder oder Libanonzeder eingesetzt. Um zu testen, so Sebastian Klinghardt von den Staatsforsten, wie gut sie in dieser Umgebung klarkommen.

Es ist ein teures Projekt, das der Forstbetrieb Wasserburg in diesem Frühjahr durchführt. Im Durschnitt kostet eine Baumpflanze zwei Euro, Eichen aus Simbach rangieren im oberen Bereich, Buchen und Tannen sind etwas günstiger zu haben. Für die 75 000 Bäume im Ebersberger Forst kommt eine Summe von 150 000 Euro zusammen, insgesamt investiert der Wasserburger Forstbetrieb bei 110 000 Neupflanzungen um die 220 000 Euro. Mitarbeiter-Löhne sind nicht eingerechnet.

Die größte Bedrohung für junge Bäume lauert im Unterholz

Zurück in Forstinning, wo Stammkundin Lisa Pausch als jüngste Revierförsterin im Ebersberger Forst Regie auf engem Raum führt. Die 5000 Simbacher Eichen wurden im Abstand von hundert bis 150 Zentimeter auf einer Fläche von einem Hektar verteilt. Fast alle sollen groß werden. Manche dürften womöglich einmal zu Möbelstücken werden. Und andere, sagt Pausch, werden Menschengenerationen überdauern. In hundert Jahren, sagt Pausch, da sollen hier schwere Stämme stehen, die im Abstand von zehn bis zwölf Metern ein Eichenwaldstück bilden. So ist der Plan. Wären da nur nicht die natürlichen Feinde eines Eichensäuglings.

Die größte Bedrohung für junge Bäume ist der Wald selbst, oder besser: Bewohner dieses Waldes. Rehe sehen in jungen Eichen eine Delikatesse und vertilgen alles, was der Baum zum Wachsen braucht. Sie sehen darin eher den Rolls Royce unter den Mahlzeiten. Aus der Perspektive eines Rehs dürfte die Vertilgung einer Nachwuchseiche äußerst plausibel sein. Die Revierförsterin Lisa Pausch sieht das etwas anders. "Wegen den Leckermäulern", sagt die 32-Jährige, habe sie das Areal der 5000 Eichen umzäunen lassen. Den Rehen dürfte das kaum schmecken, dafür den Wildschweinen. Denen schmecken nämlich vor allem die Erzeugnisse von ausgewachsenen Eichen, sogenannte Eicheln.

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