Der Landkreis Ebersberg hat einen Klimamanager, mit dem Eberwerk einen nachhaltigen Versorger - und mit der Energieagentur einen fast schon beispiellosen lokalen Dienstleister für umweltfreundliche Energiewirtschaft. Dies ist die gute Nachricht (für all jene, die den Klimawandel als Aufgabe dieser Generation erkannt haben). Die Klima-Kompetenz im Landkreis Ebersberg ist hoch. Ein Grund, warum es diese Prognose der Energieagentur gibt: Damit der Landkreis Ebersberg auf fossile Energien verzichten kann, bräuchte es bis 2030 unter anderem 32 zusätzliche Windräder. Mit dieser Zahl beginnt die schlechte Nachricht (für all jene, die den Klimawandel als Aufgabe dieser Generation erkannt haben): Wie es aussieht, werden im Kreis Ebersberg in zehn Jahren mitnichten 33 Windkraftanlagen stehen, sondern weiterhin nur eine.
Grund zu dieser Annahme ist ein Beschluss, der am Montag im Ebersberger Kreistag gefallen ist. Das Gremium votierte mit 31 Stimmen bei 29 Gegenstimmen knapp dafür, den Ebersberger Kreisbürgern eine große Entscheidung zu überlassen: Ob im Ebersberger Forst fünf Windräder gebaut werden sollen oder nicht. Der Kreistag überlässt damit dem Volk die Macht in einer der umstrittensten Fragen der vergangenen Dekade. Man könnte auch sagen: Das Gremium drückt sich vor einer Frage, deren Antwort - wie sie auch ausfallen mag - unbequem ist.
Nun wird sich die Mehrheit von CSU-FDP (26) und Freien Wählern (deren fünf) nicht als Drückeberger abstempeln lassen wollen. Aus Reihen der Christsozialen argumentierte man im Kreistag im Sinne von: Lieber den Bürgerentscheid selbst steuern, als dass sich die Bevölkerung auflehnt. Eine Art Referendum, wie man es vom Brexit her kennt, also.
So kommt es im Mai 2021 per Beschluss zum Bürgerentscheid von oben, um einem möglichen Bürgerbegehren von unten vorzubeugen. Die CSU folgte der Empfehlung ihrer früheren Ministerin Christa Stewens, der im Ruhestand nichts an rhetorischer Wucht abhanden gekommen ist. Haltung gezeigt haben die 31 Befürworter des Ratsbegehens mit ihrem Votum dennoch nicht bei dieser lokalen wie globalen Existenzfrage. Sie haben die Verantwortung abgegeben und Zeit verzögert. Die Zahl 33 rückt damit in weite Ferne. So pfeift der Wind weiter unverrichteter Dinge über den Landkreis Ebersberg hinweg. Die den Klimawandel als Aufgabe dieser Generation erkannt haben? Sie können nur hoffen, dass der Bürgerentscheid nicht wie so manches Referendum nach hinten los geht.