Ebersberger Forst:Die Buche soll ihre nadeligen Nachbarn retten

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Schön weihnachtlich lässt der Schnee den Ebersberger Forst wirken. Doch die Idylle trügt, der Wald ist in Gefahr. (Foto: Louisa Lettow/oh)

Auch dem Ebersberger Forst setzt der Klimawandel immer mehr zu, gerade im Winter sind die Auswirkungen gut zu sehen. Beim Erhalt des heimischen Waldes soll nun auch der Baum des Jahres helfen, die Buche. Unterwegs mit Forstexperten.

Von Louisa Lettow, Ebersberg

Ein winterlicher Spaziergang durch den Ebersberger Forst. Der Schnee rieselt, die Füße versinken tief im weißen Pulver. Da vergisst man schnell alles andere, verliert sich in der Natur, gerade deshalb ist der Wald als Naherholungsgebiet ja so wichtig. Eine Gruppe aus Förstern, Waldbesitzern und Studenten ist an diesem Wintertag aber nicht nur hier, weil sich der Forst gerade so schön weihnachtlich präsentiert. Vielmehr diskutieren sie wild, an welcher Stelle man noch etwas verbessern könnte. Darüber, ob man einen Baum fällen sollte oder nicht, wie viele auf einmal zu entfernen wären, oder welchen Abstand die Stämme zueinander haben müssten.

Zu dieser kalten Jahreszeit kann man besonders gut erkennen, ob sich ein Wald gut entwickelt, da man jetzt meist bis zu den Baumspitzen hinauf blicken kann. Das ist notwendig, denn auch hier ist der Klimawandel immer stärker zu spüren. "Die Prognosen der Klimaforschung kann man gut erkennen, wenn man oft durch den Wald läuft," bestätigt Christoph Schwer, Förster der Waldbesitzervereinigung (WBV) Ebersberg. Die Jahresdurchschnittstemperatur sei im Landkreis Ebersberg inzwischen auf 8,5 Grad angestiegen, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, steige sie voraussichtlich in den nächsten 50 Jahren auf 12,5 Grad. Das ist selbst für die hartnäckige Buche ein Grad zu warm.

Die Buche überzeugt mit vielfältigen Funktionen

Trotzdem fiel die Wahl für den Baum des Jahres 2022 nicht ohne Grund auf die Buche. Sie nämlich soll angesichts des Klimawandels helfen, den Forst zu stabilisieren. Heinz Utschig von den Bayerischen Staatsforsten erklärt: "Ihre vielfältigen Funktionen schaffen einen hohen gesellschaftlichen und ökologischen Wert". Und das sei in diesen schwierigen Zeiten umso mehr von Bedeutung.

Dank ihrer tiefen Wurzeln hält die Buche den Boden zusammen und bezieht ihr Wasser aus sehr tiefen Schichten. Somit bleibt mehr für die anderen Baumarten übrig. Gleichzeitig lässt der Laubbaum aufgrund seiner freien Krone im Winter mehr Wasser im Boden versickern. Im Sommer leiten zudem die Blätter das Wasser zum Stamm, worüber es dann zum Boden fließt, dabei werden viele Nährstoffen transportiert. Ihr ökologischer Wert liegt aber auch in ihren Totholzhöhlen, die einen Lebensraum für Tiere bieten, und in ihrem zahlreichen Pilzvorkommen. So fördert die Buche auch den Natur- und Artenschutz mit umfangreicher Flora und Fauna beträchtlich.

Christoph Schwer und Heinz Utschig erklären der Gruppe, was einen gesunden Wald ausmacht. Dabei lauschen alle gespannt und forschen an mancher Stelle auch mal nach. (Foto: Louisa Lettow/oh)

Als Schattenbaumart benötige die Buche zudem wenig Licht, erklärt Utschig, also müsse man für sie keine zusätzlichen Lücken in das Walddach schneiden. Die Buche kann im Schatten der anderen Bäume wachsen und ist somit sehr konkurrenzstark, dient also unkompliziert der Verjüngung eines Waldes. Überdies sei der Boden des Ebersberger Forstes, die Endmoräne, optimal geeignet für die Buche. "Deutschland ist Buchenland", bestätigt Schwer.

Im bayerischen Staatswald wird die Buche daher bereits seit Jahren gefördert, in jüngster Zeit seien diese Bemühungen aber noch verstärkt worden, sagen die Forstexperten. Ziel sei es, die Buche wieder zur dominierenden Baumart zu machen, um die Wälder angesichts des Klimawandels zu stabilisieren.

Im Ebersberger Forst gibt es derzeit 15 bis 20 verschiedene Baumarten

Doch nicht nur auf der Buche liegt das Augenmerk der Waldpfleger: Ein Problem seien vor allem Monokulturen, man müsse die Baumarten mischen, um einen gesunden Wald zu schaffen, heißt es bei dem Rundgang. Dafür sei eben teils auch menschliches Eingreifen nötig. Im Ebersberger Forst gibt es aktuell an die 15 bis 20 verschiedenen Baumarten, die Buche macht dabei circa 30 Prozent aus. Indem Mischbaumarten gepflanzt werden, versuche man für den Erhalt und die Erweiterung der heimischen Baumartendiversität zu sorgen. Eine dieser Mischungen ist die Kombination aus Buche und Douglasie.

Im Winter kann man bis zu den Kronen der Buchen blicken und so erkennen, ob sich die Bäume gut entwickeln. (Foto: Louisa Lettow/oh)

Nötig sei auch eine positive Auslese, bei der man schwächere Bäume fällt und einige Buchen fördert, damit sich diese nicht gegenseitig bedrängen. Zwischen "starken" Buchen soll mindestens ein Abstand von zehn Metern eingehalten werden, das tue dem Wald gut, was dazwischen wächst, sei nebensächlich. Auch zu Fichten sollte eine gewisse Entfernung geschaffen werden, denn diese sind anfällig für den Borkenkäfer, dessen Befall sich rasch auf die umliegenden Bäume ausbreitet.

Deutsche Waldgebiete lassen sich in drei Kategorien einordnen, erklärt Schwer: den Staats-, den Kommunal- und den Privatwald, letzterer mache sogar etwa 50 Prozent der Fläche aus. Zuständig für den Erhalt des Waldes sind aber auch hier Forstverbände wie der WBV. Früher hätten Förster oft Kritik abbekommen für ihre Arbeit, so Schwer, inzwischen habe das Verständnis dafür, warum diese so wichtig ist, aber zugenommen.

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