Ebersberger Buchhändler:Anlaufstelle für Austausch

Buch Otter EBE - Sebastain Otter

Sebastian Otter gibt seine Buchhandlung in Ebersberg auf, will der Literatur aber treu bleiben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sebastian Otter hat sich mit seinem Laden einen Traum erfüllt. Nun will er sich neuen Leidenschaften zuwenden

Interview von Michaela Pelz, Ebersberg

Sebastian Otter, 16 Jahre lang Inhaber von "Buch Otter" in Ebersberg, übergibt seinen Laden an einen Nachfolger. Die SZ Ebersberg hat den Buchhändler und studierten Marketing-Mann gefragt, wie es dazu kam - und wie es für ihn weitergeht.

SZ: Herr Otter, im November werden Sie 50. Ist das die passende Zeit, um in Rente zu gehen?

Sebastian Otter (lacht): Sicher nicht! Noch habe ich keine Pläne, mich komplett zur Ruhe zu setzen.

Aber nach 16 Jahren geben Sie Ihren Buchladen auf. Ist Corona daran schuld?

Teilweise hat der Zeitpunkt tatsächlich mit der Pandemie zu tun - aber anders, als Sie denken. Der Plan war immer schon, irgendwann noch etwas ganz Neues zu machen. Nun ist unsere aktuelle Situation in der Familie die, dass wir drei Kinder in drei Einrichtungen haben - zwei Schulen und einem Kindergarten. Wie schnell könnte es da dazu kommen, dass wir in Quarantäne müssen? Darum habe ich mich entschieden, jetzt, noch vor dem Weihnachtsgeschäft, die Übergabe zu machen.

Wäre es nicht wirtschaftlich sinnvoller gewesen, das noch mitzunehmen? Überall hört man, dass der Lockdown ein gewaltiges Loch in die Kassen gerissen habe...

Erstens wollte ich meinem Nachfolger einen positiven Start gönnen, wie es ein hoffentlich erfolgreiches Weihnachtsgeschäft sicherlich ist. Zweitens, und das wird Sie vielleicht überraschen, hatten wir, im Gegensatz zu den "großen" Branchenkollegen, keine so großen Umsatzausfälle. Eher im Gegenteil.

Wie erklären Sie sich das?

Wir haben sofort nach Beginn des Lockdowns unsere Kunden fleißig persönlich beliefert. Ein großer Aufwand, der sich aber gelohnt hat. Die Nachfrage war hoch und wir mit unserem Webshop sehr gut aufgestellt. Zudem haben wir mit einem Callcenter zusammengearbeitet. Das Gute: Die Kunden waren schon an beides gewöhnt, so dass wir auf die vorhandenen Strukturen aufsetzen konnten.

Tatsächlich ist vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels zu hören, dass laut GfK 17 Prozent der Deutschen während der Corona-Pandemie erstmals von der Möglichkeit erfuhren, Bücher bei ihrer Buchhandlung online oder per Telefon zu bestellen - also 11,5 Millionen Menschen. Rund eine Million habe diese Möglichkeit erstmals genutzt. Ihren Kunden war indes "Genialokal.de" bereits ein Begriff ...

Richtig! Das ist ein Projekt, auf das ich sehr stolz bin, es wurde während meiner Zeit als Aufsichtsrat von "E-Buch eG" verwirklicht. Wir haben damit eine sehr gut funktionierende und gut angenommene, gemeinsame Dachmarke für mittlerweile rund 800 unabhängige Buchhandlungen geschaffen. Das hat für Sichtbarkeit im Netz gesorgt und Möglichkeiten für gemeinsames Marketing eröffnet, online wie auch vor Ort.

Bei E-Buch eG ...?

... handelt es sich um eine Genossenschaft, die zwar intern im Buchhandel bekannt ist, aber erst durch "Genialokal" auch außen wahrgenommen wird. Dabei als Marke immerhin die Nummer drei nach Amazon und Thalia, das ist ein schöner Erfolg.

Nach vier Jahren haben Sie Ihr Aufsichtsmandat 2019 niedergelegt.

Weil absehbar war, dass ich meinen Laden übergeben und dann kein aktiver Buchhändler mehr sein würde. Das aber ist Voraussetzung für ein solches Amt. Dennoch brenne ich nach wie vor für das Thema unabhängige Buchhandlungen, will mein Knowhow, meine Erfahrung und Expertise dort auch weiterhin anbringen. Fortbildung und Kommunikation sind dauernde Themen. Ein paar Ideen gibt es da schon.

Das sind Ihre Erfolge auf Verbandsebene - was haben Sie in Ebersberg erreicht?

Bei der Eröffnung meines Geschäfts 2004 hatte ich mir vorgenommen, am Marktplatz einen Kommunikationsort zu schaffen. Eine feste Anlaufstelle für den Austausch untereinander, ein Ort, an dem man über Bücher sprechen konnte. Das ist mir gelungen.

Und was kommt jetzt?

Ich würde gern mehr lesen (lacht). Abgesehen davon möchte ich meinen Bruder in der Administration für die Schlossbrauerei unterstützen und mein Standbein als Bier-Sommelier ausbauen. Die entsprechende Ausbildung habe ich ja vor zwei Jahren gemacht und als Idee war immer präsent, sowohl in Ebersberg Veranstaltungen anzubieten als auch deutschlandweit Literatur und Bier zu verknüpfen.

Bier Otter statt Buch Otter also?

(lacht) Naja, die Webseite bierundbuch.de habe ich mir jedenfalls gesichert.

Was sagen Sie dazu, dass Herr Hartung den Namen des Ladens beibehält?

Das freut mich sehr für das Logo - ich finde es ausgesprochen gut gelungen.

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