Ebersberger Autorin:Eis mit Charakter

Liebesroman von SZ-Journalistin Franziska Langhammer

Von Michaela Pelz, Ebersberg

Eigenschaften und Gemütslage ihrer Kundschaft kann die Münchner Studentin Lis, die als Eisverkäuferin in einer Konditorei jobbt, ziemlich treffsicher einschätzen: Vanille-Fans sind Klassensprecher-Material, Zitronen-Liebhaberinnen scheuen keine Auseinandersetzung, wer Cappuccino-Eis mag, steht früh auf, ist aber ein schlechter Verlierer. Eigentlich müsste die Ich-Erzählerin also bestens gerüstet sein, was die Auswahl ihrer Partner anbetrifft. Leider klappt das nicht immer. Und so geht es in diesem locker-leichten Liebesroman vor allem um Freundschaft und Beziehungen. Aber auch um das Lebensgefühl mit Anfang 20, dieses Mäandern zwischen dem puren Auskosten des Moments und der Suche nach einem tieferen Sinn, einem konkreten Zukunftsziel.

Die Grundstimmung ist heiter - dank der selbstironischen Heldin und immer wieder herrlich absurden Situationen, etwa bei einem peinlichen Einsatz als Flohmarktverkäuferin oder einem hochdramatischen Schiffsunglück. Gleichzeitig ist da aber auch eine herbe, höchst realitätsnahe Note, wenn sich die Protagonistin jeder feministischen Aufgeklärtheit zum Trotz sehenden Auges in eine Fehlentscheidung hineinmanövriert und dort viel zu lange verharrt.

Kein reines Sommerbuch, sondern Alljahresroman mit dem eistypologischen Charakter "Melone": mal weise, mal unterhaltsam. Für die einen die Erinnerung, wie es mal war, für die anderen eine Idee davon, wie es hoffentlich irgendwann wieder sein wird.

Franziska Langhammer: "Immer mehr im Sommer." Roman. Piper Verlag, München 2020. 264 Seiten, 13 Euro.

© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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