Süddeutsche Zeitung

Ebersberger auf der Wiesn:Echte Männersache

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"Nicht schwerer als eine Bratpfanne": Hans-Jürgen und Karl-Heinz Biller führen auf dem Oktoberfest den "Hau den Lukas" ihres Vaters weiter.

Der Hammer ist selbst gemacht. Ein Holzklotz mit einer Eisenmanschette, sechs Kilo schwer, "nicht schwerer als eine Bratpfanne", sagt Karl-Heinz Biller und lächelt fein. Es ist ja nicht so, dass es nicht auch Frauen gäbe, die es mit dem "Hau den Lukas" aufnehmen.

Der Betrieb des Geräts aber ist Männersache, zumindest hier neben dem Löwenbräuzelt. Zwei Wochen im Jahr nehmen sich die beiden Brüder Hans-Jürgen und Karl-Heinz Biller Urlaub für die Wiesn und bauen ihren "Hau den Lukas" auf. Seitdem der Vater den Betrieb aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst machen kann, führen die Söhne sein kleines Geschäft weiter. Eigentlich verdienen die beiden, wohnhaft in Steinhöring und Ebersberg, ihr Geld als Kraftfahrer. Aber sie sind es nun einmal von Jugend auf an gewohnt, als Schausteller unterwegs zu sein.

Früher, als junger Kerl, habe er noch selber mitgemacht beim Kräftemessen, sagt der 42-jährige Hans-Jürgen. Mit einer Hand habe er das Ding hochgeschlagen. Jetzt meldet sich der Rücken, also überlässt er das lieber den anderen. 500 Schläge in Reihe seien der Rekord, sagt er. Nie habe er gehört, dass einer mehr geschafft hat als Alfred Wiedemann, dessen Triumph hier mit einem Zeitungsausschnitt dokumentiert ist. Für normal Sterbliche sind schon drei gelungene Schläge sehr beachtlich; dafür gibt es sogar eine von Vater Biller selbst entworfene Medaille.

Wie die Medaille, so ist auch der "Hau den Lukas" in den Münchner Farben gelb und schwarz gehalten. Blau-weiße Geräte gebe es genug, meinen die Brüder. Betrunkene Gäste hätten sie gut im Griff, versichern sie. Das Wichtigste sei, diese daran zu hindern, den Hammer in die Menge zu schmeißen. Wer gar nicht mehr geradeaus schauen kann, darf sowieso nicht hauen. Sie sind gern hier, die Biller-Brüder. Die Wiesn sei etwas anderes als die Arbeit, man komme mit Leuten zusammen, finden die zwei. Vor allem aber wollen sie erhalten, was der Vater aufgebaut hat, und deshalb ist Hans-Jürgen auch so froh, dass Neffe Stefan so bereitwillig mitmacht. Zwei Wochen lang haben die drei ab jetzt für sich und den Lukas - ihre ganz private Männersache.

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Quelle:
SZ vom 18.09.2010/lgh
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