Nahverkehr im Landkreis Ebersberg:Bahnhof in der Warteschleife

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Den Ebersberger Bahnhof gibt es seit 1899, ein weiterer soll im Süden der Stadt gebaut werden, doch das kann dauern. (Foto: Christian Endt)

Seit mehr als drei Jahren steht fest, dass die Kreisstadt eine zweite S-Bahn-Station bekommen soll. Doch die Planung stockt.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Grafing hat einen, Kirchseeon auch, genau wie Poing und Vaterstetten. Die Rede ist von einem zweiten Bahnhof im Gemeindegebiet, wie ihn auch die Kreisstadt seit mehr als einem halben Jahrhundert auf der Wunschliste hat. Zwar steht dieser seit etwas mehr als drei Jahren sogar in den offiziellen Ausbauplänen – doch genau diese scheinen der Grund zu sein, dass es mit dem Bahnhofsbau wohl noch ein bisschen länger dauert.

Dies erklärte nun Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der auch Sprecher der MVV-Landkreise ist, bei einem Pressegespräch. Derzeit gebe es bei der Bahn so viele Ausbauvorhaben, dass die zuständigen Abteilungen zu sehr ausgelastet seien und bis auf Weiteres keine weiteren Planungsaufträge vergeben werden könnten. Es sei auch völlig unklar, wann entsprechende Kapazitäten frei werden, so Niedergesäß weiter.

Bereits seit den 1970er-Jahren gibt es Überlegungen für einen zweiten Bahnhof in Ebersberg

Die frühesten Pläne für einen zweiten Bahnhof – der erste wurde am 6. November 1899 eröffnet – gab es bereits in den 1970er-Jahren, als der S-Bahn-Verkehr seinen Dienst aufnahm. In Ebersberg entstanden da gerade neue Wohngebiete im Süden des Stadtgebietes, wo die Straßen nach Bergen heißen, die noch weiter südlich der Kreisstadt zu finden sind. Eine zeitgenössische Broschüre, die für eines der Baugebiete wirbt, kündigte an, „in naher Zukunft“ werde es dort einen Bahnhof geben.

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Nach dem Ja für ein Ausweichgleis samt Zweit-Bahnhof für die Stadt Ebersberg deutet sich nun an, dass auch bei Grafing ein weiteres Gleis für die S-Bahn entstehen könnte.

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Ob das ein zu vollmundiges Immobilienmakler-Versprechen war, oder warum der Bahnhof sonst nie gebaut wurde, ist nicht bekannt. Aber seit Ende 2021 gibt es eine Zusage aus dem Bayerischen Verkehrsministerium: Zusammen mit dem Ausweichgleis zwischen Grafing und Ebersberg soll auch eine weitere S-Bahnstation gebaut werden. Dies empfiehlt ein Gutachten, dort ist von der „Kreuzungsstelle Ebersberg Süd inklusive Verkehrshalt“ die Rede.

Diese Kreuzungsstelle ist ebenfalls schon einige Zeit auf der Agenda und soll die eingleisige Strecke zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg weniger störanfällig machen. So kommt es nicht gerade selten vor, dass eine S-Bahn, die eigentlich in der Kreisstadt erwartet wird, schon in Grafing Bahnhof wieder umkehrt, weil das Gleis wegen eines verspäteten Zuges belegt ist.

Ein durchgehend zweigleisiger Ausbau ist wegen der dichten Bebauung entlang der Bahnstrecke unmöglich

Ein komplett zweigleisiger Ausbau wäre vielleicht noch in den Jahren nach der Inbetriebnahme des ersten Ebersberger Bahnhofes möglich gewesen, mittlerweile verhindert dies die dicht an die Gleise herangerückte Bebauung. Außerhalb der beiden Städte ist indes schon noch Platz für weitere Gleise, weshalb die Idee eines Ausweichgleises weiterverfolgt wurde.

Mittlerweile sehen die Überlegungen sogar zwei davon vor: Eines zwischen Grafing-Bahnhof und Grafing und das zweite eben zwischen Grafing und Ebersberg auf Höhe des südwestlichen Stadtrandes. Dieser Maßnahme wurde mittlerweile auch schon ein positiver Kosten-Nutzen-Faktor bescheinigt – die Voraussetzung für den tatsächlichen Bau.

Erst im vergangenen Sommer gab es eine Bestätigung, als Punkt „U19“ in einem Strategiepapier zum Bahnausbau des Bayerischen Verkehrsministeriums ist ein „Zweigleisiger Ausbau Grafing Bahnhof – Ebersberg (Teilausbau)“ aufgeführt. Dieser sei von den Gutachtern positiv bewertet worden, heißt es dort weiter.

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Laut einer aktuellen Bewertung wird es wohl keine neue S-Bahn im Landkreisnorden geben. Im Süden aber sieht es besser aus, und auch für Fahrgäste zwischen München und Markt Schwaben gibt es gute Neuigkeiten.

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Das bekräftigt auch Niedergesäß: „Es steht auf grün.“ Zwar könne man keinen Zeitpunkt für die Umsetzung nennen, „aber fachlich ist es durch“. Und wenn die Ausweichgleise gebaut werden, bekommen die Ebersberger auch ihre zweite S-Bahn-Station, diese sei „ein wesentlicher Bestandteil“ der Planung.

Was für einen weiteren Bahnhofswunsch aus der Kreisstadt indes nicht gelte: den 1981 außer Dienst gestellten Haltepunkt Oberndorf wieder in Betrieb zu nehmen. Dies hatte der Stadtrat Anfang 2022 bei der Bahn angeregt, allerdings damals schon eine wenig Erfolg versprechende Antwort erhalten. Eine solche gibt in der Sache auch Niedergesäß: „Das wird wohl auf absehbare Zeit nicht weiterverfolgt.“

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