Süddeutsche Zeitung

Räumliche Entwicklung:Die Allianz im Münchner Osten

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Die Verkehrsprobleme im Umland nehmen immer mehr zu. Bürgermeister aus elf Kommunen in drei Landkreisen wollen nun gemeinsam mit der Landeshauptstadt die Planungen besser koordinieren. Ziel ist, dass mehr Menschen motiviert werden, auf Bus und Bahn umzusteigen.

Von Sina-Maria Schweikle

Nicht alle kamen pünktlich. Auf der Autobahn war viel los, die S-Bahn verspätete sich, weshalb man den Anschluss-Bus verpasste und schließlich mussten die letzten Meter zum Bürgerhaus Pliening dann doch mit dem Taxi gefahren werden. Der gute Wille, den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, war da - doch das Verkehrsnetz meinte es nicht gut mit den Gästen. Schlecht über die Münchner Verkehrsgesellschaft und den Verkehr im Osten der Landeshauptstadt zu sprechen, scheint ein Leichtes. Um nicht nur zu schimpfen, sondern auch Verbesserungen durchzusetzen, haben sich nun Gemeinden aus den Landkreisen Ebersberg, München und Erding sowie Stadtbezirke der Landeshauptstadt zusammengetan und den Verein "Stadt und Land München Ost" - kurz Ostallianz - gegründet. Der Verein will im Bereich der räumlichen Entwicklung städte- und gemeindeübergreifend zusammenarbeiten und im Münchner Osten gemeinsame Ziele verfolgen.

Bereits vor gut sechs Jahren haben sich die Bürgermeister darauf verständigt, ihre Verkehrsplanung besser zu koordinieren: Anzing, Aschheim, Feldkirchen, Finsing, Forstinning, Haar, Kirchheim, Pliening, Poing, Vaterstetten, Markt Schwaben und die östlichen Gebiete der Stadt München mit den Stadtbezirken Bogenhausen und Trudering-Riem gehören zur Gründergruppe. Es folgten Workshops mit Stadtplanern und Vertretern aus Behörden. Im März 2021 einigten sich die Bürgermeister darauf, einen Verein zu gründen.

Nun ist es offiziell: "Wir haben lange miteinander auf diesen Tag hingearbeitet", sagte der Kirchheimer Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) bei der Gründungsversammlung, die am Mittwoch im Bürgerhaus Pliening stattfand. Die Satzung wurde unterschrieben, der Vorstand gewählt, gemeinsam will man nun eine grünere und bessere Mobilität und Entwicklung im Münchner Umland vorantreiben.

"Einstimmig" ist wohl das Wort, das den Verlauf der Versammlung am besten beschreibt. Einstimmig wurde die Satzung beschlossen, einstimmig der Vorstand und seine Vertreter aus den jeweiligen drei Landkreisen gewählt und einstimmig hat man sich darauf geeinigt, nicht "hinten herunterzufallen", wie es der Vaterstettener Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU), der neu gewählte Vorsitzende der Ostallianz, bei der Begrüßung ausdrückte: "Es ist wichtig, gemeinsam als Region mit einer starken Stimme zu sprechen." Spitzauers Vertreter im Vorstand sind der Finsinger Bürgermeister Max Kressirer (FW), Thomas Glashauser aus Aschheim (CSU) sowie der Plieninger Bürgermeister Roland Frick (CSU).

An Arbeit wird es dem Verein wohl in Zukunft nicht mangeln

Seit Ende 2016 sind die elf Kommunen im Münchner Osten mit der Stadt München im Gespräch. Nun hat sie sich mit den Stadtbezirken Bogenhausen und Trudering-Riem der Allianz angeschlossen. Es scheint ein wichtiges Anliegen der Landeshauptstadt zu sein. "Man muss Mobilität in seiner Ganzheit betrachten", sagte Stadträtin Angelika Pilz-Strasser von den Grünen. Die Stadträtin ist sich sicher, dass man mit Planungen, die an der Stadtgrenze enden, nicht glücklich werden würde und unterzeichnete den Vertrag in Vertretung des Oberbürgermeisters im Namen der Stadt München.

"Es ist viel los in der Hauptstadt - im Umland ist das nicht weniger", sagte sie zu Beginn der Versammlung. Durch den stetigen Bevölkerungszuwachs sowohl in der Landeshauptstadt als auch im Speckgürtel sei es eine wichtige Aufgabe und große Herausforderung, beispielsweise den Nahverkehr entsprechend zu gestalten und auszubauen. Der Austausch und das Miteinander ergäben deshalb eine "Win-win-Situation". Der Osten von München entwickelt sich rasant, der Siedlungsdruck ist hoch, neue Wohneinheiten und Gewerbegebiete entstehen. An Arbeit wird es dem Verein wohl in Zukunft nicht mangeln - Infrastrukturprojekte mit interkommunalen Reibungspunkten gibt es genug. Da sind zum Beispiel der geplante Stadtteil für 30 000 Menschen sowie 10 000 Arbeitsplätze im nordöstlichen Bogenhausen, der auch an Aschheim grenzen wird, die Belastungen auf der Autobahn A 94 und die Stauprobleme durch Berufspendler entlang der B 304.

Als Vorbild dient die Nordallianz

Wie die Ziele und konkreten Maßnahmen jedoch genau aussehen werden, muss sich noch zeigen. Als Vorbild für den neu gegründeten Verein diene beispielsweise die Nordallianz, so Leonhard Spitzauer. Die sieben Gemeinden aus den Landkreisen München und Freising haben sich bereits in den Siebzigerjahren zusammengetan.

Oberstes Ziel sei es, so sagen es die Vertreter der Kommunen, die Mobilität zu verbessern und insbesondere den öffentlichen Personennahverkehr gemeindeübergreifend auszubauen. Gleiches gilt für die Vernetzung von Straßen sowie für Fahrradstrecken. Kurzfristige Ziele könne man noch nicht benennen, sagt Spitzauer, langfristig wolle man erreichen, dass die Menschen statt mit dem Auto zu fahren verstärkt in Bus und S-Bahn steigen. Dabei gehe es nicht nur darum, das Netz innerhalb der Gemeinden zu verbessern, sondern es auch für Pendler in den Osten der Landeshauptstadt interessanter zu machen.

Damit Pläne zielgerichtet erarbeitet und umgesetzt werden können, soll in den nächsten Wochen ein Workshop stattfinden. Damit die Prozesse innerhalb des Vereines und die Geschäfte nach außen reibungslos funktionieren können, wird die Ostallianz demnächst eine Vollzeitstelle ausschreiben. Der Stelleninhaber wird dann seinen Sitz im Rathaus Vaterstetten haben.

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