Ebersberg:Zu viel Geld, zu wenig Ergebnisse: "Grass 21" drohen Kürzungen

Ebersberg: Die Grafinger Skatertage zu Beginn der Sommerferien,hier ein Bild vom vorigen Jahr, sind das wohl bekannteste Projekt von Grass 21. Aber reicht das?

Die Grafinger Skatertage zu Beginn der Sommerferien,hier ein Bild vom vorigen Jahr, sind das wohl bekannteste Projekt von Grass 21. Aber reicht das?

(Foto: Christian Endt)

Das Jugendamt kritisiert das Bündnis für seine Arbeit. Den Zuschuss vom Landkreis Ebersberg könnte es nun zum letzten Mal geben.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Eigentlich sollte das Aktionsbündnis "Grass 21" schon seit zwei Jahren landkreisweit aktiv sein, um Jugendliche stark zu machen, gegen Rechtsextremismus und Rassismus. Gelungen ist das nach Einschätzung der Fachleute des Ebersberger Jugendamts nicht; außer in acht Gemeinden, wo "Grass 21" schon länger tätig ist, kenne niemand das Aktionsbündnis, sagte Christian Salberg, Leiter der Abteilung Jugend, Familie und Demografie im Landratsamt, bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses: "In Vaterstetten halten Jugendliche Grass 21 wahrscheinlich für eine neue App." Geld bekommt das Bündnis trotzdem auch dieses Jahr vom Landkreis, und zwar immerhin 10 000 Euro. Über eine Förderung darüber hinaus soll hingegen im Herbst noch einmal diskutiert werden.

Salberg hatte dem Ausschuss ohnehin nicht formell vorgeschlagen, die Landkreis-Förderung für "Grass 21" einzustellen, aber angeregt, die Zuständigkeit aus dem Jugendhilfeausschuss in den Ausschuss für Soziales, Familie, Bildung, Sport und Kultur (SFB) zu verlegen und erst dort über die weitere Förderung abzustimmen. Das hätte aber de facto wohl bedeutet, dass erst im Herbst über einen möglichen Zuschuss für das Jahr 2017 entschieden worden wäre.

Damit zeigten sich die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses allerdings nicht einverstanden, diese lange Zeit der Ungewissheit sei den Verantwortlichen von "Grass 21" nicht zuzumuten, argumentierten unter anderem Ulrike Bittner, die die Träger der freien Jugendhilfe im Ausschuss vertritt, sowie die Kreisräte Uwe Peters (Grüne) und Martin Esterl (SPD). Marina Matjanovski (CSU) lobte die präventive Arbeit von "Grass 21".

Doch Christian Salberg und sein Stellvertreter Florian Robida wiesen zunehmend eindringlich darauf hin, dass diese präventive Arbeit eben nicht dem ganzen Landkreis zugute komme, wie es eigentlich seit 2014 ausgemacht war. Damals hatte der Jugendhilfeausschuss entschieden, "Grass 21" aus einem so genannten Brennpunktetopf, der nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck benötigt wurde, zu fördern. Nach Angaben Salbergs wurden die vom Landkreis bewilligten Fördermittel von insgesamt 26 000 Euro für die Jahre 2015 und 2016 aber nur zu 60 Prozent abgerufen - und zudem seien laut einer Pressemitteilung von "Grass 21" selbst damit nur junge Leute der VG Aßling und der Stadt Grafing unterstützt worden.

Knapp eine halbe Millionen Euro in sieben Jahren

Zum Vorschlag aus dem Ausschuss, das Angebot nun auch im übrigen Landkreis bekannter zu machen, sagte Robida: "Das Bekanntmachen war schon zwei Jahre lang der Auftrag, und der ist nicht erfüllt worden. Wenn ich es erst jetzt bekannt mache, frage ich mich schon, was in den letzten zwei Jahren passiert ist." Er verspüre doch mittlerweile "ein bisschen Unmut", sagte Robida. Auch Landrat Robert Niedergesäß (CSU) machte deutlich, dass ein landkreisweites Engagement Bedingung für eine weitere Förderung sein müsse: "Wir können nicht mit der Kreisumlage von 21 Gemeinden die Arbeit in nur zwei Gebietskörperschaften fördern."

Christian Salberg wies auf die umfangreiche finanzielle Förderung hin, die "Grass 21" ohnehin erhält. 2011, als das Aktionsbündnis seine Arbeit aufnahm, erhielt es beispielsweise 65 000 Euro, 2012 90 000 Euro und 2013 sogar 100 000 Euro, vorwiegend vom Bund, zu einem kleinen Anteil aber auch von der Stadt Grafing und der Verwaltungsgemeinschaft Aßling. Insgesamt kommen laut Berechnungen Salbergs 459 000 Euro in sieben Jahren zusammen, die das Aktionsbündnis zur Verfügung hatte.

Felix Aschauer, einer der Verantwortlichen für das Projekt, warb im Ausschuss für die weitere Unterstützung durch den Landkreis, "es wäre sehr schade, wenn Grass 21 eingestellt werden müsste". Man könne "tolle Projekte" auch außerhalb der VG Aßling und der Stadt Grafing in Angriff nehmen, habe aber für dieses Jahr keine Werbung gemacht, angesichts der Unsicherheit der finanziellen Förderung.

Nun kann er weiter planen, 10 000 Euro vom Landkreis sind sicher. Mit den Anträgen für die weiteren Jahre wird sich der SFB-Ausschuss voraussichtlich im Herbst befassen. Insgesamt hatte "Grass 21" für die Jahre 2017 bis 2019 45 000 Euro vom Landkreis beantragt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: