Ebersberg/Zorneding:Umzug vor dem Einzug

Neue Flüchtlingsunterkunft in Pöring

Auf dem freien Feld neben der neuen Flüchtlingsunterkunft in Pöring könnte eine Berufsschule entstehen, falls die Verkehrsfragen geklärt werden.

(Foto: Karin Kampwerth/oh)

Nach Protesten der Anwohner und Forderungen der Gemeinde Zorneding nach Geld für die Verkehrserschließung denkt man im Ebersberger Landratsamt laut über andere Standorte für die Berufsschule nach

Von Wieland Bögel, Ebersberg/Zorneding

Der Weg zur Schule fällt nicht immer leicht. Dies gilt für jene, die in die Schule gehen sollen genauso, wie für jene, welche eine Schule planen - etwa die neue Berufsschule, welche die Landkreise Ebersberg und München gründen wollen. Als Standort der Wahl galt bisher ein Grundstück im Zornedinger Ortsteil Pöring, ob es dabei bleibt, gilt nach der jüngsten Sitzung des Kreis- und Strategieausschusses zumindest als fraglich.

Seit Jahren gab es im Landkreis immer wieder Versuche, eine eigene Berufsschule anzusiedeln, schließlich ist Ebersberg der einzige Landkreis der Region ohne eine solche Bildungseinrichtung. In der Vergangenheit wurde dies jedoch stets vom Kultusministerium abgelehnt, mit Verweis auf mangelnden Bedarf. Dies änderte sich im vergangenen Jahr, dank steigender Schülerzahlen wird es in den Berufsschulen der Region immer enger, so dass eine zusätzliche in Ebersberg auch vom Ministerium inzwischen befürwortet wird.

Einen Schulstandort musste man nicht lange suchen, den hatte man nämlich bereits vor Jahren gefunden: Das gemeindeeigene Grundstück an der Eglhartinger Straße in Pöring war ursprünglich für das vierte Landkreisgymnasium gedacht, das dann aber in Kirchseeon gebaut wurde. Die Gemeinde erklärte sich im Sommer bereit, ihr Grundstück auch für eine Berufsschule zur Verfügung zu stellen. Die Lage schien ebenfalls geeignet, schließlich ist die S-Bahn nicht weit entfernt und Zorneding liegt nahe genug an München, dass auch Schüler aus dem Nachbarlandkreis keine zu langen Wege fahren müssen.

Doch inzwischen hat man im Landratsamt offenbar Zweifel, ob Zorneding der richtige Ort für die Schule ist: "Vielleicht muss man sich über den Standort noch mal weitere Gedanken machen", sagte nun Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im Ausschuss. Dort ging es eigentlich nur um einen Sachstandsbericht zur Schulplanung - doch die Sachlage hat sich in den vergangenen Wochen merklich geändert. In Zorneding gibt es mittlerweile Zweifel, dass die Schule dort am richtigen Ort wäre. Bereits im Herbst gab es im Gemeinderat und auf der Bürgerversammlung Befürchtungen, die Schule würde zu mehr Verkehr in Pöring führen. Ihr Argument: Viele der bis zu 1700 Berufsschüler würden mit dem eigenen Auto anfahren, was derzeit aber nur über die Eglhartinger Straße und damit quer durch die Ortschaft Pöring möglich sei. Ende Januar sammelten Anlieger aus diesem Grund sogar Unterschriften gegen die Berufsschule.

Auch bei der Gemeinde Zorneding macht man sich Gedanken über die Anbindung. Wie vor zwei Wochen im Gemeinderat vorgestellt wurde, könnte man die Schule zwar mittels einer Brücke oder einer Unterführung von Süden in Richtung B 304 her erschließen. Das würde allerdings etwa 5,5 Millionen Euro kosten. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) hat bereits im Januar erklärt, er sehe die Kostenübernahme noch als "Diskussionspunkt" zwischen den Beteiligten, also den Landkreisen und der Gemeinde Zorneding. Dass man sich im Landratsamt auf diese Diskussion indes einlassen wird, scheint eher unwahrscheinlich: "Das wäre das erste Mal, dass ein Landkreis - oder auch zwei - die Verkehrsinfrastruktur für eine Schule leisten", so Niedergesäß in der Sitzung.

Falls die Beteiligten zu keiner Einigung kämen und das Grundstück also nicht genutzt werden kann, dürften die Chancen für die Berufsschule deutlich sinken. Denn, wie Norbert Neugebauer, Büroleiter des Landrates, auf Nachfrage erklärt, seien die Anforderungen an ein Schulgrundstück hoch. Ein solches müsste von einer der Landkreiskommunen kostenlos zur Verfügung gestellt werden, es müsste nicht nur ausreichend groß, sondern auch an der richtigen Stelle sein. Weder zu weit von Bahn und Ortschaft entfernt, noch im Wohngebiet darf es liegen, um Anlieger nicht zu stören - und natürlich muss auch die Erschließung über eine Straße gesichert sein.

Im Ausschuss gab es auch Neues zu den Fächern, die an der Schule unterrichtet werden sollen. Vertreter der IHK und des Handwerks sowie der Regierung von Oberbayern und des Kultusministeriums hatten sich für die Berufszweige Kaufleute in Einzel-, Groß- und Außenhandel sowie Lagerlogistik ausgesprochen. Außerdem sollen Elektrotechniker sowie KFZ- und Zweiradmechatroniker ausgebildet werden, genau wie Fachangestellte für Zahnmedizin sowie Kranken- und Kinderpfleger.

Ebenfalls geplant sei eine Zusammenarbeit mit dem Berufsbildungswerk St. Zeno in Kirchseeon, so Niedergesäß. Kritik kam von Waltraud Gruber (Grüne), die bemängelte, dass es zwar schon konkrete Pläne für die Fächer und wohl auch schon einen Starttermin - im Gespräch war Herbst 2020 - gebe, aber noch keinen Kostenrahmen. Ohnehin habe sie angesichts der vorgeschlagenen Fächerkombination den Eindruck, dass die Schule "eher München nutzt und wir auf den Kosten sitzen bleiben". Niedergesäß verwies darauf, dass auch die Wirtschaftsvertreter aus dem Landkreis für die Berufszweige plädiert hätten. Über die Kosten gebe es tatsächlich noch nichts Konkretes, so der Landrat, aber "sollte sich ein finanziell tragbares Konzept ergeben, sehe ich es als Bereicherung für die Bildungsregion." Ähnlich äußerte sich Thomas Huber (CSU), seine Fraktion unterstütze das Vorhaben, "wenn der Bedarf nachgewiesen und es finanzierbar ist." Kritik an der Debatte an sich kam von der SPD, laut Fraktionssprecher Albert Hingerl habe man sich darauf verständigt, erst die Ergebnisse des Arbeitskreises "Masterplan Schulen" abzuwarten. Dies befürwortete auch Alexander Müller (FDP), man solle "die Entscheidung treffen, wenn wir weiter sind mit unserem Sachwissen."

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