Süddeutsche Zeitung

Engpass im Landkreis Ebersberg:Flüchtlinge müssen zusammenrücken

Wegen der akuten Notlage wird die Asylbewerberunterkunft in Pöring aufgestockt. Künftig sollen dort bis zu 120 Menschen unterkommen können. Diese Maßnahme hat das Landratsamt angeordnet.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Der Landkreis Ebersberg sucht händeringend nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete, doch das Angebot scheint sich eher in Grenzen zu halten. Voraussichtlich bis Mai werden deshalb keine weiteren Menschen mehr in der Region aufgenommen werden können. Um den Engpass zu bewältigen, geht man im Landratsamt offenbar an die bereits bestehenden Flüchtlingsunterkünfte ran. So soll das Asylbewerberheim in Pöring nun auf Anordnung der Kreisbehörde bis an seine maximale Kapazitätsgrenze aufgestockt werden. Bis zu 120 Menschen können im dortigen Containerbau dann unterkommen.

Baulich wird sich an der Unterkunft nichts verändern, stattdessen werden die Geflüchteten bald deutlich enger zusammenrücken müssen. "Die Räume sollen verdichtet werden", sagte Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Konkret bedeutet das, dass in der Unterkunft künftig Vierbettzimmer eingerichtet werden. Aktuell ist das Pöringer Asylbewerberheim für rund 100 Menschen ausgelegt, durch die räumliche Umstrukturierung sollen künftig bis zu 20 Geflüchtete mehr untergebracht werden können - 120 Personen ist dann auch die maximale Auslastung, die der Containerbau hergibt.

Vor der Aufstockung sollen "Problemfälle" in andere Unterkünfte verlegt werden

Eine solche Vielzahl an Menschen auf engem Raum birgt natürlich ein gewisses Konfliktpotenzial. Die Gemeinde habe wegen der geplanten Aufstockung deshalb beim Landratsamt ihre Bedenken angemeldet, wie Mayr sagte. Da die Kapazitäten im Landkreis aber ansonsten restlos ausgeschöpft sind, geht man das Risiko offenbar ein. Immerhin hat die Kreisbehörde der Gemeinde zugesichert, mögliche "Problemfälle", wie Mayr sie nannte, vor der Aufstockung in andere Unterkünfte zu verlegen. Auf SZ-Nachfrage bestätigte der Bürgermeister zudem, dass das bisherige Sicherheitskonzept bestehen bleibe und an der Einrichtung weiterhin Security eingesetzt werde.

Das liegt wohl auch daran, dass es in der Unterkunft bereits mehrfach zu Zwischenfällen gekommen ist. Im Frühjahr 2020 war ein Feuer in dem Gebäude ausgebrochen, bei dem eine Person schwer verletzt worden ist. Auch im Spätsommer 2021 hat ein Großbrand einen Teil des Gebäudes zerstört. Verletzt wurde damals zwar niemand, es entstand aber ein hoher Schaden. Über mehrere Monate hinweg musste die Unterkunft deshalb renoviert werden.

Inzwischen wird das Gebäude wieder dringend gebraucht, denn die Flüchtlingslage im Landkreis hat sich in den vergangenen Wochen immer weiter zugespitzt. Auch das ehemalige Sparkassengebäude in Ebersberg wurde zu einer Unterkunft umgebaut, doch auch dort ist die Auslastungsgrenze nun erreicht. Von der Möglichkeit, auch Turnhallen zur Unterbringung von Geflüchteten zu nutzen, will der Landkreis dennoch keinen Gebrauch machen, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) wiederholt betont hat. Stattdessen wird sich der Chef der Kreisbehörde in diesen Tagen per Brief an das Bayerische Innenministerium wenden und die Ebersberger Notlage schildern.

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