Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Zärtlicher Ausklang

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Mit dem Annette Neuffer Quintett ist EBE-Jazz 17 endgültig vorbei

Von Claus Regnault, Ebersberg

Das Konzert des Annette Neuffer Quintetts bei Jazz im Turm, bestehend aus Claus Koch (Tenorsax), Klaus von Heydenaber (Piano), Matyàs Hofecker (Bass) und Xaver Hellmaier (Drums) war ein wunderbarer Abend der Entspannung nach den teilweise wilden Tagen des Jazzfestes EBE-JAZZ 17. Annette Neuffer, eine Grande Dame des Jazz, sang und spielte Flügelhorn auf derart zärtliche Weise, dass man sich gestreichelt fühlen konnte. Sie, die Entdeckung des großen Al Porcino und Leadsängerin seiner Band während zwölf Jahren, ist nicht nur eine ansehnliche Jazzlady, sie ist in beiden Disziplinen, Gesang und Flügelhorn eine sehr eigenpersönliche Stimme des Jazz. Ihre Altstimme verfügt über einen Umfang von mehr als drei Oktaven.

Ihre Gesangssprache erinnert hörbar an ihr Vorbild Billy Holiday und deren fast katzenhaft anmutenden Stimmführung. Deutlich wurde dies schon bei der Eingangsnummer "If you is or if you ain't my baby". Danach aber eine großartige Interpretation des Evergreens "Stardust", die diesen Song in seiner ganzen Gefühlstiefe Gestalt werden ließ. Dass sie natürlich auch den Scat beherrscht, zeigte sie anschließend in dem hierfür wie geschaffenen "How high the moon", ein Thema, welches für Ella Fitzgerald zum Skatparadepferd wurde.

Anschließend präsentierte Annette Neuffer einen selten zu hörenden, berührenden Song von Cole Porter "Good bye, little dream, good bye", für die Zuhörer wohl eine echte Entdeckung und zugleich Einstimmung in Neuffers Schlussnummer, den von ihr selbst komponierten Blues "Swing til sunrise", mitreißend und natürlich Vehikel für ihre gekonnten Flügelhorn-Improvisationen.

Wer hat schon das Glück, im Jazz (und natürlich nicht nur da) einen Ehepartner zu haben, mit dem man spürbar auf gleicher Wellenlänge musiziert? Die Korrespondenz zwischen Neuffer und dem großartigen Tenorsaxofonisten Claus Koch ist ein Beispiel dafür, dass es auch im Jazz glückliche Ehen gibt. Er nimmt ihre fabelhafte Kunst der Phrasierung, der rhythmisch freien Gestaltung der Gesangslinie auf, und antwortet in eindringlichen Solis, beredt und von absoluter Sicherheit und In-sich-Geschlossenheit der Aussage. Darin unterstützt wurde Koch von den übrigen Mitmusikern der Begleitcombo, wobei vor allem die durchdachten Improvisationen von Haydenaber und das brillante Schlagfeuerwerk Hellmaiers auffielen. Leicht erschöpft, aber unendlich glücklich können die Musikliebhaber im Landkreis nun dem nächsten Ebersberger Jazzfestival, EBE-JAZZ 19, entgegen sehen.

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Quelle:
SZ vom 28.10.2017
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