Ebersberg:"Manchmal haben wir nicht mehr gewusst, wohin mit all dem Schnee"

Ebersberg: Für den Winterdienst waren die vergangenen Wochen eine Herausforderung, zufrieden ist dennoch nicht jeder mit der Arbeit.

Für den Winterdienst waren die vergangenen Wochen eine Herausforderung, zufrieden ist dennoch nicht jeder mit der Arbeit.

(Foto: Christian Endt)

Trotz Doppelschichten für die Mitarbeiter des Ebersberger Winterdiensts werden Klagen über schlecht geräumte Straßen in der Kreisstadt laut. Und nicht nur dort.

Von Matthias Reinelt, Ebersberg

Er ist wieder da. Nach einem kurzen Frühlings-Intermezzo am Wochenende ist der Winter erneut mit reichlich Schnee zurückgekehrt. Die Leidtragenden: Anwohner, deren freigeräumte Gehwege zugeschüttet werden, und Parkplatzsuchende.

Ein tägliches Szenario für Sybille Lindner aus Aying, die in einem Ebersberger Geschäft arbeitet: Ihr stets ordentlich frei geräumter Kundenparkplatz mitten in der Kreisstadt ist sehr begehrt - nicht nur bei Kunden. Ständig höre sie Klagen über die angespannte Parkplatzsituation in Ebersberg, erzählt sie. Denn viele der raren Parkplätze in der Innenstadt sind jetzt von Schneebergen belegt.

Lindner versteht die Sorgen, ihrer Meinung nach habe es die Stadt versäumt, die Schneelasten wegzufahren, viele Parkplätze würden einfach zugeschüttet. In anderen Gemeinden - etwa in Glonn - funktioniere das besser, sagt sie, das stelle sie auf ihrer Fahrt zur Arbeit immer wieder fest.

Laut dem Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Glonn, Alois Huber, habe es in Glonn tatsächlich keine Probleme gegeben. "Wir sind mit dem Schnee gut hinterhergekommen" sagt er. Natürlich passe es keinem, wenn Einfahrten zugeschüttet würden. Es könne aber nicht verhindert werden. "Die Sorgen sind subjektiv", sagt er. Denn die für die Infrastruktur wichtigen Straßen erhalten bei der Räumung Priorität, der Verkehr müsse primär ordnungsgemäß am Laufen gehalten werden.

Die Wohngebiete in Ebersberg seien "katastrophal geräumt"

Dass es in Ebersberg schwierig ist mit dem Schnee und mit den Autos bestätigt auch Thomas Schuster, der gerade bei Lindner eingekauft hat. Derzeit müsse er seine Frau zur Arbeit fahren und wieder abholen, weil es keine Parkplätze mehr gebe, beklagt er sich. "Der Schnee wird einfach ohne Hirn oder nachzudenken irgendwo hereingeschoben." Viele Parkbuchten seien deshalb einfach zugeschüttet. Auch die Wohngebiete seien "katastrophal geräumt", sagt Schuster.

Im Rathaus sieht man das etwas anders. In Ebersberg sei man grundsätzlich "immer Herr der Lage" gewesen, sagt Erik Ipsen, Geschäftsleiter der Stadt Ebersberg. Die jeweils zehn Mann von Bauhof und Gärtnerei arbeiteten in Doppelschichten und "haben geackert, was das Zeug hält". Eine Fußtruppe habe die Gehwege sogar per Hand und Schaufel vom Schnee befreit. Für die Schneemassen der vergangenen Wochen habe man aber nicht die Kapazitäten, nicht genügend Fahrzeuge und Personal.

"Manchmal haben wir auch nicht mehr gewusst, wohin mit all dem Schnee", sagt Ipsen. Bisher habe die Stadt Ebersberg aber auch 30 000 Euro ausgegeben, um Schnee durch Subunternehmer aus der Stadt, zum Beispiel auf den Volksfestplatz, zu bringen. Für Ipsen hat all das auch einen positiven Nebeneffekt: Verkehrsberuhigung. Natürlich seien Einwohner wegen fehlender Parkplätze oder von Schnee bedeckten Gehwegen nicht zufrieden. Er sieht es aber eher als lästige Begleiterscheinung. Jetzt müsse man zusammenhelfen und vielleicht selbst ein bisschen mehr räumen. Priorität habe eben, dass erst einmal der Verkehr fließt, zum Beispiel zur Schule, für Rettungsdienste und Pendler.

Auch in Grafing gibt es immer wieder Klagen

Auch in Grafing gibt es freilich immer wieder Klagen, wie Bürgermeisterin Angelika Obermayr bestätigt. Die Situation sei immer wieder konfliktträchtig - "allerdings auch genauso alt wie der älteste Schneepflug". Gerade in strengeren Wintern bräuchte man gegenseitige Toleranz und Verständnis. In Südbayern seien derartige Mengen an Schnee außerdem normal, damit müsse man zurechtkommen.

In Grafing seien die Räumdienste seit vier Uhr nachts unterwegs. Die Priorität liege bei den verkehrswichtigen Straßen. Doch bei soviel Schnee passiere es eben, dass die Fahrzeuge zwischenzeitlich Schneeberge aufschütten müssen. Dadurch würden in Wohngebieten oder Anliegerstraßen auch Parkplätze wegfallen.

Die Befreiung vom Schnee in diesen Straßen sei gesetzlich für die Kommune nicht einmal verpflichtend, sondern nur eine sogenannte Service-Räumung, erklärt Obermayr. Alter Schnee bleibe trotzdem oft liegen und werde nur an "kritischen Stellen" eingesammelt und weggebracht, zum Beispiel wenn Parkplätze am Marktplatz oder am Pendler-Parkplatz in Grafing-Bahnhof blockiert sind. "Natürlich bemühen wir uns aber, die Stadt schneefrei zu halten." Auch im Grafinger Rathaus gingen immer wieder Beschwerden ein, doch die Bürgermeisterin bittet um Verständnis. "Es ist schließlich Winter."

Viele Klagen betreffen die Tatsache, dass Räumfahrzeuge oft die Arbeit der Hausbesitzer wieder zunichte machen, die gerade ihre Einfahrt frei geräumt hat. Der Straßenmeisterei Ebersberg ist sich dieses Problems bewusst, sagt Dienststellenleiter Johannes Bachmaier. Aber die Räumfahrzeuge müssten eben die Straßen frei machen und anderen Fahrzeugen ausweichen. So lande der Schnee bisweilen auch auf Gehwegen. "Schnee ist Schnee, den kann man nicht wegzaubern", sagt Bachmaier. Man könne die Fahrer nur immer wieder darauf hinweisen, langsamer zu fahren.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: