Ebersberg:Windpark im Forst steht auf der Kippe

Vor seiner Zustimmung zu dem Großprojekt stellt Anzings Gemeinderat zahlreiche Forderungen auf.

Karin Kampwerth

Bis tief in die Nacht hätten die Fraktionen getagt, sagte Anzings Bürger-meister Franz Finauer (ÜWG) - wohl um zu verdeutlichen, dass die Entscheidung keinem leicht gefallen sei. Seit Dienstag-abend steht aber fest: Einen Windpark im Ebersberger Forst wird es so schnell nicht geben. Selbst der Messmast, der aufgestellt werden soll, um die notwendigen Daten über die Wirtschaftlichkeit der geplanten sechs Windräder in dem Waldstück zwischen Anzing, Purfing und Pöring zu prüfen, scheint für dieses Jahr fraglich. Der Anzinger Gemeinderat vertagte sich auf den Herbst und machte es zugleich von strengen Auflagen abhängig, ob er überhaupt einen Beschluss fällen wird.

Einstimmig einigte sich das Gremium darauf, dass eine weitere Informationsveranstaltung folgen müsse, wo Vertreter der Bayerischen Staatsforsten und der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst Stellung beziehen sollen. Darüber hinaus soll ein Mediziner die Auswirkungen des zu erwartenden Infraschalls erläutern. Dazu hatte der Experte der Firma Green City Energy bei der Bürgerversammlung vor 14 Tagen bereits erklärt, dass jede Bewegung nicht hörbaren Infraschall verursache. Das Rauschen der Blätter sei für sensible Menschen in diesem Frequenzbereich aber wohl stärker wahrnehmbar, als das Drehen der Rotoren. Die Stimmungslage seinerzeit war jedoch emotional aufgeheizt und nur wenige wollten den Ausführungen der Ingenieure des gemeinnützigen Münchner Unternehmens Glauben schenken.

Die Informationsveranstaltung soll genau wie eine Besichtigungsfahrt zu einer vergleichbar großen Anlage in der Nähe von Regensburg vom Landkreis organisiert werden. Dieser habe nach Ansicht Finauers, selbst Kreisrat, bisher versäumt, die Bürger ausreichend zu informieren. "Es kann nicht sein, dass man die Verantwortung jetzt auf die Gemeinden abschiebt", sagte Finauer. Mit einem Termin für die Veranstaltung rechnet er nach den Sommerferien. Als wahrscheinlichen Ort nannte Finauer den Zornedinger Martinstadl, was annehmen lässt, dass sich der Anzinger Bürgermeister bereits mit seinem Kollegen in Zorneding, Piet Mayr (CSU), über die weitere Vorgehensweise abgestimmt hat. Zunächst wird aber am kommenden Dienstag, 12. Juli, die Bürgerversammlung im Pöringer Mairsamersaal Auskunft über das Stimmungsbild der betroffenen Anwohner geben. Tags darauf treffen sich die Purfinger zu ihrer Bürgerversammlung.

Während es bei den Informationsveranstaltungen darum geht, Überzeugungsarbeit für das Projekt zu leisten, das auf einen Schlag 50 Prozent des aus Windenergie benötigten Stroms für die Energiewende 2030 liefern würde, machen es andere Auflagen aus Anzing ungleich schwerer, die Planungen überhaupt weiter zu verfolgen.

Die Ingenieure von Green City Energy sollen eine genaue Simulation der Größenverhältnisse der Windräder vorlegen, eine Analyse für drei Alternativstandorte in der Entfernung von 1000 Metern, 1500 Metern und 2000 Metern zur nächsten Wohnbebauung erstellen, sowie Gutachten zu Schattenwurf, Befeuerung oder der Gefahr von Blitzeinschlag und Eiswurf präsentieren. Dass diese Simulation kaum möglich ist, hatte Jürgen Hoffmann, Bereichsleiter Wind bei Green City Energy, bereits auf der Anzinger Bürgerversammlung erläutert: Das Unternehmen müsse für die Erstellung dieser Gutachten deutlich in finanzielle Vorleistung gehen. Solche Investitionen seien üblicherweise erst Gegenstand der detaillierten Planung, wenn die Wirtschaftlichkeit des Windparks erwiesen ist.

Auch die Anzinger Grünen stimmten für die Vertagung einer Entscheidung. Am Rande der Sitzung sagte Barbara Spachmann-Bückers jedoch, sie habe sich nur aus Angst davor, dass das Projekt sonst ganz abgelehnt werde, zu dem Entschluss durchgerungen. Nicht durchsetzen konnte sich hingegen Berthold Kettner (CSU) mit seinem Antrag auf ein freiwilliges Ratsbegehren. Die Gemeinderäte waren sich mehrheitlich einig, dass eine Bürgerentscheidung deutlich zu früh käme - und derzeit mit einem negativen Votum enden würde.

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