Süddeutsche Zeitung

Windkraftkonzept Ebersberg:Der richtige Schritt

Bis Ende des Jahres will die Kreisstadt mögliche Standorte für Windräder definieren - das ist auch dringend nötig.

Kommentar von Wieland Bögel

Die derzeit höchste menschengemachte Erhebung auf Ebersberger Flur befindet sich auf der Ludwigshöhe im Norden der Stadt, es ist der 35 Meter hohe Aussichtsturm. Seit etwas mehr als einem Jahrhundert steht er dort - vielleicht bekommt er bald Gesellschaft von deutlich größeren Nachbarn. Denn ein paar Hundert Meter nördlich könnte in einigen Jahren das Energiezentrum der Kreisstadt entstehen: Bis zu 34 Windräder hält ein nun erstmals vorgestelltes Konzept dort für möglich.

Dass alle diese Windräder gebaut werden, plus die 18 weiteren, für welche die Planer ebenfalls rund um Ebersberg potenzielle Standorte ausgemacht haben, ist natürlich längst nicht sicher. Gut möglich auch, dass sich der Stadtrat am Ende für ein bescheideneres Ausbauziel mit maximal knapp zwei Dutzend Windrädern entscheidet - dennoch wäre auch dies ein großer Fortschritt, nicht nur für die Stadt Ebersberg. Rein rechnerisch könnte sich deren Strombedarf aus vier bis fünf Windrädern decken lassen. Was bedeutet: Jede Anlage, die darüber hinaus entsteht, trägt also - auch wieder nur rein rechnerisch - dazu bei, dass anderswo Ökostrom genutzt werden kann. Natürlich - das Ganze ist noch sehr theoretisch - müssen zunächst die Windräder gebaut werden, es fehlen außerdem noch Speichermöglichkeiten für den Strom und das Leitungsnetz ist auch bei Weitem noch nicht zu einer echten Energiewende imstande.

Trotzdem ist es ein richtiger und wichtiger Schritt, den die Ebersberger nun gehen und idealerweise könnte im kommenden Jahr schon eine konkrete Planung für die ersten Anlagen beginnen. Bis sich diese dann tatsächlich drehen, werden sicher noch einige weitere Jahre vergehen - aber eben deutlich weniger, als würde die Stadt nichts tun und warten, bis irgendwann, voraussichtlich Ende kommenden Jahres, die dann neue Landesregierung vielleicht neue Windkraftregeln beschließt. Sowohl der Klimawandel wie die sich derzeit so deutlich zeigende Unsicherheit bei der Verfügbarkeit fossiler Brennstoffe machen aber klar: Warten ist keine Option.

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