Energiewende im Landkreis Ebersberg:Neues Rotoren-Trio für Windpark steht fest

Lesezeit: 3 min

Die Sonne für den Windpark im Ebersberger Forst drohte bereits unterzugehen. Nun soll das Projekt durch eine neue Partnerschaft wieder Fahrt aufnehmen. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Nach der Pleite der Green City AG übernehmen drei neue Partner die Planung des Windparks im Ebersberger Forst. Neben zwei überregionalen Unternehmen ist nun auch das Eberwerk mit an Bord. Läuft alles optimal, könnten die Bauarbeiten in drei Jahren beginnen.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Fünf kleine Spielzeug-Windräder stehen auf dem langen Tisch im Sitzungssaal des Ebersberger Landratsamtes. Dahinter haben am Freitagvormittag jene Personen Platz genommen, die in den kommenden Jahren fünf echte Anlagen im Ebersberger Forst errichten wollen. Nachdem der frühere Projektpartner, die Green City AG, Insolvenz anmelden musste, hat nun ein Trio die Zügel für dieses Unterfangen in der Hand: Neben dem Münchner Unternehmen Surplus Equity Partners und der europaweit agierenden Qualitas Energy ist nun auch das Eberwerk mit am Start. Diese drei Partner wollen dafür sorgen, dass sich schon bald die Rotoren im Ebersberger Forst drehen und mit einem geplanten Ertrag von rund 65 Millionen Kilowattstunden pro Jahr ihren Beitrag zur Energiewende im Landkreis leisten können.

An den grundsätzlichen Voraussetzungen des Projekts hat sich durch den Wechsel der Verantwortlichen nichts geändert, wie Landrat Robert Niedergesäß (CSU) im Rahmen des Pressegesprächs versicherte. "Der Standortsicherungsvertrag ist die Garantie dafür, dass es nicht mehr als fünf Windräder werden." Zudem solle trotz Lockerung der bayerischen Gesetzgebung an der 10-H-Abstandsregel festgehalten werden, schließlich sei das auch Geschäftsgrundlage des Bürgerentscheids gewesen. Zu diesem hatte der Landkreis Ebersberg seine Bewohner im Frühjahr 2021 gebeten, um über den Windpark im Forst abzustimmen. Eine knappe Mehrheit sprach sich damals für das Projekt aus.

Seit Anfang März stehen die neuen Projektpartner für den Windpark fest. Unter anderem ist jetzt auch das Eberwerk um Geschäftsführer Markus Henle (links) mit von Partie. (Foto: Christian Endt)

Danach lief es für das Vorhaben jedoch nicht mehr allzu rund, mit Bekanntwerden der Pleite von Green City stand der Windpark dann endgültig auf der Kippe. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Zweifel, dass es nicht weitergehen würde", sagte nun aber Landrat Niedergesäß - und er sollte Recht behalten. Am Nikolaustag vergangenen Jahres haben sich alle Beteiligten bei den Bayerischen Staatsforsten als Grundstückseigentümer in Regensburg getroffen und die Verhandlungen zu einem positiven Ende gebracht. "Alle Partner konnten sich einigen und der Krampus musste nicht kommen", so Niedergesäß. "Wir können jetzt mit Rückenwind in die Zukunft gehen."

Für diesen Rückenwind sollen nun vor allem Surplus und Qualitas Energy sorgen. Ersterer ist ein Asset- und Investmentmanager aus München, der seinen Fokus auf erneuerbare Energie legt und dadurch schon mehrere Windkraftanlagen und Windparks in Deutschland mitentwickelt hat. Reichlich Erfahrung bringt auch die Qualitas Energy GmbH mit, die sich auf Akquisition, Finanzierung, Projektentwicklung sowie den Bau und Betrieb von Onshore-Windenergieanlagen spezialisiert hat. In Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachen betreibt das Unternehmen bereits ähnliche Wald-Projekte wie jenes, das nun im Ebersberger Forst entstehen soll.

SZ PlusJahresinterview
:"Gehalt und Lebenshaltungskosten passen nicht mehr zusammen"

Krieg, Corona, Klimawandel - für den Ebersberger Landrat Robert Niedergesäß war 2022 das wohl schwerste Jahr seiner bisherigen Politikerlaufbahn. Im SZ-Jahresinterview blickt er auf die großen Krisen der Welt und erklärt, wie sich diese auch auf den Landkreis auswirken.

Interview von Andreas Junkmann

Der dritte Partner im Bunde dürfte den meisten im Landkreis derweil bestens bekannt sein: Der Energieversorger Eberwerk ist ein gemeinsames Unternehmen von 19 Kommunen in der Region, das 2017 mit dem Auftrag gegründet wurde, die Energiewende im Landkreis voranzutreiben. "Deshalb liegt es natürlich auf der Hand, dass wir uns auch bei diesem Projekt engagieren", sagte Eberwerk-Geschäftsführer Markus Henle. Dessen Unternehmen ist an der Planung des Windparks zunächst nicht direkt beteiligt, hat aber die Möglichkeit, sich nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens einzukaufen und drei der fünf Anlagen zu übernehmen. Das wiederum soll den Bürgern im Landkreis zugute kommen, die sich am Windpark direkt beteiligen können. Wie genau das aussehen wird, steht noch nicht fest, das Ziel ist aber klar: "Die Beteiligung ist eine Art Versicherung gegen hohe Strompreise", so Henle. Jeder könne künftig in seine eigene Versorgung investieren - und sich dadurch ein Stück unabhängiger vom Markt machen.

Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Anlagen von 2027 an Strom für die Region erzeugen

Dieser Mechanismus greift allerdings erst, wenn die Windräder auch tatsächlich gebaut sind. Doch bis dahin ist es noch immer ein weiter Weg, wie allen Beteiligten bewusst ist. Derzeit werden bereits die ersten Gutachten im Forst erstellt, die eine Grundvoraussetzung für das spätere Baurecht darstellen. Mit der tatsächlichen Genehmigung der Anlagen ist Landrat Niedergesäß zufolge nicht vor 2025 zu rechnen. Läuft alles nach Plan, könnte 2026 dann mit dem Bau begonnen werden und der Windpark im Folgejahr seinen Betrieb aufnehmen. Hetzen lassen wolle man sich bei dem Vorhaben jedenfalls nicht, wie alle Projektpartner betonen. "Es gilt jetzt, eine gute Balance aus zügig und umsichtig zu finden", sagte Sebastian Lüdke von Surplus, der mit Blick auf alle Kritiker betonte, dass das nun anstehende Verfahren bewusst ergebnisoffen geführt werde.

Bei den Bayerischen Staatsforsten, denen der Grund gehört, auf dem der Windpark errichtet werden soll, ist man derweil froh, dass das Projekt nun wieder Schwung aufnimmt. Die Zeit für Emotionen sei vorbei, sagte Forstbetriebsleiter Heinz Utschig. "Nach elf Jahren Diskussion brauchen wir jetzt endlich Fakten." Und auch er hatte an diesem Tag noch eine Botschaft an all jene dabei, die das Projekt ablehnen: "Der Flächenverbrauch für die Windräder ist minimal, deshalb ist auch der Eingriff in den Wald minimal."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUmweltschutz
:Auf zu neuen Ufern

Der Zornedinger "Plastikmüll-Pirat" Falk Skeide sticht wieder in See - beziehungsweise steigt aufs Motorrad. Nach seiner Tour zum Nordkap vor einigen Jahren plant der 48-Jährige nun eine Rundreise durch Südeuropa und Nordafrika. Dort will er auf die Verschmutzung der Ozeane aufmerksam machen.

Von Andreas Junkmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: