Zorneding:Der Wolf ist echt!

Lesezeit: 2 min

Eine genetische Analyse beweist: Im Münchner Südosten ist tatsächlich ein Wolf unterwegs. Die Fachleute halten es allerdings für unwahrscheinlich, dass er bleibt.

Von Isabel Meixner, Vaterstetten

Nun ist es amtlich: Das Tier, das rund um Zorneding gesehen wurde, ist tatsächlich ein Wolf. Das hat eine genetische Analyse der Speichelproben bestätigt, die bei zwei gerissenen Schafen nahe Zorneding genommen worden waren. Ein weiteres hatte nach der Attacke in der Nacht auf den 24. April geschlachtet werden müssen.

Die zuständigen Behörden im Landkreis Ebersberg reagieren allerdings gelassen auf das Ergebnis. Warnhinweise oder Aktionspläne soll es zunächst nicht geben, "man muss erst einmal schauen, ob er auch dableibt", sagt Heinz Utschig, Leiter des Forstbetriebs Wasserburg, der für den Staatswald im Ebersberger Forst zuständig ist. Wölfe haben einen großen Aktionsradius und wandern in der Nacht problemlos 20 Kilometer, der Ebersberger Forst sei für ihn da "wie ein kleiner Park", so Utschig: "Der kann schon weit weg sein." Und würde sich im Landkreis Ebersberg wohl auch nicht wohl fühlen, vermutet der Forstbetriebsleiter: "Die Wölfe suchen sich Raum, aber nicht gerade mit S-Bahn-Anschluss."

Der Münchner Südosten ist seiner Meinung nach viel zu stark besiedelt, als dass sich ein Wolf auf Dauer hier niederlassen würde, und auch im Ebersberger Forst würde er immer wieder durch Waldarbeiter und Fußgänger gestört. Man werde die Berufssäger des Forstbetriebs anweisen, in den nächsten Tagen genauer hinzuschauen und darauf zu achten, ob Spuren des Wolfs zu sehen sind, sagt Utschig: "Es ist aber nicht zu erwarten, dass er sich hier wohlfühlt."

Gleiches sagt Michael Kammermeier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg-München/Ost. Warnhinweise für die Waldbesitzer? Das wäre reine Panikmache, findet er: "Ich sehe keine Notwendigkeit, von uns aus zu informieren." Eine Gefahr für Menschen bestehe nicht. Der Wolf gilt als scheu, "es ist wahrscheinlicher, dass er überfahren wird als dass man ihn sieht". Auch Kammermeier bezweifelt, dass das Tier im Landkreis bleibt. "Die einzige Problematik ist eigentlich, dass der Wolf Schafe reißt." Das bringe die Landwirte gegen ihn auf.

Und wenn der Wolf entgegen den Erwartungen im Münchner Südosten bleibt? Dann greifen laut Utschig die Regelungen aus dem bayerischen Wildtiermanagementplan. "Wenn er sich hier wohlfühlt, muss der Landkreis sich Gedanken machen, wie er ihn willkommen heißt", so der Leiter des Forstbetriebs. Seine Behörde und das Landesamt für Umwelt müssten dann gemeinsam mit dem Wolfsmanager Manfred Wölfl ermitteln, wo das Tier ungestört leben kann. Der Wolf genießt den höchsten Schutzstatus, geschossen werden darf er von den Jägern also nicht. Dass das Tier hier gesichtet wurde, "ist etwas total Besonderes", sagt Utschig. Jetzt erst einmal heißt es aber: abwarten, ob der Wolf noch einmal auftaucht oder schon längst über alle Berge ist.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: