Kolumne:Willkommen in Ebherbstberg

Kolumne: Ebersberg Alpenpanorama, und im Hintergrund: der Wilde Kaiser, rechts der Großvenediger.

Ebersberg Alpenpanorama, und im Hintergrund: der Wilde Kaiser, rechts der Großvenediger.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Selten hat sich der Herbst in der Kreisstadt von solch einer schönen Seite gezeigt wie an diesem Montag. Sogar die Alpen scheinen zum Greifen nah - sind aber doch so fern.

Kolumne von Korbinian Eisenberger

Es ist sehr schade, dass der 2006 in Bremen verstorbene Humorist Rudi Carrell den Novemberanfang 2019 in Ebersberg nicht mehr miterleben konnte. Andernfalls hätte er nach "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" ein zweites Stück dichten können. Die Sommermonate jedenfalls mussten sich die Bewohner der Kreisstadt Ebersberg am Montag nicht herbeiwünschen. Allzu bunt glänzten dafür die Laubbäume bis zum späten Nachmittag in der Sonne. An diesem Novembertag erstrahlte Ebersberg so prächtig wie ein schillernder Regenbogenfisch.

Selten war die Sicht in die Alpen so unversperrt wie an diesem zauberhaften Herbsttag. Von der Ebersberger Ludwigshöhe aus ließ sich bis ins Kaisergebirge schauen, in die Loferer Steinberge, zum Großvenediger oder - vom Aussichtsturm - gar bis ins Karwendel. So nah - und doch so fern. Welch bittere Erkenntnis. Dies ist das Teuflische an den schönen Aussichten. Denn die Aussicht, an einem Arbeitsmontag in die Nähe einer Almhütte oder gar eines Gipfelkreuzes zu gelangen, geht gegen null. Es sei denn, man hat den Beruf des Bergführers, Almsenns oder Hüttenwirts ergriffen.

Ergriffenheit und Wehmut werden vom Rascheln der Bäume unterbrochen. Schillernder und bunter als man es dem Ebersberger November je zugetraut hätte. Zumal es andernorts nur noch unter den Schuhen raschelt: Im 130 Kilometer südlich gelegenen Karwendelgebirge etwa hing am Wochenende kaum mehr ein Blatt am Ast. Vom Winde verweht ist das Baumkleid dort auf dem "Großen Ahornboden" gelandet. Ganz anders in nächster Nähe: In Ebherbstberg, wo der bunte Novemberanfang 2019 an Rudi Carrells Sommer-Beschwörung aus dem Jahr 1975 zurückdenken lässt. Mit einer Zeile, die bis heute Gültigkeit hat: "Wir brauchten früher keine große Reise."

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