Ebersberg:Wenn die Not groß ist

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Der SZ-Adventskalender sammelt auch in diesem Jahr wieder für Menschen, denen es schlecht geht

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Die Geschichten ähneln sich, über die wir jedes Jahr im Rahmen des SZ-Adventskalenders berichten. Immer wieder geht es um Elend, um Krankheit, um missglückte Leben oder plötzliche Schicksalsschläge. Es geht um Tod, Unfälle, Arbeitslosigkeit. Auch in diesem Jahr erzählen wir wieder von Kindern und Jugendlichen, die mit schweren, manchmal lebensbedrohlichen Erkrankungen zu kämpfen haben und davon, was das für ihre Familien bedeutet. Alte Menschen stehen wieder im Mittelpunkt, denen das Geld am Ende nicht zum Leben reicht, und die sich zu Tode schämen, wenn sie "aufs Amt müssen", um Grundsicherung zu beantragen. Wir berichten darüber, wie es ist, keine Wohnung zu haben, und von Familien, die plötzlich in Not geraten.

Oft tut es weh, diese Geschichten zu lesen, manchmal, weil man die Ungerechtigkeit des Lebens kaum fassen kann, manchmal, weil sich die Frage aufdrängt, ob der Mensch, um den es gerade geht, nicht an der einen oder anderen Schaltstelle seiner persönlichen Geschichte hätte anders handeln, anders entscheiden können. Doch es ist immer das Jetzt, in dem es zu helfen gilt, weil es einem Mitmenschen gerade schlecht geht. Dieser Gedanke, dem der SZ-Adventskalender seit 69 Jahren verpflichtet ist, ist bei den Lesern angekommen, und zwar so sehr, dass sie im vergangenen Jahr noch mehr gespendet haben als in all den Jahren zuvor: 8,67 Millionen Euro, die höchste je gesammelte Summe.

Nichts davon bleibt bei der SZ. Das Geld wird eins zu eins ausgeschüttet, an Institutionen, Hilfsorganisationen, soziale Verbände und natürlich an die Menschen, die wir vorstellen. Das Sozialamt im Landratsamt etwa kann mit den Spenden unbürokratisch eingreifen, wo es um plötzliche unerwartete Ausgaben geht - eine kaputte Waschmaschine lässt sich aus einem Hartz IV-Einkommen ja nicht eben mal schnell bezahlen. Die sozialpsychiatrischen Dienste in Ebersberg bringen Menschen in ihren Räumen unter, die sonst vielleicht auf der Straße stünden, aber das heißt noch lange nicht, dass die dann in einer voll ausgestatteten Wohnung leben, auch hier wird Geld gebraucht. Die Caritas mit ihren Hilfsdiensten, die Behindertenarbeit der Awo und viele andere profitieren ebenfalls von den Spenden.

Es komme aber auch immer wieder vor, berichtet Adventskalender-Geschäftsführerin Anita Niedermeier, dass Leser sie anriefen, um ganz sicher zu gehen, dass ihre Spende auf jeden Fall einem bestimmten Kind, einer speziellen Familie, einem besonderen Menschen zukommt. Und wer hätte nicht gern jener Familie mit zwei geistig behinderten Kindern, die wir vor zwei Jahren vorgestellt haben, persönlich das Glas Nutella vorbei gebracht, das sie sich zu Weihnachten gewünscht haben. Ähnlich bescheiden war der Wunsch des Ehepaars Schmidt (Namen alle geändert), das sein Vermögen an einen unseriösen Geschäftspartner verloren hat - ein Weihnachtsbaum. Allein mit ihrer Tochter in einer Einzimmerwohnung hatte Maria N. keinen Platz für große Wünsche. Sie bekam ebenso einen Zuschuss für Winterstiefel und Kleidung wie ein alleinerziehender Vater von drei Kindern. Das Geld für kleine Weihnachtsgeschenke hatte sich die Mutter von Florian gewünscht, der im Rollstuhl sitzt; auf ein Abendessen zur Goldenen Hochzeit mit der Familie hatte ein Paar gehofft, dessen Rente nicht für nötige Medikamente reichte - viele kleine Wünsche, die der Adventskalender erfüllen konnte.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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