Für manche geht eine Vorweihnachtszeit ohne „Der kleine Lord“ gar nicht, andere lesen jeden Abend in der „Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens. Die SZ Ebersberg hat für ihre diesjährige Adventsserie Menschen aus dem Landkreis gefragt, worauf sie im Dezember nicht verzichten können.
Doris Rauscher hat sich in ihrem Leben nicht immer nur für die SPD interessiert, für die sie seit 2013 im Bayerischen Landtag sitzt. Wenn es zur Weihnachtszeit zu Hause gemütlich wird und die Familie sich versammelt, spielt die Partei höchstens eine Nebenrolle – zumindest für eine Weile, selbst in einem Jahr, in dem die Parteipolitiker der Republik mitten in einem Wahlkampf stecken werden.
Überlagert wird das politische Getöse im Hause Rauscher vom Besuch der Tochter und deren Kindern – erst vor Kurzem ist die Ebersberger Politikerin zum zweiten Mal Großmutter geworden – und einer deutlichen Prise Romantik. „Tatsächlich Liebe“ heißt der Film, den die 58-Jährige zu ihrem Weihnachtslieblingsfilm erkoren hat. Seit zehn Jahren zumindest, wie sie erzählt. Früher, als sie ein Kind war, „liefen bei uns die Mädels vom Immenhof rauf und runter. Da konnte ich auswendig mitspielen“.

Nach den Pferdehofromanzen, die bei weiblich-jugendlichen Ponyliebhabern in etwa den gleichen Schmachteffekt gehabt haben dürften wie bei Karl May-Fans die Blutsbrüderschaft von Winnetou und Old Schatterhand, verfiel die Sozialdemokratin in Spe der Aristokraten-Romanze von Sisi und ihrem „Franzl“, inklusive all der kinematografisch aufbereiteten Schicksalsfügungen der kaiserlichen Geschichte. Es sei „eine lange Phase mit Sissi“ gewesen, gesteht sie lachend ein, bevor dann mit „Love actually“, wie „Tatsächlich Liebe“ im englischen Original heißt, eine neue Ära begonnen habe – eine, die bis heute noch andauere und einen Vorrat von Taschentüchern nötig mache.
Wer den Film kennt und um die teils tragischen, aber mit viel britischem Humor erzählten Verstrickungen weiß, wer Colin Firth gesehen, hat, der als typischer Engländer eher an seinen Gefühlen erstickt, bevor er dem portugiesischen Hausmädchen seine Liebe gesteht, und wer erlebt hat, wie der von tragischem Schicksal gestreifte Liam Neeson seinem Sohn nachblickt, der alle Sicherheitssperren des Flughafens durchbricht, um sich von der Sängerin seines Schulorchesters und Liebe seines Lebens zu verabschieden – der weiß auch, warum die Taschentücher nötig sind.
Besonders Emma Thompson, die genau wie Hugh Grant, Alan Rickman oder Martin Freeman zur Schauspielerriege des bis in die kleinste Nebenrolle mit Stars besetzten Films zählt, habe es ihr angetan, erzählt Rauscher. Und dann sei da diese Szene am Flughafen, in der sich Menschen wiedersehen und umarmen, „das kenne ich selbst so gut, seit meine Tochter in Schweden lebt“.
Mit jener Tochter und einem Glas Punsch dann an den Feiertagen vor dem heimischen Fernseher sitzen und sich ins weihnachtliche London beamen lassen, „das ist schon schön“, sagt die Politikerin. „Die Tempo-Box muss aber immer in Reichweite stehen.“