Ebersberg:Warten auf die Rückkehr nach Oberndorf

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Wo früher das alte Schulhaus in Oberndorf stand, ist jetzt nur noch eine leere Fläche. Wann es mit dem Neubau losgeht, ist unklar. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Durch den Abriss des alten Schulhauses hat eine Mieterin ihre Wohnung verloren. Nun hofft sie seit zwei Jahren in einem Übergangsquartier in Steinhöring auf eine Perspektive

Von Luisa Terkowsky, Ebersberg

"Ich will endlich wieder ein Zuhause haben." Das wünscht sich eine ehemalige Mieterin des alten Schulhauses in Oberndorf. Das Gebäude solle saniert werden, hieß es anfangs, doch dann wurde es abgerissen. Ein Neubau ist geplant, doch "seitdem geschieht nichts", so der Eindruck der Mieterin. In einer Stadtratssitzung hat sie nun versucht, auf ihre Situation aufmerksam zu machen.

Bereits im Jahr 2016 gab es erste Besprechungen über eine Sanierung. "Im Oktober kommen die Handwerker, Sie müssen kurzfristig ausziehen, hieß es dann plötzlich im September 2018", erzählt die Mieterin. Seit diesem Zeitpunkt lebt sie in einer eigenständig ausgesuchten Übergangswohnung in Steinhöring. Denn ein Ersatzbau für das ehemalige Schulhaus in Oberndorf ist schließlich geplant. Man könne ihr allerdings keine konkrete Auskunft über dieses Vorhaben geben, so die Mieterin. Der provisorische Wohnsitz in Steinhöring gebe ihr keinesfalls ein Gefühl von einem "Angekommensein", sagt sie. Dazu plagen sie aufgrund ihrer geringen Rente Existenzängste. "Ich will nicht obdachlos werden in meinem Alter", sagt sie verzweifelt. Hinzu kommt, dass sie immerhin seit 17 Jahren in der Wohnung gewohnt hat und emotional an ihrem alten Zuhause hing. "Ich bin Ebersbergerin", sagt sie. Alle ihre Kontakte zu Freunden, zu Nachbarn standen in enger Relation zu ihrem ehemaligen Wohnort.

"Ich bin schockiert, wie mit einer alleinstehenden Frau umgegangen wird", sagt sie. Unverständlich sei für sie zum einen der Abriss in Form einer "Hauruck-Aktion" ohne längerfristige Ankündigung und scheinbar auch ohne triftigen Grund. Nun, in der scheinbar nie endenden Periode der Ungewissheit, verstehe sie den Grund nicht, wieso andere Bauprojekte Priorität haben und das Gebäude in Oberndorf nicht sofort wieder aufgebaut wird. "Was gibt es denn Wichtigeres, als Wohnraum zu schaffen? Es gibt doch dringenden Bedarf", sagt sie.

Der Mangel an Wohnraum sei durchaus ein Problem im Landkreis, so der Ebersberger Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Dadurch sei es schwierig, der Mieterin eine adäquate Übergangswohnung in der Ebersberger Umgebung bereitzustellen, welche ihr Mietrecht ihr zuspreche. Die Alternative zum Beziehen einer neuen Wohnung im Nachfolgebau in Oberndorf sei, der Mieterin eine adäquate Wohnung mit sicherem Mietverhältnis langfristig bieten zu können. Nach einer solchen Wohnung mit vergleichbarem Grundriss, Größe und Gegebenheiten sei die Stadt Ebersberg weiterhin auf der Suche, sagt Proske.

Die besagte Mieterin ist nicht die einzige betroffene des Gebäudeabrisses. Es gebe eine weitere ehemalige Mieterin, die nach Angaben Proskes in der Stadt Ebersberg untergebracht werden konnte. Ihre Wohnung war allerdings kleiner und unterlag anderen Gegebenheiten, deswegen war es einfacher, eine adäquate Wohnung zu finden. Diese Mieterin wünsche sich allerdings ebenfalls, dass sie wieder nach Oberndorf zurückziehen kann, erzählt Proske.

Das Bauprojekt in Oberndorf dauere zugegeben länger als erwartet. Proske ist erst seit Mai 2020 im Amt und kann somit kaum von den Anfängen des Projektes berichten. Seines Wissens habe der Stadtrat sich damals für den Abriss entschieden, damit der Sanierungsprozess des Gebäudes "nicht wie ein Fass ohne Boden" wird. "Nun will man den Wiederaufbau so zukunftsorientiert wie möglich machen", erklärt der Bürgermeister. Dabei müsse man mehreren Ansprüchen, unter anderem denen der Oberndorfer Bürger, gerecht werden, etwa was die Wünsche an die Architektur des Neubaus angeht. Man sei also noch in der Phase, alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen. Deswegen könne er leider noch keine konkreten Zusagen machen.

Dazu müsse man auch finanziell planen, da derzeit viele andere Bauprojekte wie beispielsweise die Sanierung des Ebersberger Hallenbads bevorstehen.

Der Bürgermeister hat sich schon mehrmals mit der betroffenen Mieterin besprochen. Die Anwälte sprächen ebenfalls miteinander. Proske selbst hat, wie er sagt, vollstes Verständnis und Mitleid für die Mieterin in ihrer problematischen Situation. "Ich kann leider nur mit dem arbeiten, was mir überlassen worden ist", bedauert er. Dennoch hoffe er, dass das Bauvorhaben so schnell wie möglich begonnen werden könne, sodass die Mieterin endlich in ihr Zuhause zurückkehren kann.

© SZ vom 13.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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