Seuchenbekämpfung:Landkreis Ebersberg wappnet sich für die Afrikanische Schweinepest

Seuchenbekämpfung: Für Wildschweine bedeutet die Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest den sicheren Tod. Um die Tiere - wie hier in der Hohenlindener Sauschütt - vor dem qualvollen Schicksal zu bewahren, hat das Landratsamt nun einen Aktionsplan gegen die Seuche erarbeitet.

Für Wildschweine bedeutet die Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest den sicheren Tod. Um die Tiere - wie hier in der Hohenlindener Sauschütt - vor dem qualvollen Schicksal zu bewahren, hat das Landratsamt nun einen Aktionsplan gegen die Seuche erarbeitet.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

In der Region herrscht "enormes Gefährdungspotenzial". Das Programm zur Seuchenbekämpfung beinhaltet eine rabiate Methode.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

So weit wie in Skandinavien will man im Landkreis Ebersberg dann doch nicht gehen. In Dänemark soll ein 70 Kilometer langer Stahlzaun an der Grenze zu Deutschland dafür sorgen, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) nicht ins eigene Land kommt. Aber auch in der Region ist die Gefahr akut, hier bereiten sich Experten ebenfalls intensiv auf eine mögliche Ausbreitung der Tierseuche vor.

Seit 2017 wird am Landratsamt an einem Präventionsprogramm gefeilt, das in erster Linie die Einschleppung der Krankheit verhindern soll, aber auch Maßnahmen vorsieht, was im Falle eines ASP-Ausbruchs zu tun ist. Das Ergebnis der knapp zweijährigen Arbeit haben Vertreter aus dem Ebersberger Veterinäramt, dem Sachgebiet für Öffentliche Sicherheit und dem Kreisjagdverband nun vorgestellt.

Die Afrikanische Schweinepest ist in den baltischen Ländern sowie in Polen, Bulgarien und Rumänien bereits weit verbreitet. Im vergangenen Jahr wurden erstmals auch Fälle in Belgien gemeldet. Die Viruserkrankung ist zwar für den Menschen ungefährlich, bei Haus- und Wildschweinen aber führt sie - nach Auftreten von Symptomen wie Fieber, Schwäche oder Atemproblemen - unweigerlich zum Tod. Während die natürliche Übertragung von Tier zu Tier nur recht langsam vonstatten geht, wird die Verbreitung durch den Eingriff des Menschen rasant beschleunigt.

Das ist es auch, was den Vertretern am Landratsamt Sorgen bereitet. "Wir sind ein Landkreis mit wichtigen Fernverkehrsrouten", sagt Julia Ziegler vom Veterinäramt, die dabei vor allem auf die beiden Autobahnen im Norden und auf die Bundesstraßen anspielt. Dadurch sei hier in der Region ein "enormes Gefährdungspotenzial" gegeben. Denn: Die Erreger der ASP sind sehr widerstandsfähig und können sich über einen langen Zeitraum etwa auf verschmutzter Kleidung, im Radkasten eines Lastwagens oder auch in kontaminierten Fleischprodukten halten. Schutzmaßnahmen seien deshalb umso wichtiger, so Ziegler.

Die Wildschweine werden in ein Gehege gelockt und erschossen

Im Landkreis Ebersberg soll das vor allem über ein Monitoring-Programm erfolgen, im Rahmen dessen regelmäßig Proben von verendeten Wildschweinen entnommen werden. Zudem wurden zwei Sammelstellen eingerichtet, bei denen Jäger die unverwertbaren Überreste der Schweine abgeben können. An vielfrequentierten Parkplätzen weisen mehrsprachige Schilder seit kurzem darauf hin, Essensreste im Abfalleimer zu entsorgen und nicht einfach in den Straßengraben zu werfen.

Während all das vorbeugend wirken soll, sieht der Aktionsplan des Landratamtes auch konkrete Maßnahmen im Falle eines Ausbruchs der ASP vor. "Falls die Seuche bei uns wirklich auftaucht, geht es darum, sie möglichst schnell einzudämmen", sagt Ziegler. Dafür ist in den vergangenen zwei Jahren ein konkreter Ablaufplan entwickelt worden.

Unter anderem würden dann vier sogenannte Verwahrstellen - in Hohenlinden, Steinhöring, Zorneding und Glonn - in Betrieb genommen, wo die infizierten Tiere untergebracht und entsorgt werden können. Zudem gibt es regelmäßige Schulungen für Suchtrupps und Bergeteams, die im Ernstfall verendete Tiere aufspüren und abtransportieren sollen. "Dabei sind wir natürlich massiv auf Hilfe der Jägerschaft angewiesen", sagt Ziegler, die die bisherige Zusammenarbeit ausdrücklich lobt.

Bei einem möglichen Ausbruch der Seuche wolle und müsse man alle rechtlich zulässigen Möglichkeiten der Schwarzwildbejagung ausschöpfen, sagt Gerhard Griesbeck, Leiter der unteren Jagdbehörde im Landratsamt. Er spielt dabei vor allem auf die nicht unumstrittene Praxis der Fallenjagd an. Die sogenannten "Saufänge" werden seit diesem Frühjahr an zwei Stellen im Landkreis Ebersberg getestet. "Wir sind dabei, auszuprobieren, ob es überhaupt funktioniert", so Griesbeck.

Bei dieser Methode werden die Wildschweine in ein Gehege gelockt und anschließend erschossen. Was zunächst rabiat klingt, scheint beim tatsächlichen Ausbruch der ASP unumgänglich zu sein. "Tierseuchenbekämpfung ist immer unliebsam", räumt auch Veterinärin Julia Ziegler ein.

Eine Ausbreitung der Seuche im Landkreis könnte fatale Folgen für die Tiere haben, denn wie in Gesamtdeutschland ist auch in der Region die Population von Wildschweinen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Wie viele Tiere es genau gibt, lässt sich laut Konrad Metzger, dem Vorsitzenden der Ebersberger Jägerschaft, nur schwer sagen. Fest steht dagegen die Zahl der Abschüsse: Etwa 200 waren es im vergangenen Jahr. Sollte die ASP tatsächlich ihren Weg in den Landkreis finden, müsste sich dieser Wert wohl drastisch erhöhen.

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