Ebersberg:Vier Flüchtlinge in Klinik gebracht

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Das Banner rechts neben dem Streiklager wurde heruntergerissen. (Foto: Korbinian Eisenberger)

Der Hungerstreik vor dem Ebersberger Landratsamt geht weiter.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Donnerstagnachmittag, kurz nach halb vier. Im Streiklager vor dem Ebersberger Landratsamt liegt ein faustgroßer Stein auf einer Decke, daneben haben sich fünf junge Männer in Schlafsäcken verkrochen. Eine Frau habe vor ein paar Minuten den Stein nach ihnen geworfen, ein Banner vom Baum herunter gerissen und die Plakate vom Boden weggezogen, sagt Basharat Abbas, der Sprecher der Männer, die hier seit Montag sitzen und streiken. Sie essen und trinken nicht, trotz warmen Wetters, mittlerweile haben sie eine Plane über ihr Lager gelegt. "Wir warten weiter, bis jemand ernsthaft mit uns über unser Anliegen spricht", sagt Abbas. "Notfalls über das Wochenende hinaus."

Der Hungerstreik vor dem Ebersberger Landratsamt geht weiter. Am dritten und vierten Tag sind jeweils zwei Männer aus gesundheitlichen Gründen in die Ebersberger Kreisklinik gebracht worden. Knapp 20 Asylsuchende hatten sich am Montag vor der Behörde versammelt und Transparente ausgerollt, "We want Freedom" steht darauf, es geht ihnen um eine Arbeitserlaubnis, die im laufenden Asylverfahren gesetzlich verwehrt ist. Die Protestler kommen aus Pakistan und Afghanistan, derzeit sind noch zehn bis 14 am Streik vor dem Amt beteiligt. Zwei von ihnen sind am Donnerstagnachmittag in der Kreisklinik, zwei weitere mittlerweile von dort entlassen. Getrunken hätten sie nicht, sagt Abbas. "Sie haben Infusionen bekommen."

Indes hat das Landratsamt eine "ärztliche Überwachung organisiert", heißt es von dort. "Rund um die Uhr werden sie regelmäßig von medizinischem Personal in Augenschein genommen". Landrat Robert Niedergesäß spricht von einer herausfordernden Situation für alle Beteiligten. "Doch das Recht auf freie Meinungsäußerung und das Versammlungsrecht sind ein hohes rechtliches Gut in einer funktionierenden Demokratie", so Niedergesäß. Er bittet um Verständnis, "dass die in diversen E-Mails geforderte "harte Hand" (...) keinesfalls geltendem Recht und Gesetz entsprechen würde". Er versuche den Streikenden jedoch deutlich zu machen, "dass über ihre Forderungen nicht in einem Landratsamt entschieden werden kann."

15.45 Uhr, nach dem Steinwurf hat ein Passant die Polizei gerufen, zwei Beamte sind im Streifenwagen gekommen. Es handle sich um eine Frau Mitte 40, kurze braune Haare, grünes T-Shirt. Es sei traurig dass es solche Leute gibt, heißt es von der Polizei, bei einer ersten Ermittlungsfahrt sei die Frau aber nicht auffindbar gewesen. Weil niemand verletzt und nichts zerstört wurde, werde man den Vorfall, wie in solchen Fällen wohl üblich, nicht weiter verfolgen.

© SZ vom 26.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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