Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Versorgungslücke in der Innenstadt

Einkaufen in Ebersberg wird immer schwieriger: Mit dem Rewe schließt jetzt auch der letzte Supermarkt im Zentrum.

Wieland Bögel

In knapp zwei Jahren, wenn das neue Einkaufszentrum in der Innenstadt eröffnet, soll die Kreisstadt ein wahres Einkaufsparadies sein. Doch bis es soweit ist, müssen sich die Ebersberger auf einige Engpässe bei den täglichen Einkäufen einstellen, denn der Rewe-Supermarkt am Bahnhof schließt Ende des Jahres.

Dass die Filiale am Bahnhofsplatz zum 24. Dezember schließe, geschehe "aus wirtschaftlichen Gründen", erläutert Pressesprecherin Diana Dickmann. Sie versichert aber, die Supermarktkette werde sich nicht völlig aus der Kreisstadt zurückziehen. Sobald das Einkaufszentrum im Jahr 2013 fertiggestellt sei, werde Rewe "am neuen Standort mit einem neuen Markt präsent" sein.

Dieckmann bedauert, dass es "nicht gelungen ist, einen nahtlosen Übergang" sicherzustellen. Ein Grund für die Vakanz sei, dass man bei Rewe mit einer früheren Fertigstellung des Einkaufszentrums gerechnet habe. Wie es mit dem Standort am Bahnhof weiter geht, ist unklar.

Der Eigentümer des Gebäudes erklärte der SZ, man habe das Haus bis Jahresende 2012 an die Metzgereikette Vinzenzmurr vermietet, diese habe wiederum einen Teil davon an Rewe untervermietet. Bei Vinzenzmurr wollte man sich am Dienstag nicht zur Zukunft der Ebersberger Filiale und einer möglichen Neuvermietung des Gebäudes äußern.

Allerdings kann man davon ausgehen, dass die in die Rewe-Verkaufsräume integrierte Metzgerei zumindest in der jetzigen Form nicht weiter betrieben wird. Die Schließung ist vor allem für die Bewohner der umliegenden Stadtteile unangenehm, denn der Rewe ist der einzige Supermarkt im Innenstadtbereich; der nächstgelegene größere "Vollsortimenter" befindet sich am westlichen Ortsausgang in der Münchener Straße.

Aber von der Schließung des Marktes sind nicht nur Rewe-Kunden betroffen, denn dort ist auch eine Postfiliale untergebracht. Diese wird am 24. Dezember ebenfalls schließen, wie Post-Pressesprecher Erwin Nier erklärte. Man bemühe sich, rechtzeitig einen neuen Standort zu finden, derzeit sei man mit mehreren möglichen Vermietern im Gespräch. "Am 27. Dezember sehen wir, ob es geklappt hat", so Nier.

Die neue Postfiliale soll nicht weit vom bisherigen Standort entfernt sein, versichert Nier, auch künftig wolle man nach Möglichkeit in der Innenstadt präsent sein. Falls dies nicht gelingt, müssen die Postkunden den Supermarktkunden folgen, denn die nächste Postfiliale befindet sich ebenfalls im Westen an der Münchner Straße. Seitens der Stadt bedauert man die Schließung des Supermarktes. "Für das Stadtzentrum ist das nicht gut," meint Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU).

Ähnlich sieht das die SPD-Stadträtin und Bürgermeisterkandidatin Doris Rauscher: "Das ist sehr bedauerlich und verursacht eine große Lücke bei der Nahversorgung im Südosten." Der Bürgermeisterkandidat der Grünen, Stadtrat Philipp Goldner, sieht in der vorübergehende Schließung des Supermarktes dagegen "kein Problem".

Es sei nichts Neues, dass Rewe seinen Standort am Bahnhof aufgeben wolle, dieser werde ohnehin nicht gut angenommen, hat Goldner beobachtet. Zudem sei die Schließung nur vorübergehend, da der Konzern bald mit einer neuen Filiale in das neue Einkaufszentrum einziehen werde. Wenn Rewe knapp zwei Jahre nicht in der Stadt präsent sei, "das werden wir überleben können", meint Goldner.

Bürgermeister und beide Kandidaten sind aber der Meinung, dass auch ohne Rewe ein Einkaufen in der Innenstadt weiter möglich ist. Es gebe dort Bäcker, und Metzgereien und den Biosupermarkt am Marienplatz. Alle drei sind sich zudem einig, dass die Stadt ohnehin keine Einflussmöglichkeit auf den Konzern habe. "Wir können den Markt nicht selber betreiben", meint Brilmayer.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2011
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