Verkehr im Landkreis Ebersberg:Auf der Felge ins Ziel

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Die sogenannte Landratsamtskreuzung (rechts im Bild) könnte einen Beitrag zur Verkehrsentlastung des Ebersberger Marienplatzes leisten. Allerdings wäre ein Umbau nötig, und der ist teuer. (Foto: Christian Endt)

Die Stadt Ebersberg hat nach mehr als zwei Jahren Planung nun offiziell ein Mobilitätskonzept. Darin enthalten ist auch eine Idee für die Verlegung der Staatsstraße weg vom Marienplatz – im Stadtrat hätten viele lieber etwas ganz anderes.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

„Es werden nicht gleich nächste Woche Wunder geschehen.“ Falls Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) mit diesen Worten überschäumende Euphorie der Stadtratsmitglieder ob des nicht mehr ganz neuen Mobilitätskonzeptes dämpfen wollte, scheint der Aufruf vielleicht sogar etwas zu gut gewirkt zu haben. Denn die Begeisterung hielt sich im Gremium sehr in Grenzen – eine Umsetzung steht angesichts der knappen Kassen ohnehin nicht zur Debatte.

Inhaltlich war es viel Bekanntes, das Martin Steinlechner vom Büro für Verkehrsplanung und Raumplanung aus Innsbruck nun in der Vollversammlung vorstellte. Wie bereits vor einem Jahr auf der Bürgerversammlung und im Frühling im Technischen Ausschuss sind es vor allem drei Maßnahmen, die den Verkehr in Ebersberg erträglicher und sicherer machen sollen.

Die erste – und wohl trotz angespannter Haushaltslage umsetzbare – betrifft den Bereich der beiden Schulgebäude an der Balde- und der Floßmannstraße. Diese zwei Straßen sowie die Candid-Huber- und die Bürgermeister-Müller-Straße sollen zu Schulstraßen umgewidmet werden. Stimmen die zuständigen Verkehrsbehörden zu – Steinlechner empfahl darum, die Maßnahme als „Verkehrs-Versuch“ anzumelden – gilt dann jeweils eine halbe Stunde vor und nach Beginn und Ende des Unterrichts ein Fahrverbot. Am Rand des Bereichs soll eine Kurzparkzone, ein sogenannter „Elternbahnhof“ eingerichtet werden.

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Die Kosten für Maßnahme Nummer zwei sind deutlich höher, die Chancen deutlich geringer. Die Planer schlagen ein Durchfahrtsverbot für Lastwagen über 7,5 Tonnen vor. Diese sollen die Kreisstadt über „das übergeordnete Straßennetz“, also Autobahnen und Bundesstraßen, weiträumig umfahren. Die zuständigen Behörden davon zu überzeugen, hält auch Planer Steinlechner für „sehr schwierig“. Möglich wäre dies eventuell im Rahmen des Lärmaktionsplanes – aber den müsste die Stadt auf eigene Kosten beauftragen, was laut Bürgermeister um die 20 000 Euro kosten dürfte.

Ein Verkehrs-Bypass für den Marienplatz würde die Stadt mindestens 150 000 Euro kosten

Deutlich teurer und in der Abstimmung mit Ämtern und Behörden mindestens ebenso aufwendig ist die dritte Maßnahme, die eine Entlastung des Marienplatzes bringen soll. Der Verkehr soll von dort weitgehend auf die dann in beide Richtungen befahrbare Eichthalstraße verlegt werden. Dazu ist allerdings mindestens ein Ausbau an der sogenannten Landratsamtskreuzung, also dem Abzweig auf die Dr.-Wintrich-Straße und zum Bahnhofsplatz nötig. Hier müsste eine Ampel eingebaut und vermutlich auch der Kurvenradius aufgeweitet werden, Kostenpunkt mindestens 150 000 Euro. Im Norden, bei der Abzweigung zur Heinrich-Vogl-Straße müsste wohl ebenfalls eine Verbreiterung entstehen, auf jeden Fall aber Tempo 30 angeordnet werden.

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Wie bereits im Technischen Ausschuss kritisierte Josef Riedl (CSU), der Bypass über die Eichthalstraße sei eigentlich nicht machbar. Er verwies auf einen Test mit Lastwagen-Begegnungsverkehr von vor zehn Jahren. „Wir haben nur die Möglichkeit, dass wir da groß umbauen – aber ich sehe nicht, wie das bei unserer Haushaltslage gehen soll.“ Und der überregionale Ansatz sei einfach nicht umsetzbar.

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Ganz andere Gründe, gegen die Bypass-Idee und die überregionale Planung zu stimmen, kamen von Josef Peis (Pro Ebersberg). Er bemängelte, dass in dem Konzept nicht der Bau einer Umgehungsstraße als beste Maßnahme zur Verkehrsentlastung vorgeschlagen wird. Diese würde den Verkehr auf der innerörtlichen Durchfahrt der Staatsstraße 2080 laut einer Prognose von 16 000 auf 6000 Fahrten pro Tag reduzieren. Seitens der Liste Pro Ebersberg – die aus einer Bürgerinitiative für eben eine solche Umfahrung hervorgegangen ist – werde man daher zwar dem Konzept insgesamt schon, den beiden Maßnahmen dagegen nicht zustimmen.

Bernhard Spötzl (FDP) – auch die Liberalen hatten stets Umfahrungen gefordert, teilweise sogar selber ganz neue Trassenverläufe vorgeschlagen – erhob den Vorwurf, dass mit dem Konzept „die Ortsumfahrung abgeblockt worden ist“. Er stimmte am Ende zusammen mit Riedl und dessen Parteifreund Alexander Gressierer generell gegen das Mobilitätskonzept.

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Doch dieses hatte auch Befürworter. Toni Ried (FW) verwies auf seine 40-jährige Stadtratszugehörigkeit und dass sich das Gremium seitdem immer wieder mit Verkehrsentlastungen beschäftigt habe, ohne zu einem Ergebnis zu kommen: „Stimmen wir heute zu, damit wir weiterkommen – schrittweise wenigstens. Sonst können wir noch 100 Jahre weiterreden, aber das wird doch irgendwann lächerlich.“

Auch Jürgen Friedrichs (Grüne) warb um Zustimmung und erinnerte daran, dass in dem Konzept neben den drei nun zu priorisierenden Maßnahmen noch zahlreiche weitere stehen– „viele sind gar nicht teuer“. Die Umfahrung lehne er dagegen wegen des großen Ressourcenverbrauchs ab. Ohnehin sei die Stadt dafür nicht zuständig, sagte Christoph Münch (SPD). Dem Konzept und der Prioritätenliste könne er zustimmen – allerdings halte er besonders den Umbau der Eichthalstraße für „sehr schwierig umzusetzen“.

Letztlich wurde die Verkehrsberuhigung an der Schule einstimmig beschlossen, die beiden anderen Maßnahmen kamen nur mit knapper Mehrheit von 13 zu neun Stimmen durch.

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