Süddeutsche Zeitung

Ebersberg und die CSU:Der Chauffeur des Landrats hat eine Neigung zum linken Rand

Interessant, was sich beobachten lässt, wenn man hinter der Limousine von Robert Niedergesäß durch Ebersberg zuckelt. Eine politische Fahrstilkritik.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Können Chauffeure von Politikern einen politischen Fahrstil haben? Die Frage stellt sich, wenn man hinter dem Dienstwagen des Ebersberger Landrats Robert Niedergesäß von der CSU herfährt. Dessen Fahrer besticht durch eine Auffälligkeit: Er steuert eine teure Rennmaschine durch den Ebersberger Landkreis - und hält sich trotzdem an das Tempolimit. Man könnte das als Plädoyer für Obergrenzen verstehen. Damit läge man aber wahrscheinlich daneben.

Normalerweise gehören Fahrer dieser Kategorie von Autos zu den unangenehmen Zeitgenossen. Begegnet man ihnen etwa auf dem Weg durch den Ebersberger Forst zwischen A 94 und Kreisstadt, so wird man entweder waghalsig überholt oder beinahe über den Haufen gefahren.

Hinter dem Ebersberger Kennzeichen mit dem Zusatz "LR" erlebt man hingegen keine solche Nahtoderfahrung: Der Fahrer akzeptiert sie, die Daihatsu Sirions und Fiat Pandas. Er stört sich offenbar nicht an ihrem Migrationshintergrund. Er lässt sie vor sich herfahren, mit ihren kurzen Motorhauben. Sie, die keine Chance hätten, bei einem Aufeinandertreffen mit den Großen der hiesigen Szene.

Der Ebersberger Landrats-Chauffeur muss kein politischer Mensch sein. Aber er ist einer, der seiner Linie treu bleibt - das zeigt eine weitere fahrstilistische Eigenart: Er tendiert dazu, den Wagen seines Chefs auffällig nah am Mittelstreifen entlang zu bugsieren. Es ist recht eindeutig: Der Steuermann des CSU-Politikers Niedergesäß hat eine Neigung zum linken Rand.

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SZ vom 08.03.2018/koei
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