Der Jahresbeginn ist wieder mal Anlass für gute Neujahrsvorsätze und Verzichte. Die SZ Ebersberg hat Passantinnen und Passanten in der Innenstadt gefragt, was sie sich für das neue Jahr vornehmen und worauf sie verzichten.
„Es geht auch mal ohne“

Franz Otter, 33, Projektmanager aus Ebersberg: Ganz nach dem Motto „Dry January“ nimmt sich Franz Otter im Januar einen bewussten Umgang mit Alkohol vor, zumindest bemüht er sich, wie er sagt. Er ist der Meinung, dass man durch einen bewussten Konsum auch wieder mehr genießen kann und es nie verkehrt ist, zwischendurch mal zu verzichten und zu reflektieren. Der Verzicht auf Alkohol fällt ihm nicht schwer, denn „es geht auch mal ohne die zwei Halbe am Stammtisch“, sagt er. Dass er sich dessen bewusst geworden ist, hat sich allerdings über die Jahre entwickelt und er möchte den Vorsatz des Alkoholverzichts nicht nur auf Januar beschränken. Sein Neujahrsvorsatz ist für ihn ein schöner Startpunkt ins neue Jahr. Ein Verzicht auf Fleisch gemäß dem Vorsatz „Veganuary“ würde ihm allerdings schwerfallen. Zumindest ein bewusster Fleischkonsum ist ihm wichtig.
„Wohlstand runterschrauben“

Ariane Sontheimer, 66, Rentnerin aus Ebersberg: Ariane Sontheimer versucht immer mehr mit dem auszukommen, was sie hat. Ihre Kleidung kauft sie gebraucht in einem Second-Hand-Laden in München. Nur Schuhe kauft sie neu. Ihr Neujahrsvorsatz ist es, diesen nachhaltigen Lebensstil zu verbessern und mit noch weniger auszukommen – quasi „den Wohlstand runterschrauben“. Dazu braucht es nicht viel. „Mir reicht auch mal ein Brot mit Butter, ich brauche nicht immer Käse.“ Sontheimer trinkt schon lange fast keinen Alkohol und isst wenig Fleisch. Das hat sich über die Jahre entwickelt. Anfangs hat sie auf Schweinefleisch verzichtet, weil sie Hautprobleme hatte, später hat sie kein Hähnchenfleisch mehr gegessen. Mittlerweile schmeckt ihr Fleisch auch nicht mehr, daher braucht sie es nicht. Wenn sie doch mal in den Genuss kommt, dann ganz gezielt. Dabei achtet sie auf regionale Produkte und Qualität.
„Fühlt sich nicht wie Verzicht an“

Antje Berberich, 85, Rentnerin aus Ebersberg: Bei Verzicht denkt Antje Berberich zuerst an das Auto. Sie und ihr Mann hatten auch schon mal 20 Jahre kein Auto. Jetzt haben sie wieder eins, doch steht es meist unbenutzt in der Garage, weil sie so gut wie immer mit dem Fahrrad unterwegs ist. Auf Fleisch und Alkohol verzichtet sie bereits seit geraumer Zeit. Seit 30 Jahren ist sie Vegetarierin. Um einen bewussten Lebensstil bemüht sich Berberich also schon lange. Ein Verzicht auf Fleisch, Alkohol und das Auto fühlt sich für sie gar nicht wie ein Verzicht an, wie sie sagt. „Mit dem Fahrrad fahren macht Spaß, und wir fahren auch oft mit der Bahn in den Urlaub.“ Noch weniger Fliegen und noch mehr öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen nimmt sie sich dennoch vor. Aber muss man denn immer verzichten? – stellt sich Berberich selbst die Frage. „Wenn man sich bemüht, dann ist das positiv zu sehen“, lautet ihre Antwort.
„Nicht Verzicht, sondern Haltung“

Maria Sommer, 75, Rentnerin aus Markt Schwaben: „Ich will auf nichts verzichten, ich nehme mir was vor. Es gibt jeden Tag Dinge, die schön sind, die unerwartet sind und ich nehme mir vor, darauf bewusster zu achten. Es ist so leicht, sich von dieser Nörgelei und dem Ärger runterziehen zu lassen. Wenn wir aber ein bisschen mehr die schönen Dinge beachten, würde es uns besser gehen.“ Sommer beschreibt diesen Ansatz als „Fettfleckentheorie“: „Wenn man Gutes erlebt und es jemand anderem weitersagt, dann gibt es einen Moment der Helligkeit. Das ist wie ein Fettfleck, der geht nicht mehr weg und breitet sich aus.“ Deshalb nimmt sie sich vor, die kleinen und schönen Momente im Leben nicht zu übersehen. Für Sommer geht es in ihrem Neujahrsvorsatz nicht um Verzicht, sondern mehr um eine Art Haltung, die durch Übung immer besser wird.
„Wertvolle Zeit genießen“

Dietmar Gradl, 52, Ingenieur aus Ebersberg: Der passionierte Marathonläufer Dietmar Gradl hat vor allem sportliche Ziele. Nachdem er letztes Jahr eine Operation hatte, möchte er wieder fit für den nächsten Marathon werden und nimmt sich vor, fünf Mal pro Woche laufen zu gehen. Seine Priorität Nummer eins ist es allerdings, mehr Zeit für die Familie zu haben. Das fällt ihm mit seinem Beruf und seinem zeitintensiven Hobby nicht immer leicht. „Aber ich möchte mir mehr Zeit schaffen und mich mehr bemühen.“ Wie er das schafft? Das Lauftraining in die Mittagspause zu legen und auf den Samstagmorgen, ist für Gradl ein erster Ansatz. Dann hat er den Samstagnachmittag frei und Zeit für seine Familie. Wenn er mal an einem Lauf außerhalb des Landkreises teilnimmt, so wie jedes Jahr in Berlin und Paris, dann möchte er seine Familie mitnehmen, einen kleinen Urlaub anhängen und die wertvolle Zeit mit seinen Liebsten genießen.