Bauprojekte im Landkreis:"Es wird halt alles teurer"

Bauprojekte im Landkreis: Das Gymnasium Kirchseeon ist zwar das jüngste seiner Art im Landkreis, dennoch muss die Schule bereits erweitert werden.

Das Gymnasium Kirchseeon ist zwar das jüngste seiner Art im Landkreis, dennoch muss die Schule bereits erweitert werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Landkreis Ebersberg muss für die Sanierung seiner Schulen deutlich mehr Geld ausgeben als ursprünglich geplant. Das liegt vor allem am Krieg in der Ukraine, aber nicht nur. Die ganz großen Investitionen stehen ohnehin erst noch bevor.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Im Anschluss an eine Veranstaltung ein Fazit zu ziehen, fällt in der Regel nicht sonderlich schwer. Deutlich komplizierter ist es, bereits im Vorfeld mit nur einem Satz den berühmten Nagel auf den Kopf zu treffen. Gelungen ist dieses Kunststück nun dem stellvertretenden Ebersberger Landrat Walter Brilmayer (CSU), der die jüngste Sitzung des Liegenschaftsausschusses im Kreistag mit folgenden Worten eröffnete: "Es wird halt alles teurer." Angesichts der Lage in der Welt und der bereits vor dem Ukraine-Krieg herrschenden Lieferengpässe im Rohstoffbereich, werden auf den Landkreis in den nächsten Jahren Kosten in noch nicht zu beziffernder Höhe zukommen. Selbst eine Kalkulation bei den laufenden Bauprojekten fällt schon schwer, die ganz großen Investitionen aber haben noch gar nicht erst begonnen.

Die Schwankungen auf dem Weltmarkt treffen den Landkreis vor allem im Bereich seiner Schulhäuser. An zahlreichen Gebäuden laufen momentan Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten, beziehungsweise stehen solche in nächster Zeit an. Andere Schulen müssen überhaupt erst neu gebaut werden, wie etwa das fünfte Gymnasium des Landkreises in Poing. 64 Millionen Euro sind für dessen Errichtung veranschlagt, der Zeitrahmen bis zur Fertigstellung soll von Baubeginn an fünf Jahre betragen. Dass es schneller oder womöglich sogar günstiger werden wird, davon geht im Landratsamt derzeit niemand aus. "Wir können es einfach nicht sagen", antwortete die zuständige Abteilungsleiterin Renate Ellmann auf die Frage von SPD-Kreisrätin Elisabeth Platzer, ob man die Bauzeit der Poinger Schule nicht irgendwie beschleunigen könne. Das hatte zuletzt auch eine örtliche Interessensgruppe per Petition gefordert.

Die Auswirkungen des Ukraine-Krieges werden noch lange zu spüren sein

Dem Landkreis aber sind bei der Steuerung seiner Bauprojekte zunehmend die Hände gebunden. "Selbst wenn morgen der Krieg zu Ende wäre, was wir uns alle wünschen würden", so Renate Ellmann, "dann hätten wir trotzdem Probleme mit den Lieferungen." Der Chefin des Kreishochbau- und Liegenschaftsamtes zufolge komme etwa Stahl zu 40 Prozent aus der Ukraine, Russland und Belarus.

Insofern dürften sich die Beschaffungsschwierigkeiten und die damit verbundenen Preissteigerungen sowie Bauverzögerungen wohl auch bei der dringend notwendigen Erweiterung des Gymnasiums Kirchseeons bemerkbar machen. Zwar ist die Schule in der Marktgemeinde die jüngste ihrer Art im Landkreis, da sie aber noch für das achtstufige Gymnasium konzipiert worden war, muss sie nun wegen der Rückkehr zu G9 vergrößert werden. Dafür hat der Liegenschaftsausschuss nun eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben - und fährt dabei zweigleisig: Angesichts der unklaren Kalkulation soll sowohl ein sechszügiger, als auch ein kleinerer und deshalb günstigerer fünfzügiger Ausbau untersucht werden. Wann die Arbeiten an der Schule beginnen können, ist derzeit noch offen. Die Ergebnisse der Studie jedenfalls sollen gegen Ende dieses Jahres vorliegen.

Bauprojekte im Landkreis: Wegen Lieferengpässen musste die Fertigstellung der Arbeiten an der Realschule Ebersberg bereits um mehrere Monate verschoben werden.

Wegen Lieferengpässen musste die Fertigstellung der Arbeiten an der Realschule Ebersberg bereits um mehrere Monate verschoben werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bis dahin sollte dann auch eines der laufende Bauprojekte im Schulsektor abgeschlossen sein: die Sanierung und Aufstockung der Realschule Ebersberg. Zwar sind den Projektplanern zufolge bereits rund 65 Prozent der Arbeiten umgesetzt, dennoch macht sich auch hier die Lage auf dem Weltmarkt bemerkbar. Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine und den dadurch verhängten Embargos, seien die Kosten für Energie und Erzeugerprodukte sprunghaft angestiegen, heißt in einer Stellungnahme der Kreisverwaltung. Es sei deshalb unklar, ob das derzeitige, ohnehin bereits erhöhte Budget von rund 9,8 Millionen Euro für das Projekt ausreiche. Den Termin für die Fertigstellung mussten die Planer bereits um drei Monate auf das Jahresende 2022 nach hinten korrigieren, "aufgrund von deutlich verlängerten Lieferzeiten und Materialengpässen bei Holz, Alu und Stahl", wie es heißt.

Ähnlich sieht die Sache bei der Johann-Comenius-Schule in Grafing aus. Bei der Süderweiterung des Förderzentrums geht man am Landratsamt sogar fest davon aus, dass die veranschlagten 11,7 Millionen Euro nicht für die Fertigstellung reichen werden. Über die Höhe der zu erwarteten Mehrkosten könne derzeit allerdings keine Aussage getroffen werden, schreibt die Behörde in einer Stellungnahme. Das deckt sich mit der Einschätzung der beauftragten Planer. "Wir wissen nicht, wann das Ende erreicht ist", sagte Sebastian Kuhn von der KMP Projektsteuerung über die steigenden Preise. In Italien etwa müssten derzeit Werke für die Produktion von Fliesen schließen, weil diese keine Rohstoffe mehr bekommen würden. Insofern könne man keine seriöse Aussage über die Gesamtkosten der Baumaßnahme treffen. "Das kann keiner aktuell beziffern, weil wir nicht wissen, wie es weitergeht", so Kuhn. Im Juni 2024 jedenfalls soll - Stand jetzt - der komplette Umbau abgeschlossen sein.

Nicht nur die weltweiten Krisen machen dem Landkreis zu schaffen

Neben diesen krisenbedingten Unsicherheiten muss sich der Landkreis allerdings auch noch mit anderen unvorhergesehenen Entwicklungen beschäftigen, die ebenfalls viel Geld kosten. So hat sich am Gymnasium Markt Schwaben während der starken Regenfälle des vergangenen Sommers gezeigt, dass das alte Dach der Schulturnhalle undicht ist. Die Folge waren schimmelige Umkleidekabinen, die zeitweise sogar gesperrt werden mussten. Nach mehreren kleineren Ausbesserungen soll das Dach nun grundlegend saniert werden. Die Kosten dafür sind momentan mit knapp 400 000 Euro veranschlagt - behält jedoch Vize-Landrat Brilmayer mit seiner anfänglichen Prophezeiung recht, dürfte es wohl auch im dem Fall nicht dabei bleiben.

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