Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Trauer um Markus Krammer

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Nach Begegnungen mit Markus Krammer war man immer ein Stück klüger: Mit Leidenschaft und Begeisterung erzählte er aus der Historie Ebersbergs, detailreich und spannend waren seine Schilderungen, sein Wissen war schier unerschöpflich. Seine ruhige Freundlichkeit und seinen Humor gab es dann noch obendrauf. Erst Anfang September hatte er noch seinen 80. Geburtstag gefeiert. Nun ist Kreisheimatpfleger Markus Krammer plötzlich und unerwartet gestorben.

"Fassungslos" habe er die Todesnachricht vernommen, erzählt Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer am Dienstag; er hat mit Krammer erst vor Kurzem noch einen netten Abend verbracht. Gefeiert wurde nicht nur der runde Geburtstag, sondern auch die Tatsache, dass sich Krammer schon seit mehr als 50 Jahren um die Kirchturmuhr von St. Sebastian kümmerte - eine von vielen, vielen Aufgaben, die Krammer ehrenamtlich übernommen hat. Die Kraft dafür bezog Krammer aus seiner Liebe zu seiner Heimatstadt und seiner festen Verwurzelung in der bayerischen Tradition. Die Freude am Brauchtum wurde Krammer, den man selten anders als in Trachtenjanker und Kniebundhose sah, in die Wiege gelegt. Schon sein Vater engagierte sich im Trachtenverein, seine Mutter war begeisterte Volksmusikerin. Krammer selbst gründete bereits als 14-Jähriger die "Ebersberger Volksmusik", Anfang der Sechzigerjahre gemeinsam mit Sebastian Obermaier auch den Ebersberger Singkreis. Beruflich war Krammer, gelernter Elektroinstallateur, bei den Stadtwerken München tätig, doch er war auch Komponist, Schriftsteller, Musiker und Heimatforscher. 1973 übernahm er das Amt des Kreisheimatpflegers, für sein Engagement wurde er 2014 mit der Bezirksmedaille in Gold ausgezeichnet. Krammer habe sich in dieser Funktion "unendlich viele Verdienste erworben", sagt der Bürgermeister. In allem möglichen Archiven forschte der Kreisheimatpfleger nach spannenden Fakten aus der Historie, in den "G'schichten aus Ebersberg" bereitete er sie auch für Laien verständlich und unterhaltsam auf. Tat sich irgendwo in der Stadt eine größere Baugrube auf, kümmerte sich Krammer darum, dass keine historischen Relikte verloren gingen. Dass heute viele der Geschichten hinter den schlichten Täfelchen an der Heldenallee, die die Gefallenen des Ersten Weltkriegs ehrt, bekannt sind, ist ebenfalls ein Verdienst Krammers: Mehr als 1000 Feldpostbriefe hat er dafür ausgewertet. "Er hinterlässt eine große Lücke", betont der Ebersberger Bürgermeister.

Der Sterberosenkranz wird am Freitag, 29. September, um 19 Uhr in der Stadtpfarrkirche gebetet. Der Seelengottesdienst findet am Samstag, 30. September, um 10 Uhr in der Stadtpfarrkirche statt, anschließend ist die Beerdigung im Alten Friedhof.

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SZ vom 27.09.2017 / moo
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