Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Trauer um Doris Jansen

Von Karin Kampwerth

Mit Journalisten und Anzeigenvertretern ist das so eine Sache: Man geht sich besser aus dem Weg. Denn für die Glaubwürdigkeit einer Tageszeitung ist es durchaus von Bedeutung, erst gar nicht in den Verruf zu geraten, hier zu kungeln. Die Süddeutsche Zeitung hält dieses Gebot des unabhängigen Journalismus besonders hoch. In der SZ-Zentrale, diesem Turm, der an der A 94 in den Münchner Himmel ragt, ist es auch kein Problem, den Damen und Herren aus der Anzeigenabteilung nicht über den Weg zu laufen. In den kleineren Lokalredaktionen wie in Ebersberg ist das schon von den räumlichen Gegebenheiten her deutlich schwieriger.

Für die Ebersberger SZ war es deshalb ein Glücksfall, als Doris Jansen 2014 die Anzeigenvertretung in der Ulrichstraße übernahm. Sie respektierte zu jedem Zeitpunkt die Trennung zwischen Verlagsinteressen und journalistischer Arbeit - und schaffte es mit ihrem fröhlichen und freundlichen Wesen dennoch, zum Team dazuzugehören. Doris Jansens Büro befand sich im Erdgeschoss der Redaktion - und es war eigentlich eine Selbstverständlichkeit, morgens bei ihr vorbeizuschauen für eine kurze Plauderei, ein paar freundliche Worte - und gerne auch einen Griff ins Bonbonglas, das immer gut gefüllt mit Gummibärchen auf einem ihrer Regale stand. Und wenn es mal nicht ein Anzeigenkunde war, der mit einem Auftrag vor ihrem Schreibtisch stand, sondern eine Leserin, die ihre Zeitung morgens nicht im Briefkasten vorgefunden hatte - für Doris Jansen war es immer selbstverständlich, zu helfen, auch wenn es gar nicht in ihrem Aufgabenbereich lag.

Doris Jansen, die in Ottenhofen im Landkreis Erding zuhause war, kannte das Lebensgefühl der Menschen in der Region, sie wusste, was Unternehmer bewegt und interessierte sich auch immer für den Menschen hinter dem Chef-Titel. Der Schock war groß, als sie vor einigen Jahren erstmals schwer erkrankte. Die Kolleginnen und Kollegen in der Ulrichstraße bangten mit ihr und waren erleichtert, als sie einige Monate später mit großer Zuversicht zurück ins Büro kehrte, inklusive gefülltem Bonbonglas. Doch das Schicksal ist manchmal ein miserabler Begleiter, Doris Jansen erkrankte erneut und dieses Mal noch schwerer. 2020 entschloss sie sich deshalb, ihre Arbeit aufzugeben. Nun ist sie im Alter von 57 Jahren gestorben. Sie hinterlässt zwei erwachsene Kinder - und bei der Ebersberger SZ eine große Lücke, denn auch wenn man beruflich streng getrennte Wege ging, so waren ihr die Kolleginnen und Kollegen menschlich sehr nah.

Wann die Trauerfeier stattfindet, steht noch nicht fest und wird zu einem anderen Zeitpunkt bekanntgegeben.

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Quelle:
SZ vom 08.05.2021
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