Mit strahlendem Gesicht hebt das blonde Mädchen seine prall gefüllte Socke empor. Rote, goldene und silberne Sterne aus Goldpapier zieren die hellbraune Wollsocke. "Die hab ich alle selber ausgeschnitten und aufgeklebt", erzählt die Fünfjährige stolz. Ein anderes Mädchen aus dem Kindergarten Bärenhöhle in Vaterstetten hat die Socke eben aus einem großen Nikolaussack geholt und ihn ihr überreicht. Fast eine Stunde haben die Kinder nach ihren Strumpfsocken gesucht. Ein paar Tage zuvor haben sie diese gemeinsam mit Goldpapier und Sternchen verziert und im Gruppenraum aufgehängt. Kurz vor Nikolaus waren die Socken plötzlich verschwunden. "Das ist jedes Jahr eine große Spannung für die Kinder, wenn die Socken weg sind", erzählt die Leiterin des Kindergartens Silke Schabert. Das Verzieren der Nikolaussocken und die anschließende Suche im Stile einer Schnitzeljagd ist fester Bestandteil der Adventszeit. "Die Kinder wären enttäuscht, wenn wir das nicht machen."
Gebastelt wird vor den Weihnachtstagen sehr viel in der Bärenhöhle. Schon vor dem ersten Advent schneiden und kleben die Vorschulkinder Hirten, Schafe und Sternenhimmel. Damit dekorieren sie in jedem Jahr ein Fenster des Vaterstettener Rathauses. Alle örtlichen Kinderbetreuungseinrichtungen dürfen ein Fenster schmücken und jeden Tag wird eines aufgemacht, wie bei einem Adventskalender. Das Fenster der Bärenhöhlen-Kinder wird am 17. Dezember geöffnet. "Wir basteln schon oftmals dasselbe. Manche Dinge haben sich eben bewährt", sagt Schabert. "Wir wollen die Energie für die Kinder aufbringen und nicht dafür, die neuesten Bastelideen zu finden." Neben den Bastel-Klassikern gibt es aber trotzdem immer wieder Neuerungen: Heuer steht im Kindergarten zum ersten Mal ein Weihnachtsbäumchen, das die Kinder mit selbstgebastelten Anhängern schmücken dürfen.
Im Kindergarten St. Nikolaus in Markt Schwaben gibt es hingegen keine festen Bastel-Traditionen zur Weihnachtszeit. "Wir wollen, dass die Kinder eine abwechslungsreiche Zeit bei uns haben und machen deshalb jedes Jahr ein anderes Programm", sagt die stellvertretende Leiterin Sabine Otto. Um dem eintönigen Basteln vorzubeugen, recherchieren die Erzieherinnen vor der Weihnachtszeit immer nach neuen Ideen. Im täglichen Morgenkreis dürfen sich die Kinder daraus dann aussuchen, was sie gemeinsam basteln möchten. In den vergangenen Jahren haben sie sich beispielsweise entschieden, einen Holzstern mit einem Loch in der Mitte, das Platz für ein Teelicht lässt, oder eine Stumpenkerze zu bemalen. Beides waren Geschenke für die Eltern der Kinder an Heiligabend. "Wir haben viele Geschwisterkinder bei uns. Das wäre ja schade, wenn dann die Eltern ein Geschenk zweimal bekämen", erklärt Otto die Vielfalt beim Weihnachtsbasteln.
Noch einmal anders sieht es im Aßlinger Awo Kindergarten Villa Kunterbunt aus. "In der Adventszeit basteln wir gar nicht so viel", sagt Leiterin Corinna Döhmen. "Wir wollen versuchen, die weihnachtliche Hektik aus dem Kindergartenalltag herauszuhalten. Das geht besser, indem wir Geschichten vorlesen oder gemeinsam mit den Kindern singen." So haben Döhmen und ihre Kolleginnen im vergangenen Jahr aus einem Adventskalender-Buch jeden Tag eine neue Weihnachtsgeschichte vorgelesen. Heuer darf jedes Kind von zu Hause ein Weihnachtsbuch mitbringen, aus dem dann gelesen wird. Eine kleine Basteltradition gibt es dann aber doch: Jedes Jahr basteln die Kinder Sterne und andere Weihnachtsmotive, mit denen dann Tische, Schränke und Fenster des Rathauses geschmückt werden. "Das ist für alle Aßlinger Kindergärten eine Tradition", erzählt Döhmen. "Alle verzieren mit."