Wirtschaft und Freizeit im Landkreis Ebersberg:Wo sind denn alle hin?

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Der Landkreis, hier im Süden bei der Gemeinde Bruck, hat viele schöne Ecken. Trotzdem kamen heuer im ersten Halbjahr weniger Gäste als Anfang 2023. (Foto: Christian Endt)

Laut aktuellen Zahlen haben heuer im ersten Halbjahr weniger Leute im Landkreis Ebersberg Urlaub gemacht als Anfang 2023. Das ist möglicherweise eine Spätfolge von Corona.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Wer zwischen Anzing und Aßling Urlaub machen will, muss keine Sorge vor dem andernorts so gefürchteten „Overtourism“ haben: Denn es kommen immer weniger Urlauber in den Landkreis Ebersberg. So zumindest lesen sich die neuen Zahlen des Landesamtes Statistik, demnach war heuer das erste Halbjahr im Vergleich zu Januar bis Juni 2023 eher schwach besucht.

So kamen in den ersten sechs Monaten des Jahres insgesamt 82 492 Gäste in den Landkreis Ebersberg, das ist laut Statistik ein Rückgang zum Vorjahr um 7,4 Prozent. Allerdings scheinen die Gäste länger geblieben zu sein, denn die Zahl der Übernachtungen sinkt lediglich um 4,5 Prozent und lag bei 181 905. Den meisten Besuch bekam der Landkreis übrigens aus dem Inland, sowohl was Gästezahlen als auch Übernachtungen betrifft, entfallen die meisten – nämlich 64 686 und 143 423 – auf Personen mit Wohnsitz in der Bundesrepublik.

Der Juni war heuer ein besonders schwacher Monat für den Tourismus im Landkreis

Besonders stark war der Rückgang im Jahresvergleich im Juni, als 17 106 Gäste und 36 698 Übernachtungen gezählt wurden. Ersteres bedeutet ein Rückgang zu Juni 2023 um ganze 11,1 letzteres immerhin noch um 6,3 Prozent. Auch im Juni kamen die meisten Touristen aus dem Inland, nämlich 12 545, und diese machen auch mit 27 047 die meisten Übernachtungen aus.

Tourismus im Landkreis
:Schön hier

Besonders bei Tagestouristen ist Ebersberg bereits jetzt ein beliebtes Ausflugsziel. Damit künftig noch mehr Leute ihren Urlaub in der Region verbringen, will der Landkreis in den kommenden Jahren kräftig in sein Freizeitangebot investieren.

Von Andreas Junkmann

Zumindest dieser letzte Monat der aktuellen Statistik war auch bayernweit von einem Rückgang beim Tourismus geprägt: Demnach ist die Zahl der Gäste im Vorjahresvergleich insgesamt um zwei Prozent auf rund 3,9 Millionen, die der Übernachtungen sogar um 5,5 Prozent auf 9,7 Millionen gesunken. In Oberbayern ist zwar die Zahl der Gäste insgesamt um 0,4 Prozent auf 1,8 Millionen gestiegen, die der Übernachtungen aber um 2,5 Prozent auf 4,4 Millionen gesunken.

Aufs erste Halbjahr gerechnet gibt es jedoch sowohl im Land, wie im Bezirk Zuwächse beim Tourismus: So stieg bayernweit die Zahl der Gäste insgesamt auf knapp 18 Millionen und damit um vier Prozent, die der Übernachtungen liegt bei 45,7 Millionen, das ist ein Plus von 2,5 Prozent. In Oberbayern übernachteten im gleichen Zeitraum 8,5 Millionen Gäste 20,3 Millionen Mal, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 5,1 beziehungsweise 3,5 Prozent.

Bei den Gästen aus dem Inland gab es einen deutlichen Rückgang – auch bayernweit

Interessant ist, welche Gäste in Ebersberg weniger wurden. So kamen zwar auch nicht mehr so viele Touristen aus anderen Ländern, der Rückgang lag für Juni im Jahresvergleich bei 1,4 Prozent. Mit 14 Prozent zehnmal so hoch fällt dieser aber bei den inländischen Besuchern – oder eben Nicht-Besuchern – aus. Noch deutlicher schlägt dies bei den Übernachtungen durch: Hier gab es bei den ausländischen Gästen sogar ein Plus von 5,5 Prozent, bei jenen aus dem Inland dagegen einen Rückgang von 9,9 Prozent.

Im ersten Halbjahr insgesamt ist es ähnlich, wenn auch nicht so ausgeprägt: Minus 7,8 Prozent bei Gästen aus der Bundesrepublik, minus 5,5 bei solchen aus anderen Ländern. Bei den Übernachtungen ist die Diskrepanz wieder etwas deutlicher: Da gibt es bei ausländischen Besuchern einen Zuwachs um ein halbes Prozent zum Vorjahr, während bei Touristen aus dem Inland ein Rückgang um 5,8 Prozent zu verzeichnen ist.

Dieselbe Entwicklung zeigt sich auch bayernweit: Im ersten Halbjahr gab es bei den inländischen Gästen zwar ein leichtes Plus von 2,5 Prozent und bei deren Übernachtungen noch um 1,5 Prozent. Der Zuwachs bei Besuchern aus anderen Ländern lag dagegen bei 9,6 Prozent, bei den Übernachtungen bei 6,8 Prozent. Im schwachen Monat Juni ging die Zahl der inländischen Gäste um 5,8 Prozent zurück, bei den Übernachtungen waren es sogar 8,8 Prozent. Dagegen kamen 12,3 Prozent mehr ausländische Gäste, die im Schnitt 9,4 Prozent öfter übernachteten.

Die gute Nachricht ist: Die Hauptsaison für den Landkreis kommt erst noch

Dass der Landkreis im Vergleich zum Vorjahr etwas weniger Übernachtungen verzeichnet, bestätigt auch Alexandra Bartl, im Landratsamt zuständig für Tourismusförderung. Dies habe wohl auch damit zu tun, dass mit dem Ende der Corona-Pandemie viele, die in den vergangenen drei Jahren in der Region ihren Urlaub verbracht haben, nun wieder auf Auslandsreise gehen. In der Folge habe sich die Kundschaft der Hotels und Pensionen wieder in die Richtung entwickelt, wie sie vor 2020 war: Im Landkreis Ebersberg übernachten verhältnismäßig viele Leute, die beruflich in München zu tun haben, etwa Handwerker oder Messebesucher.

Für den Landkreis-Tourismus bedeutender als Übernachtungen sind Tagesausflüge, etwa in den Biergarten in Falkenberg. (Foto: Christian Endt)

Allerdings weist Bartl auch darauf hin, dass die für das erste Halbjahr vorliegende Statistik die im Landkreis ohnehin eher schwachen Monate abbildet. Die meisten Gäste kämen nämlich in den Ferienmonaten Juli bis September – ob das heuer auch der Fall ist, wird allerdings erst die nächste Auswertung gegen Ende des Jahres zeigen.

Zudem, so Bartl weiter, spielten die Übernachtungen für den Tourismus im Landkreis Ebersberg eher eine untergeordnete Rolle: Die meisten Gäste reisten nämlich aus der Region für Tagesausflüge an. Wie viele das sind, lässt sich allerdings weniger einfach eruieren als die Übernachtungszahlen, darum gibt es nur alle vier Jahre eine entsprechende Erhebung. Die nächste soll ebenfalls Ende dieses Jahres vorliegen. Dann wird sich zeigen, ob es im Landkreis Ebersberg doch noch heißt „Obacht! Overtourism!“

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