Süddeutsche Zeitung

Kuriosum in der Kreisstadt:Zum Autowaschen in die Telefonzelle

In Ebersberg steht neuerdings ein blauer Kasten, der einer Fernsprechkabine gleicht. Einen Hörer sucht man darin jedoch vergebens.

Von Daniel Limmer, Ebersberg

Im ersten Moment wirkt es, wie ein Relikt aus alter Zeit. Tatsächlich steht die Telefonzelle am Bahnhofsparkplatz in Ebersberg aber erst seit kurzem da. Die Farbe, ein sehr kräftiges Blau, ist ebenfalls eher untypisch.

Daniel Werner weiß, was es damit auf sich hat. Der 27-jährige ist Co-Founder von Wash@Work, der Firma, die hinter dem Ganzen steckt. Sie bietet professionelle Autoreinigung an. Allerdings mit einem ganz bestimmten Konzept, "das unseren Auftraggebern sehr viel Zeit erspart", so Werner. Anhand eines Kundenautos zeigt er, wie das abläuft.

Mit Telefonieren hat die Telefonzelle nämlich rein gar nichts zu tun. Hinter der Tür befindet sich auch gar kein Telefon. Sondern zwei kleine, sehr stabil wirkende Tresore. "Der Kunde stellt sein Auto am Parkplatz ab und deponiert seinen Autoschlüssel mithilfe eines vorher zugesandten Codes in einem der beiden Tresore", erklärt Werner und setzt das auch gleich demonstrativ in die Tat um. "Die Buchung läuft über unsere Website."

Ein örtlicher Dienstleister von Wash@Work bringt das Auto anschließend zum Waschen in seine Werkstatt. Beim Standort Ebersberg ist die Kfz-Aufbereitung von Manfred Beck dafür zuständig. "Die Qualität des Dienstleisters und eine gute Zusammenarbeit mit ihm ist enorm wichtig für uns", so Werner. Ein paar Minuten später ist Manfred Beck auch schon da und holt das Auto ab.

Wenn Beck mit dem Service fertig ist, bekommt der Kunde eine SMS von Wash@Work mit dem neuen Standort des Wagens. Alternativ wird das Auto - falls dazu gebucht - per Bringdienst an die gewünschte Stelle gefahren. "Gerade für Ebersberger, die mit dem Zug zur Arbeit nach München pendeln, ist unser Angebot perfekt geeignet", findet Daniel Werner. Die enorme Zeitersparnis sei ihr großer Vorteil gegenüber anderen Optionen bei der Autoreinigung.

Die Idee kam während des Studiums auf

Auf die Idee für Wash@Work kam er zusammen mit drei Freunden während des Studiums. "Einer von uns hat sich immer das Auto von seinem Papa ausgeliehen" - grundsätzlich ja super praktisch. "Er stellte dann aber schnell fest, dass das Saubermachen ziemlich viel Zeit in Anspruch nimmt", erzählt Werner. Die Idee für einen Autowaschdienst war geboren. 2018 gründeten die vier das Unternehmen dann.

Auf den ersten Standort Ingolstadt folgten bis jetzt acht weitere. Darunter seit kurzem nun auch Ebersberg. Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) war sofort von ihrem Konzept begeistert und nach den Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer Bahn AG konnte alles unter Dach und Fach gebracht werden.

"Die Telefonzellen beziehen wir von der Telekom", verrät Werner. Den Gedanken, darin die Schlüsseltresore einzubauen hatten die vier schon früh. "Es ist ein Wiedererkennungswert". Ganz kostengünstig ist das Autowaschen bei Wash@Work nicht. Das liege aber an der hohen Qualität der Reinigung, so der 27-jährige. Ob die Ebersberger das Angebot annehmen? Die vier jungen Unternehmer sind guter Dinge.

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