Verkehr in EbersbergEin Bypass für die Innenstadt

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Vor etwas mehr als zwölf Jahren wurde der Einbahnstraßenring in Ebersberg aufgehoben. Nun könnte es bald wieder eine neue Verkehrsführung in der Innenstadt geben.
Vor etwas mehr als zwölf Jahren wurde der Einbahnstraßenring in Ebersberg aufgehoben. Nun könnte es bald wieder eine neue Verkehrsführung in der Innenstadt geben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Auf der Bürgerversammlung werden erste Ideen für eine Verkehrsentlastung der Kreisstadt vorgestellt. Eine davon könnte ein lange ersehntes Projekt möglich machen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Als im Mai 1977 die allererste Ausgabe der SZ für den Landkreis Ebersberg erschien, konnte man auf der ersten Seite einen Artikel darüber lesen, wie die Stadt Ebersberg ihren Marienplatz schöner machen will. Ein Vorhaben, das die Ebersberger seitdem nie aufgegeben haben, vor neun Jahren beschloss die Politik sogar ein sehr konkretes Konzept, wie man das Herz der Stadt umgestalten könne. Nun wurde auf der Bürgerversammlung eine Idee präsentiert, wie diese Aufwertung tatsächlich gelingen könnte: mit einem Bypass.

Vorgestellt hatte diese Idee Martin Steinlechner vom Büro für Verkehrsplanung und Raumplanung aus Innsbruck, das von der Stadt mit der Erstellung eines Mobilitätskonzeptes beauftragt wurde. Dieses sei nun so gut wie fertig, so Steinlechner, erste Ergebnisse stellte er am Freitagabend im Alten Speicher vor mehr als 150 Interessierten vor. Und einer der darin enthaltenen Vorschläge könnte tatsächlich dazu beitragen, den Marienplatz vom leidigen Verkehr zu befreien.

Dazu soll ein Teil des Verkehrs um das historische Stadtzentrum herumgeleitet werden. Die Idee ist, die derzeit als Einbahnstraße westlich am Landratsamt vorbeiführende Eichthalstraße in beide Richtungen zu öffnen. Im Gegenzug sollen Bahnhofstraße und Marienplatz für Fahrzeuge mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht gesperrt werden. Allerdings müsste dafür die Eichthalstraße im nördlichen Bereich bei der Abzweigung Heinrich-Vogl-Straße etwas verbreitert und am südliche Ende eine Ampel eingebaut werden.

Was sich aus dem Konzept umsetzen lässt, entscheidet auch das Staatliche Bauamt

Ob der Plan letztlich umsetzbar ist, hängt indes an der Zustimmung des zuständigen Staatlichen Bauamtes in Rosenheim - die Behörde war in den vergangenen Jahren nicht besonders entgegenkommend, wenn es um Ideen zur Verkehrsberuhigung in Ebersberg ging, welche die Staatsstraße 2080 betreffen. Was wohl auch ein Problem für andere Verbesserungsvorschläge aus dem nun vorgestellten Konzept werden könnte. So empfehlen die Planer zusätzliche Fußgängerampeln entlang der Staatsstraße, beispielsweise südlich des Klostersees.

Denn die Fachleute haben dank einer im vergangenen Jahr vorgenommenen Haushaltsbefragung ermittelt, dass gut zwei Drittel aller Autofahrten in Ebersberg die Kreisstadt entweder als Startpunkt oder Ziel oder beides haben. 40 Prozent der Ebersberger würden auch für Kurzstrecken von unter drei Kilometern Länge das Auto nehmen - erst ab unter einem Kilometer sind Fußgänger und Radler deutlich in der Mehrheit.

Deshalb gelte es, zum einen Fahrradfahren und Zufußgehen attraktiver zu machen - neben mehr Querungsmöglichkeiten der "Barriere" ST2080 etwa durch zusätzliche Radwege oder die Einführung von Fahrradstraßen - und andererseits den öffentlichen Nahverkehr zu stärken. Die Verkehrsplaner schlagen dazu unter anderem eine Ringbuslinie vor, die Bahnhof und Kreisklinik mit den Stadtteilen im Süd- und Nordwesten verbinden soll.

Zum Jahreswechsel soll das fertige Konzept dem Stadtrat vorgelegt werden

Auch ein anderes Verkehrs-Dauerthema haben die Planer auf der Agenda: die Umgehungsstraße. Allerdings, so betonte Steinlechner, gehe es nicht um konkrete Trassenplanungen, man werde lediglich untersuchen, wie viel Entlastung jeweils eine Ableitung des Verkehrs im Westen, im Osten oder durch einen Tunnel unter der bestehenden Straße bringen könnte.

Voraussichtlich Ende des Jahres soll das finale Konzept dann dem Stadtrat vorgelegt werden, Anfang kommenden Jahres könnte das Gremium dann entscheiden, welche der Maßnahmen umgesetzt werden sollen.

Auch aus dem Publikum gab es Anträge zum Thema Verkehr. So wurde auf Vorschlag von Lothar Broda beschlossen, dass sich die Stadt, sobald dies rechtlich möglich ist - eine entsprechende Gesetzesänderung ist derzeit beim Bund in Arbeit - Tempo 30 auf der Dr.-Wintrich-Straße im Bereich des Bahnhofes anordnen soll. Ebenfalls auf Brodas Initiative wurde, wenn auch knapp, beschlossen, einen Parkplatz am Marienplatz zu einem Lastenrad-Stellplatz umzubauen.

Die Stadt Ebersberg könnte dem Beispiel Grafings folgen und "Fairtrade Town" werden

Dass die Stadt alles dafür tun soll, dass das Hotel Hölzerbräu als solches erhalten bleibt und es auch wieder eine Gastronomie dort gibt, beantragte Ingrid Mumhofer. Hintergrund ist, dass das Hotel vor einigen Jahren von einem Investor erworben wurde. Nach jahrelangem Tauziehen um die künftige Nutzung hatten sich Stadt und neuer Eigentümer heuer schließlich geeinigt - kurz darauf meldete die Immobilienfirma Insolvenz an. Bürgermeister Ulrich Proske versicherte, dass man auch bei einem Verkauf des Grundstücks darauf achten werde, dass es dort weiter ein Hotel und ein Lokal gebe. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit der anwesenden Stadtratsmitglieder angenommen.

Ein weiterer Antrag kam von der Agenda 21, gefordert wurde, dass Ebersberg - wie schon die Nachbarstadt Grafing vor zwei Jahren - den "Fairtrade Towns" beitritt. Wie Bettina Friedrichs von der Agenda ausführte, seien einige Voraussetzungen ohnehin bereits erfüllt, etwa dass im örtlichen Einzelhandel und in der Gastronomie fair gehandelte Produkte angeboten werden. Auch diesem Antrag stimmte die Mehrheit der Anwesenden zu. Die Anträge müssen nun binnen dreier Monate im zuständigen Gremium behandelt werden.

Ein Baustellenklo als Ersatz für die seit Jahren geschlossene Bahnhofstoilette kommt nicht

Ein leidiges Dauerthema sprach Elvira Weißmann-Polte an: die seit Jahren geschlossene Toilette am Ebersberger Bahnhof. Wenn es schon nicht gelinge, den Bahnhofsladen mitsamt der dortigen Toilette wieder zu eröffnen, könnte die Stadt doch vielleicht wenigstens ein Baustellenklo aufstellen, schlug sie vor. Was dann aber wohl nicht lange da stehen bleiben werde, sagte Proske. Denn die Bahn sei sehr strikt, was die Nutzung ihrer Grundstücke angehe - im vergangenen Wahlkampf mussten sogar Plakate vor dem Bahnhof entfernt werden, weil sich der Schienenkonzern bei der Stadt beschwert habe, so der Bürgermeister weiter. "Ich schreibe aber gerne mal wieder einen Brief an die Bahn."

In einem anderen Punkt, der im vergangenen Jahr in Ebersberg für viel Aufregung sorgte, ist heuer allerdings Besserung in Sicht: beim Weihnachtsbaum am Marktplatz. Nachdem es im Advent 2022 wegen des etwas zerrupften Aussehens des Baumes Kritik und Spott gegeben hatte, "wird der Christbaum dieses Jahr schöner sein", versprach Proske, man habe schon mehrere Förster gebeten, nach einem präsentablen Baum Ausschau zu halten. Das sei aber nicht ganz einfach, die Auswahl schöner Bäume, die dann auch noch zum Fällen freigegeben sind, sei eher gering. "Vielleicht gibt es künftig auch einen, den man auf- und abbauen kann" - noch so eine Vision für den Ebersberger Marienplatz.

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