Sonnwendfeier nur für Frauen:"Das Weibliche ist wie ein Ozean, in dem sich die Traurigkeit von alleine auflöst"
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Kakao-Zeremonie, Licht-Ritual und Kristallharfe erwartet die Teilnehmerinnen des Sonnwendfests am 21. Juni in der Jurte in Ebersberg. Aber auch Unterstützung für neue Pläne, Geborgenheit in der Gemeinschaft und eine Feier voll sommerlicher Leichtigkeit.
Von Michaela Pelz, Ebersberg
Gerade noch war man in der ganz normalen Welt, auf einem schon unzählige Male zuvor eingeschlagenen Weg: von der Schwabener Straße an der Backsteinkapelle links abgebogen zur Ludwigshöhe, vorbei am Erdbeerfeld, die Heldenallee hoch und nach dem Parken, unterhalb vom Ebersberger Museum Wald und Umwelt, über die Wiese, Richtung Backhäusl. Doch kaum hat man die "Wandeljurte" betreten, die Miriam Boehlke und ihre Gruppe im vergangenen Jahr gebaut haben und die dort nun seit dem 22. April steht, ist alles anders.
Der ganze lichtdurchflutete Raum atmet Gastlichkeit. Schon der erste Kontakt der schuhlosen Füße mit den weichen Teppichen suggeriert das Gefühl, willkommen und genau am richtigen Ort zu sein. Felle und selbst genähte Meditationskissen am Boden sowie die liebevoll gestaltete Mitte, mit Blüten und Symbolen für die vier Elemente, tun ein Übriges.
Und dann sind da diese zwei: Martina Schmehl und Margareta Kloppenborg. Sie kennen sich seit etwa zwei Jahren und werden in der Jurte am Dienstag, 21. Juni, ein sehr spezielles Sonnwendfest abhalten. Nur für Frauen. Mit Kakao-Zeremonie und Licht-Ritual. Eine Kristallharfe haben sie auch dabei.
Wer mit solchen Programmpunkten eher selten zu tun hat, lässt sich schnell zu klischeebesetztem Kopfkino verleiten. Und hat selten so falsch gelegen.
Das beginnt beim Erscheinungsbild der beiden, mit dem sie sich weder bei der luftigen Kleidung noch in puncto Haartracht von anderen Mittvierzigerinnen unterscheiden - abgesehen davon, dass man beide für deutlich jünger gehalten hätte. Es setzt sich fort beim kurzen Ausflug in die jeweilige Biographie: Schmehl hat in Regensburg BWL studiert und dann eine Zeitlang für das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft gearbeitet. Aktuell ist ihr zweites Standbein - zum ersten später mehr - das Graphikdesign. Aus eben diesem Bereich kommt auch Kloppenborg, die einem entsprechenden Studium ein "klassisches Agenturleben" folgen ließ. Schließlich, und das ist wohl der entscheidende Punkt, sind weder die eine noch die andere weltfremde, vergeistigte Wesen sondern herzliche, offene, sehr zugewandte Personen, die oft und gerne lachen - Margareta Kloppenborg auch schon mal laut und mitreißend, während zu Martina Schmehl ein leises, vertrauenerweckendes Lächeln gehört.
Im Fokus stehen gegenseitige Inspiration und Stärkung
Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen nimmt man ihnen das ab, was ihr großes Anliegen ist: Frauen in einem geschützten Raum im Kreis anderer weiblicher Wesen zu stärken, ihnen dabei beizustehen, alte Prägungen abzustreifen und sich bewusst neu zu orientieren, sie dabei aber so sein zu lassen, wie sie sind. Es geht um Geborgenheit in der Gemeinschaft, aber auch um gegenseitige Inspiration, ein Fließen von Energie, das sich gerade an einem Ort wie dieser Jurte durch die Form besonders gut einstellt. Denn der Kreis begünstigt nicht nur den Austausch, sondern bedeutet auch "Gleichwertigkeit von allen und ist das Symbol für Vollkommenheit", so Schmehl.
Derweil zieht ein zartes Rauchfähnchen durch die Jurte. Er stammt vom gerade entzündeten weißen Salbei, der auf einem der vier kleinen Schälchen liegt, die mit den Blütenblättern die Mitte bilden. Der Rauch steht für das Element Luft, das auf diese Weise eingeladen werden soll - genau wie Wasser, Feuer (präsent in Form einer Kerze) und Erde (symbolisiert durch ein paar Halme Spitzwegerich).
Doch die Salbeischwaden haben noch eine weitere Funktion: Mit Hilfe eines Federwedels dienen sie zum Abräuchern, der Reinigung und Befreiung von negativer Energie. Genau deswegen wird dies auch bei der geplanten Feier eines der ersten Rituale sein, um den "Ballast des Alltags beiseitezuschieben". Dabei werden sich die Teilnehmerinnen zwischen Salbei und Palo-Santo-Holz entscheiden können.
Für Martina Schmehl sind diese zeremoniellen Handlungen im allgemeinen und die Sonnwendfeier im Sinne eines Rituals sehr wichtig. Dazu gehört auch das Basteln einer einzigartigen Kerze, die dann gemeinsam bei Sonnenuntergang entzündet wird. "Es geht hier um die Einstimmung auf etwas Neues, einen besonderen Wunsch, eine Neuausrichtung." Die auch sie nach den ersten Berufsjahren vorgenommen hat. Seit fast zwanzig Jahren ist die Wahl-Ebersbergerin, die ursprünglich aus dem Berchtesgadener Land stammt, als Yogalehrerin aktiv, hat dann die spirituelle Frauenarbeit für sich entdeckt und leitet nun entsprechende Kreise, Workshops und Meditationstreffen.
Bei Margareta Kloppenborg, seit 17 Jahren in Grafing ansässig, brachte die Schwangerschaft mit ihrem ersten Sohn die Hinwendung zu einem Bereich, der sie immer schon interessiert hatte. Seit 14 Jahren begleitet sie als Doula Frauen bei der Geburt, hat vor einigen Jahren die Heilpraktikerprüfung abgelegt und sich ausschließlich auf Frauen spezialisiert - von Schwangerschaft bis Wechseljahre.
Spirituelle Erfahrung ist keine Voraussetzung zur Teilnahme
Sie betont, dass bei der Sonnwendfeier jede willkommen sei, "Mutter, Tochter, Oma, Tante, zusammen oder allein", auch ohne bisherige Erfahrungen mit spiritueller Arbeit. Man dürfe sich ganz in Ruhe von den anderen tragen lassen. "Alles darf da sein: Lachen, weinen, schweigen, viel reden, tanzen, am Boden liegen ... man soll sich in der Kreisenergie von Schwestern gehalten fühlen", sagt sie. Und ihre Partnerin ergänzt, dass es absolut nicht darum gehe, ob man gut singen könne oder das Tanzen schön aussähe, sondern der Ausdruck von Gefühlen entscheidend sei. Dabei könnten durchaus auch Tränen fließen, aber "das Weibliche ist wie ein Ozean, in dem sich die Traurigkeit von alleine auflöst".
Dann greift sie zur Kristallharfe, die am 21. Juni unter anderem bei einer Entspannungsreise zum Einsatz kommen wird. Selbst ohne begleitende Worte fühlt man sich, umweht von einem leichten Wind, durch die einschmeichelnden, ineinanderfließenden Harmonien sofort tiefenentspannt. Am liebsten würde man sich in Rückenlage auf die Teppiche sinken lassen, den Blick auf die Dachöffnung gerichtet, durch die der blaue Himmel blitzt, während Wolken vorüberziehen.
Eine Kakao-Zeremonie zur Befeuerung von Herzenswünschen
Parallel dazu hat Kloppenborg ungesüßten Rohkakao aus Peru serviert, versetzt mit allerlei Gewürzen. Dieses Getränk, mit seinem runden, vollen Geschmack, wird ebenfalls Teil der Feier sein, um Herzenswünsche zu befeuern. Ausgangspunkt bei der Kakao-Zeremonie ist immer eine Frage. Etwa: Wo will ich hin? Wofür bin ich auf der Welt? Aber auch: Soll ich nach Markt Schwaben oder Forstinning ziehen? Wer seine Gedanken mit den anderen teilen möchte, kann das tun, darf sie aber auch für sich behalten. Dann geht man in sich und trinkt, "ohne zu ratschen", schluckweise bei einer kleinen Meditation. Den Abschluss bildet das oben erwähnte Lichtritual mit der selbst gestalteten Kerze. Im Anschluss wird gesungen, getanzt, geredet und es gibt vegetarische, gesunde Snacks.
Obwohl das stellenweise nach eher schwerer Kost klingt, betonen die Organisatorinnen, dass man auf jeden Fall auch eine fröhliche Feier in sommerlicher Leichtigkeit begehen wolle. Auf die Frage, ob das nicht auch mit Prosecco ginge, entgegnet Margareta Kloppenborg heiter: "Den kann man am nächsten Tag immer noch trinken, an diesem Abend passt der Kakao besser!" Am Ende fügt sie noch hinzu, dass jede Frau kommen dürfe, die sich ein paar Stunden Zeit für sich nehmen wolle, es sei auf keinen Fall ein - nun kommt dieses typische Margareta-Lachen - "Hokuspokusspirituelles Ding."
Termin: 21. Juni, 18 bis 22 Uhr. Übernachtung möglich. Ort: Jurte unterhalb des Museums Wald und Umwelt. Weitere Informationen und Anmeldung: Martina Schmehl ( www.im-kreis-der-frauen.de ) oder Margareta Kloppenborg ( www.frauen-heilkunde.info )